Derzeit

geht es nur mit Paukenschlägen und Posaunen durchs Leben.
Seit 6 Tagen nur Feiern, Essen, Freunde sehen. Mittsommer eben.
Der englische Freund, für mich einmal im Jahr ein intellektueller und naturwissenschaftlicher Übungsparcours. Wir denken gemeinsam. Ansonsten ist er ein recht anstrengender Zeitgenosse. Er muß bewegt und bespaßt werden. Aber ich habe mich auch in diesem Jahr geweigert, eine von ihm bewunderte zuckersüße, filigrane Koranerin für ihn anzusprechen. NERD hin oder her, Frauen muß Mann selber auftun.
Gestern am frühen Abend lasse ich mein Telefon für eine Stunde außer Aufsicht und gehe zwei Treppen tiefer auf einen Geburtstagschampagner. Die in der Zwischenzeit eingetroffene Nachricht auf der Mailbox läßt mich mit einem Tunnelblick durch die Stadt fahren. Der Vater liegt im Krankenhaus, der Arzt spricht von Glück, daß er überhaupt noch lebt. Neue Herzklappe, sobald im Herzzentrum ein Bett frei ist.
Auf der schlesischen Straße muß eine Radlerin bei Rot unbedingt noch ihrem Freund hinterfahren. Ich steige in die Eisen, schreie sie an. Das war knapp, du lebensmüde Schlampe. Es ist ihr nur einen hochmütigen Blick wert.
Dann eine Dachterrasse. Blumen. Duftende Rosen. Freunde. Ich darf mein Muttertier rauslassen, Hollandaise schlagen und Erdbeeren marinieren.
Ganz am Rande : man kann nach dem Genuß von Spargel, Hollandaise und kleinen Kartöffelchen sehr gut über blow jobs reden. Aber das auch nur am Rande. Es mag unfein sein, nach 0 uhr über den Job zu reden. Für jemanden wie mich, die seit Jahren nur noch die inzestuösen Gespräche der TV-Branche hatte, war es sehr angenehm. Und es ging noch weiter über Freundschaft, Wurzeln, Heimat, Wut, Verantwortung, Intrigen… und der gelbe Vollmond schlug einen flachen Bogen über dem Dach.
Als ich um drei Uhr nachts gerade in den Schlaf tauchte, drückte eine Explosion die Fensterscheiben nach innen. Dann Notsignale, dann Feuerwehrleute und Polizei, die den Hof mit der Taschenlampe ableuchten.
Vor einem Jahr brannte das Tor der Tiefgarage. Diesmal explodierte eine Gasflasche am Fuß des Baukrans im Nebenhof.

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10 Gedanken zu „Derzeit

  1. In der Tat.
    Der Vollmond war gestern quitten-, beinahe aprikosengelb.
    Fiel mir auch auf…

  2. oops, aber hoffentlich st die scheibe nicht gesprungen? hört sich ja gefährlich an!

    (und kleiner tip am rande: tun Sie sich was gutes, laden Sie frau koma zum essen ein und stellen sie sich ein wenig hilflos. dann haben alle was davon: sie kann ihr muttertier rauslassen und Sie bekommen eine selbstgemachte hollandaise zum niederknien!)

  3. REPLY:
    mit der Hollandaise lasse ich mir ja noch einreden, aber Erdbeeren würde ich nach ihrem Erdbeer-Schaumkuss-Rezept nur unter bewaffneter Aufsicht alleine mit Frau Kitty in einer Küche lassen ! :-)

  4. Bei dir auf Besuch zu sein klingt nach Abenteuerurlaub :-))

    (Hoffentlich geht’s deinem Herrn Papa bald besser.)

  5. Au weia, na Du hast ja gerade ein merkwürdiges brisantes Unterhaltungs- und Lebensprogramm. Das mit dem Vater geht hoffentlich gut! Das mit der Gasflasche verstehe ich, bei mir war das mal ein Campingwagen, der auf dem Gelände gegenüber abbrannte und die Gasflasche zündete. Da hat man noch ein paar Nächte lang Schlafstörungen. ,-(

  6. REPLY:
    kommt auf die anderen Gäste an ! :-)

    Ähem, ja. Bei mir hätte derzeit der Grand Marnier keine Chance, in die anmutige Komposition eingebunden zu werden. Nicht, dass ich derzeit sehr promillös unterwegs bin, aber Likör … auf Eis … in lauer Sommernacht … *hach*

  7. REPLY:
    so schlimm war der knall gott sei dank nicht, die fenster sind heile geblieben.
    und, frau walküre, für schaumküsse mit erdbeeren braucht man keine küche. für erdbeeren, aromatisiert mit minze, grand marnier und bedeckt von leicht geschlagener sahne durchaus.
    oder brauchen sie die waffe zu verteidigung gegen mitesser ;) ?

  8. REPLY:
    ja, die familie kommt seit monaten nicht zur ruhe, die wohnung in der chaotengegend habe ich mir leider selbst ausgesucht…

  9. REPLY:
    wir haben immer mal besuch von den mediaspree-gegnern und ihren autonomen krawallfreunden. das nervt.

  10. REPLY:
    bin ja nicht so ne likörchentrinkerin, aber das mit dem grand marnier auf eis sollte ich mal probieren.

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