Wie immer am Monatsfünften fragt Frau Brüllen, was wir den ganzen Tag gemacht haben.
Ich war heute zum ersten Mal kurz wach, als der Graf um halb drei Uhr nachts aus Berlin zurückkehrte und schlief bis sieben Uhr weiter. Zwischen sieben und acht Uhr lümmelte ich noch im Bett herum uns las. Dann fütterte ich die Katzen und entließ sie in den dunstigen Morgen nach draußen.
Ich heizte den Ofen, machte mich tagesfein für saubere Drinnenarbeit und frühstückte. Beim Frühstück telefonierte ich mit dem Macher des nächsten Pizzaabends (es gibt dort Freitags abwechselnd Burger und Pizza) und reservierte einen Tisch für morgen. Wir wollen zusammen mit den Freunden von ein Dorf weiter hingehen.
Meine Mutter meldete sich. Sie liegt mit Fieber und Erkältung im Bett. Ich hoffe sehr, daß es wirklich nur eine normale Erkältung ist. Sie ist durch ihr Alter und ihr schwaches Immunsystem in der Risikogruppe.
Mit dem Rest meines Kaffees setzte ich mich an den kleinen Arbeitsplatz, den ich mir am Fenster eingerichtet hatte, um für den großen Arbeitsplatz nicht 50qm Herrenzimmer heizen zu müssen. Ich bearbeitete die Belege für zwei Monate aus dem letzten Jahr – verbuchen, scannen, ablegen. Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag 1-2 Monate zu erledigen, um diesen Riesenberg abzuarbeiten.
Als der Graf ausgeschlafen hatte, redeten wir noch kurz über den Brief zum Berliner Drama, der nun entweder den Deckel auf die Verträge bringen oder das Projekt scheitern lassen sollte. (P.a.L. Probleme anderer Leute, aber leider nicht zu ignorieren.) Er wollte ihn zu Ende schreiben und auf die Post geben. Ich würde mit in die Stadt fahren.
Ich zog Arbeitssachen an, sammelte Wäsche zusammen und machte eine Waschmaschine fertig. Dann suchte ich meine Arbeitsgeräte: Astscheren, Heckenschere und Sense zusammen. Bevor ich anfing, holte ich aber erst einmal noch Holz für den Abend.
Die Sonne war herausgekommen und die Katzen freuten sich, daß ich da war. Heute hatten sie nicht so miese Laune wie gestern. Es gab die ersten Insekten als besonderes Entertainment. Mimi spielte mit einer Hornisse(!), die entkräftet auf die Erde getrudelt war. Shawn machte so eine Art Horizontalbasketball. Er sprang immer wieder los und kickte mit der Pfote irgendeine unsichtbare Fliege weg.
Die Kühe machten heute ordentlich Lärm. Als ich zum letzten Mal vor zwei oder drei Wochen geschaut hatte, waren noch keine Kälber da. Ich ging zum Kuhstall und siehe da, ein Kalb stand schon in der Herde und eine der Kühe war sehr sehr dick, da kommt wohl bald das nächste.
Ich schnitt am Wäscheplatz fisseliges Gestrüpp weg. Brombeerranken, Purpurschneebeeren und junge Baumtriebe. Ein Job für jemand, der Vater und Mutter erschlagen hat. Für die Sense und die Heckenschere sind die Triebe zu hart, mit der schweren Astschere muss man Stück für Stück einzeln abschneiden. Aber mein lautes Gejammer zu dem Thema wurde erhört, die Freundin von drei Dörfer weiter borgt mir ihre Motorsense. Damit kann ich dann auch das zwei Meter hohe Brombeergewucher angehen.
Der Graf wollte mit mir etwas durchsehen, deshalb ging ich nach oben. Wir recherchierten etwas zu Statistiken und redeten über einige Formulierungen. Nebenher organisierte er neues Holz, unseres ist fast alle. Außerdem war meine neue externe Festplatte gekommen, ich schloß sie für die längst überfällige Datensicherung an meinen Laptop an.
Ich machte mir ein Brot und einen Kaffee, später ging ich noch mal raus und säte rund um die große Esche im Park Schattenrasen ein. Das hoffentlich nicht noch zu kalt dafür, aber das Gras wächst schon wie verrückt.
Gegen fünf Uhr ging ich rein und schaute, ob der Graf noch mit dem Brief zur Post kommen würde. Aber das wurde abgeblasen wegen zu spät. Er druckte die Briefe zwar schon aus, aber wir stolperten schon wieder über eine Passage im Vertragswerk, die sich erst bei sehr genauer Betrachtung und Recherche als unvorteilhaft und nicht gängig herausstellte.
Inzwischen war es dunkel geworden. Zeit, den Ofen wieder anzuheizen.
Ich ging in die Küche, nachdem ich die Katzen eingesammelt und gefüttert hatte. Ich setzte mit dem Schnellkochtopf Rinderbrühe auf, räumte die Spülmaschine aus und machte Kartoffelspalten und Knoblauchbrot warm, die mir der Graf aus der Tiefkühltruhe gebracht hatte. Dazu gab es warme Würstchen.
Wir aßen, schauten noch mal nach, ob wir uns bei der bemängelten Vertragspassage nicht irrten und ärgerten uns mächtig über diesen Kniff, den jemand reingeschrieben hatte, um andere für seine Dinge zahlen zu lassen.
Ich hing Wäsche auf und ging dann in die Badewanne und wusch mir die Haare. Und jetzt ist es viel zu spät, aber Ärger hält wach.
Die anderen Tage und Menschen finden sich hier.