Die Freundin

hilft mir mit einer Telefonnummer und dem Rat, die betreffende Person anzurufen, um ein Projekt zu retten. Ich bedanke mich, als es klappt. Nach einigen nebensächlichen Wendungen am Telefon der Satz: Dafür kannste mich ja mal zum Champagner einladen. Hm. Für die Coachings für ihre Vertragsverhandlungen habe ich nichts erwartet und auch nichts bekommen, soweit ich mich erinnere.
Pflichtschuldigst lud ich sie zeitnah ein.
Berichterstattung über Intrigen beim Job.
Dann die Frage danach, ob ich mit Geschäftsführer XY immer noch reden würde (ja klar, er ist mein Kunde!), denn der Typ sei ein Betrüger und frauenverachtendes Arschloch.
Danach Genörgel über meinen Mann. Männer sollten prinzipiell bezahlen für eine Frau (das sagt mir in diesem Fall eine Feministin der ersten Stunde) und überhaupt sei er total oberflächlich und würde nicht zu mir passen. Das hätte ich doch nicht nötig, ich sollte meinen Wert bedenken. Das ganze unterbrochen von Fragen wie: Ist er reich? Hat er eine toll eingerichtete Wohnung? Wie teuer ist die? Kauft er dir Sachen?
Ich fühle mich unbehaglich. Komme in die Position, mich verteidigen zu müssen. Ich brauche solche Belehrungen nicht. Ich bin ein selbständiger Mensch und das soll so bleiben.
Dann der Frontalangriff. Ich hätte meine Statussymbole nicht nötig. Als armes Ossikind würde ich mich von der Warenwelt des Kapitalismus blenden lassen: mein Auto, meine Sachen (Wie teuer ist deine tolle Uhr? Wie nur 99?), das wäre alles nicht nötig, ich würde das nur nicht begreifen. (Danke großes weißes Missus. Ich armes kleines Negerkind weiß deine Belehrungen zu schätzen.)
Unsere kommunistischen Ideen damals… und die RAF.
Da hab ich ihr ein paar Takte dazu gesagt.

Dann, am Ende des Abends,
Sie: Du mißverstehst mich doch nicht, oder?
Ich: Nein, ich merke nur, wie exotisch wir für einander sind.
Sie: Ach, ist diese Gesellschaft nach 18 Jahren für dich immer noch exotisch? Hast du sie noch nicht durchschaut?
Ich: Nein, ich bin exotisch für dich. Du hast keine Ahnung von meinen Prägungen.

Ich wollte sie eigentlich stehen lassen. Mit ihren Problemen, ihrer Einsamkeit, ihren Krankheiten, ihrer Intrigenparanoia, dann raffte ich mich auf und sagte artig:
Danke für deine Gesellschaft heute abend.
Sie: Ach, da war ich nur Gesellschafterin?

fick dich doch ins knie

19 Gedanken zu „Die Freundin

  1. Die schimpft Dich oberflächlich – aber ein Champagner muss schon sein? Über Statussymbole lästern, wärend die Uhr abgecheckt wird?
    Die arme Frau verwickelt sich so dermaßen in Widersprüche, dabei hätte ich mein Mundwerk wohl nicht mehr höflich halten können… *g*

  2. who needs enemies…

    ich würde ihr ein piccolo rotkäppchen halbtrocken schicken und eine grußkarte mit nem pionier vorne drauf. hinten: „vielen dank für die krönung“.

  3. sätze die ich nie hören möchte – irgendwo unter den top ten: „Dafür kannste mich ja mal zum Champagner einladen …“

    *brrrrrr*

  4. Würde Sie Ihnen fehlen, wenn Sie längere Zeit nichts von ihr hören würden?

  5. REPLY:
    definitiv nein. andererseits würde ich mir mein unvermögen, mit ihr auszukommen, als versagen auslegen.

  6. REPLY:
    wohl wahr!
    nebenbei: sie haben leider den marsch durch die institutionen angetreten und sitzen allenthalben in den vollgepupsten sesseln der öffentlichen anstalten. dh. ich habe auch arbeitshalber mit ihnen zu tun.

  7. REPLY:
    das muß ich mich zu recht fragen lassen. sie hat phasen, in denen sie zugänglich und kooperativ ist. dann wiederum versucht sie, ständig an einem herumzumanipulieren. wir hatten schon mal ein jahr lang keinen kontakt wegen so einer sache.

  8. REPLY:
    heißt nix anderes, als dass man idioten nicht aushalten braucht. sind halt idioten und die zeit ist zu wertvoll, um sie an solche zu verschwenden.

  9. da du mit ihr berfulich zu tun hast bleibt dir nichts anderes übrig zu lächeln – und zu ignorieren. solche blutsauger finden einen immer wieder und sie wissen (woher bloss?) wo sie am besten treffen. abstand nehmen, zustimmen, lächeln, vergessen. und ekin rotkäppchen schicken, das würde sie nicht schnallen. aber das nächste mal auf keinen fall champagner sondern rotkäppchen bestelen – schliesslich sind diese statussymbole doch für den a* und bei uns trinkt man das nun mal, gell?

  10. REPLY:
    och nö. wir sind zu -nein jetzt kommt nicht „alt“- zu emotional intelligent „to suffer fools gladly“.

  11. REPLY:
    das mußte mir heute abend übersetzen, ich bin doch englischbehindert.

  12. Merkwürdig, ähnliches beschrieb ich gerade in einer Mail. Aber danke für den Tipp, ich bringe das auch nur noch so in Zukunft: Nicht nur der Satz «kannst mich ja mal einladen», war mir neu (ich gräme mich schon, laden mich die Freundinnen zum Essen ein, deren Bewerbungsfotos ich machte) auch dieses direkte «zum Champagner einladen» hatte irgendwie Klasse.

    Mehr so dritte Klasse. Aber das versteht sie eh nicht …

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