Auf der Suche nach der perfekten Nähmaschine

Ich habe nicht mehr damit gerechnet, daß ich noch mal so weit komme, mir eine neue Nähmaschine zu kaufen. In den Jahren in der Jobtretmühle dachte ich sehnsüchtig an die  probenfreien Zeiten im Theaterjob zurück (heute hat man ja nicht mehr bezahlt probenfrei, sondern ist auf Hartz IV oder im Nebenjob), in denen ich den gesamten Inhalt des Kleiderschrankes vom Ex-Mann und mir, hinreißende Kindersachen, Kissen, Vorhänge und Möbelbezüge selbst nähte. Ich hatte einfach wahnsinnigen Spaß daran und war am Schluß ziemlich fit. Das Einzige, was ich nun noch lernen muss, ist Schnittanpassung und -konstruktion.

Wie schon geschrieben, es ist wieder Näharbeitsära und der Graf findet es ziemlich ok., wenn diesem Haushalt eine Nähmaschine gibt, die dem sonstigen Ausstattungslevel des Haushalts entspricht. – Selbstverständlich unter Beachtung des Umstandes, dass sie 20mal jährlich benutzt wird und nicht täglich wie die Jura-Kaffeemaschine.

Meine Anforderungen an so eine Nähmaschine sind ziemlich diffizil, denn ich bin keine Anfängerin, sondern geübt, verlange einer Maschine einiges ab und nähe:
– Kleidung aus dünnen und normalen Stoffen (öfter geplant, vor allem Sommersachen)
– Deko – Quilts, Kissen, Taschen, Vorhänge (mittel-oft)
– Säume und Reparaturen, also dicke Stoffe, vor allem Jeans (immer mal)
Meine Augen sind nicht mehr so super, gute Beleuchtung und ein Nadeleinfädler sind deshalb ein Muss. Ein paar Zierstiche fände ich fein, aber Entchen und Autochen, sowie das Alphabet in Comic Sans und Kyrillisch muss nicht sein. (Was der Hit wäre: Eine Maschine, bei der ich mir die Sticharten auswählen könnte.)
Technik mag ich, davor habe ich keine Angst. Die technische Segnungen der letzten Jahre mitzunehmen, wäre fein. Aber wiederum wäre es kontraproduktiv, wenn das gute Stück so hochgerüstet wäre, dass es nach 5 Jahren an der Steuerung krankt.

Erstmal fragte ich rum. Zunächst nur, wer mit welcher Maschine arbeitet. Coolcat hat eine Pfaff Expression und meinte, selbst sie als Profi nutze die drölfzigtausend Zierstiche nicht annähernd. Sie riet mir zu einer gebrauchten mechanischen Pfaff oder Bernina aus dem letzten Jahrtausend. Grund: Unkaputtbar. Guter Gedanke. Aber Miz Kitty ist ihr Autofahrerleben lang Neuwagen gefahren. Hm. Bei einer Neumaschine riet sie mir zur Kniesteuerung, damit ich beide Hände auf dem Stoff lassen könnte.
Die Frau Mutti hat einen so tollen Profi-Maschinenpark, dass sie mir da so gar nichts raten konnte (oder ich habe es auf Grund meiner sozialen Taubheit auf der re:publica verdrängt), außer Probenähen.
Frau Creezy hatte sehr interessante Tipps. Erstens gäbe es bei Ostpaket aufgearbeitete Veritas-und Textima-Maschinen und sie arbeitet mit einer Wertarbeit (ehemals Privileg). Die Privileg, die jetzt das Kind hat, fand ich für den Preis sehr ok.
La Primavera, gelernte Damenmaßschneiderin hat eine mechanische Huskvarna, unter anderem, weil sie nicht elektronikaffin ist (also Klartext: wenn sie sich Technik nähert, wirds heikel *duckundwegrenn*), die sie als sehr ok., wenn auch langsam beschreibt.
Ich hatte aus irgendeinem Grund Brother im Kopf. Irgendjemand hatte mal eine. …ah, jetzt fällt es mir ein, die Ex-Schwiegermutter hatte eine. (Unter mehreren anderen, ihr Hauptgerät war eine Suzuki-Industriemaschine.)
Singer muss ich nicht mehr, nach der Erfahrung mit der jetzigen (wobei diese auch die Preislage hat, die ich verlassen will, muss ich zur Ehrenrettung der Marke sagen).
Dann gibt es noch Bernina und Janome und dann läuft mir der Arbeitsspeicher über.

