Heute war alles einfach, denn heute ist Feiertag.
Ich stand trotzdem um 9 Uhr auf (ich wollte eigentlich bis 10 schlafen), ich war wach.
Dann pusselte ich vor mich hin: Buchweizenbrei zum Frühstück kochen, Spülmaschine und Waschmaschine anmachen, dem Grafen Kaffee bringen, frühstücken, ein bisschen lesen…
Der Graf zog sich derweil in sein Büro zurück und schraubte an einem Buch.
Gegen halb 11 hatte ich kalte Füße und versuchte, schnell meine neusten Socken fertigzustricken, um sie anzuziehen. Es waren nur noch ein paar Reihen, aber wie das so ist, genau dann zieht sich das hin.
Ich zog mir dann lieber andere Socken an und setzte mich an die Nähmaschine.
Der mit eigenem Muster bedruckte Seidenstoff wollte endlich verarbeitet sein. Nachdem alle anderen Vorarbeiten so lange gedauert hatten, ging das aber ganz schnell, denn der Schnitt des Rockes ist sehr einfach. (Zum Stoff bedrucken gibt es noch einen ausführlichen Artikel.)
Gegen 14:30 Uhr war der Rock bis auf den Handsaum fertig, den ich am offenen Fenster in der Sonne sitzend, nähte. Zwischendurch machte ich mir einen Linsenpuffer mit Salat und Blumenkohl.
Danach machte ich mich an die Endfertigung des schwarzen Sweat-Jerseyjacketts. – Letztes Paßformfeintuning und das dünne hellgraue Jersey-Futter an der Overlock zusammentackern.
Durch zu viel Bequemlichkeitszugabe musste ich ihn schnittweise viel enger machen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass der doch recht feste Stoff so nachgibt. Um 19:30 Uhr fehlten nur noch ein paar Schulterpolster, die wollte ich aber nicht mehr machen, denn ich hatte Hunger.
Der Graf hörte auch auf zu arbeiten und wir gingen etwas essen, danach drehten wir eine Runde um den Block. Es war angenehm, wenn auch frisch und die Straßen waren voller Menschen. Er zog noch etwas weiter und ich ging nach oben. Ich war ganz optimistisch, nun die letzten 7 Reihen an der Socke fertig zu bekommen, aber nach kurzer Zeit trennte ich das Stück zum dritten Mal auf. Inzwischen war es auf kurz vor 12, ich schreibe also noch kurz diese Aufzeichnung und gehe jetzt ins Bett.
Eine Erinnerung habe ich noch. Der langjährige Lebensgefährte, in Bayern aufgewachsen, kannte ostdeutsches Herrentagsbrauchtum nicht und machte mit einem aus England kommenden Freund an diesem für ihn kirchlichen Feiertag eine Dampferfahrt auf dem Müggelsee. Als sie heimkamen, waren sie völlig entnervt. Kein EC-Automat war zugänglich, damit niemand in die Banken pinkelte, alles war hackestrackezu und der Dampferkapitän holte zweimal wegen Schlägereien der betrunkenen Passagiere die Wasserpolizei.
Die anderen Aufzeichnungen sind wie immer bei Frau Brüllen zu lesen.
Der Stoff sieht ganz wunderbar aus und ich bin sehr gespannt auf den Bericht.
Jetzt hast Du mich auf den Rock neugierig gemacht. :-) Zeigst Du ihn noch – und den Schnitt?
Viele Grüße
Jaelle Katz
Nur weil das hier Vatertag heisst, kann ich keine großen Unterschiede erkennen. Um zehn vormittags torkelten 20 junge Frauen die Straße entlang und schwenkten halbvolle Schnapsflaschen. Die meisten sahen aus, als wären sie schon auf der verkehrten Seite eines Fetzenrausches.
Gegen Mittag musste ich mangels Schmerch mein Vorhaben aufgeben, nirgends hinzufahren. Da torkelten zwei Jünglinge aus einer Hauseinfahrt auf die Straße und zwangen mich zur Vollbremsung. Natürlich haben die mich beschimpft, nicht umgekehrt.
Was um die üblichen Ausflusziele herum los war, will ich gar nicht wissen.
Die Verhältnisse gleichen sich wunderbar an.