Ah, eine Bernina -Nähmaschine wurde mir auch empfohlen. Na das ist ja ein Schnuckelchen!

Dann werde ich mich doch mal in den nächste Wochen mit Probenähen beschäftigen.

9 Gedanken zu „Auf der Suche nach der perfekten Nähmaschine

  1. Nach deinen Anforderungen würde ich sagen: Mit Janome fährst du gut. Ich persönlich habe mir diese gekauft: W6 Nähmaschine N 1235/61 Freiarm Nutzstich-Nähmaschine
    Ich bin sehr glücklich mit ihr, empfehle aber unbedingt dann auch den Quiltfuß mit anzuschaffen. Ich bin sehr glücklich mit dieser Maschine. Einziges Manko: für manche Arbeiten hätte ich mir etwas mehr Raum unter dem Fuß gewünscht – bisher hat sie aber allen Anforderungen genügt. Vor allem ist sie absolut keine Zicke. :) Und der Support von W6, vor allem wenn man einfach anruft, ist allererste Sahne.

  2. Danke für den Tipp!
    Ich schaue ohnehin nach einer nicht so kompakten Maschine, sie darf ruhig etwas größer und schwerer sein.

  3. Das Wichtigste ist sicherlich, zunächst die Preisklasse abzustecken. Aufgrund gut 20jähriger Näherfahrung (von Kostümschneiderei fürs Theater bis zu Brautkleidern alles dabei) kann ich vielleicht auch den einen oder anderen Hinweis zum Weiterdenken geben…
    Für Qulits und ähnlich üppige Arbeiten gibt es Maschinen mit großem Durchlass (rechts der Nadel etwa 25 cm) beispielsweise von Janome. Für so eine habe ich mich nach 18 Jahren Hussqvarna (Orchidea 1250, eine Traummaschine, läuft immer noch und war, Schande über mich, noch nie in der Wartung) nach langem Überlegen entschieden. Dieser große Durchlass macht sehr viel Spaß und Sinn. Auch unterm Nähfuß gibt’s hier extra viel Spielraum, was mir sehr wichtig war.
    Auf Zierstiche könnte ich weitestgehend auch verzichten (obwohl ich derzeit vor allem mein Kleinkind benähe), aber ab einer gewissen Preisklasse sind neben Blumen oder Bordüren eben auch Autos, Herzchen und Segelboote dabei. Macht bei der Herstellung preislich nicht viel aus, erweitert aber die Zielgruppe.
    Ansonsten ist Testen wirklich das Beste, ich könnte beispielsweise niemals auf einer Brother nähen, obwohl es da Typen gibt, die bei den Nähbloggerinnen hoch gelobt werden und diese Maschinen sind auch preislich interessant. Auch neue Pfaff- oder Singermaschinen kommen für mich aus optischen und haptischen Gründen niemals in Frage.
    Ich schwankte zwischen Janome, Bernina und wieder Husqvarna (obwohl mir von mehreren Händlern von neuen Husqvarna-Maschinen aufgrund der Qualität abgeraten wurde). Letztlich ist es ein Arbeitstier von Janome geworden (Horizon 7700), ausschlaggebend war das Symphathie-Gefühl vor der Maschine, die Aussttattung, der Test bei farbenmix (da gibt es auch eine gute Tip-Liste zum Nähmaschinenkauf) und die Erfahrung einiger Nähbloggerinnen. Meine Freundin hat eine deutlich kleinere Janome, das Grundausstattungsniveau ist aber bei diesem Hersteller meiner Ansicht nach sehr hoch und gut.
    Ansonsten gilt wie in allen Lebensbereichen: Der Fehler sitzt immer vor der Maschine …

  4. Ich habe jetzt nicht auf die Preise geachtet … und beobachte das interessiert aber etwas aus der Ferne bei meiner Frau (recht professionelle und sehr genaue Näherin), die durchaus bei solchen Käufen SEEEEEEHr tief in die Materie einsteigt. Sie hat sich vor einpaar Monaten diese hier zugelegt http://www.janome.de/maschinenn/naehmaschinen/284-memory-craft-c7700-qcp.html und ist sehr zufrieden. Sie hatte vorher (und immer noch) eine recht alte Husqvana (und seit einem Jahr noch zusätzlich eine sehr gute Overlock Maschine von Babylock), die sollen aber heute nichts mehr taugen, wegen billiger Einbauteile in der Mechanik (Plastik statt Metall). Die Janome hört sich auf alle Fälle sehr satt und rund an, und näht wohl absolut erstklassig, die Beleuchtung ist meiner Ansicht nach Referenzklasse.

  5. *LOL* … ich habe die vorherigen Kommentare nicht gelesen und bitte die „Wiederholung“ zu „entschuldigen“ … (o;

    (Tach Schatz!)

  6. Die Privileg-Maschinen (und alles was an der Marke dranhängt) sind auf jeden Fall einen Blick wert. Ich bin mit dieser hier sehr, sehr glücklich geworden: http://www.otto.de/Privileg-Freiarm-Super-Nutzstich-Naehmaschine-ProComfort/shop-de_dpip_56165684-0/?ArticleRef=56165684-0-6001
    Die näht auch Jeans und dicke Filzstoffe anstandslos, sauber und fast von alleine. Ich hab ziemlich lange rumgesucht und überlegt, weil Herzchen und Blümchen natürlich Schnickschnack sind – aber wenn ich was kauf, will ich nicht nach paar Monaten was besseres haben wollen. 500 Euro für die Brother mit ähnlichen Funktionen ausgeben war nicht drin, zumal der Selbstnähwahn bei mir erfahrungsgemäß immer nur phasenweise (zugenommen, unerschwingliches Designerstück gesichtet) ist.

  7. Hallo,
    als Quartals-Querbeet-Näherin (vom derben Möbelstoff über feines Leder (auch Stiefelleder;) bis hin zu feinster Seide oder Chiffon-also ALLES) bin ich seit über 15 Jahren unkaputtbar!! (und ich habe ihr zuweilen viel zugemutet) mit einer „Stretchs & Jeans“ von PFAFF verbandelt.
    Diese Maschine ist noch original, puristisch und vielfältig.
    Inzwischen werden Neu-Maschinen zwar als PFAFF und SINGER irreführend angeboten, jedoch ist das Material und die Verarbeitung Made in China!
    Ein Bekannter als Nähmaschinen-Meister betreibt seit Jahren Studien…und die o.g. Maschinen von bis vor ca.10 Jahren sind wirklich noch „echt“.
    Auf elektronischen Schnickschnack kann ich gut verzichten (die Geräte stapeln sich „anfällig“ beim Monteur) und würde ein aufgearbeitetes Stück im Ostpaket testen (ich nähte in den Neunzigern viel mit einer VERITAS, die auch von Kinderklamotte bis Edelstoff robust blieb, sich aber leider bei einem Umzug „verlor“).
    Klar, so ein Extra-Klasse-Näh-Raumschiff ist verführerisch (und reparatur-hochpreisiger), aber als semi-professionelle Autodidaktin beglückt auch ein bodenständiges Teil.
    Ich wünsche Dir eine gute Wahl und viel Freude!
    Und der Fachmann rät vor allem:
    NIE DEN TROPFEN OEL VERGESSEN!

    • Ah mit Öl kenne ich mich aus, in arbeitsintensiven Zeiten war Freitag Maschinenreinigungstag.
      Ansonsten, ganz herzlichen Dank für die Tipps! Leider leider werden Haushaltsgeräte nicht mehr unkaputtbar gebaut wie früher, selbst von teuren, renommierten Marken. Ich denke da auch an Waschmaschinen.

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