Es ist der Monatsfünfte und Frau Brüllen fragt “Was machst du den ganzen Tag?”
Nun ist ja bei mir seit Montag alles anders. Nix mehr Homeoffice.
Um 6:30 Uhr klingelt diese Woche mein Wecker, nächste Woche eine Stunde eher. Da ich nicht so der Snooze-Typ bin, ich schlafe nämlich immer wieder ein und mein Blutdruck sackt dabei ins Bodenlose ab, bemühe ich mich zeitnah aufzustehen.
In anderthalb Stunden hübschte ich mich, frühstückte, schmierte mir Bürobrote, versuchte, meine Lesebrille nicht zu vergessen und um 8:15 Uhr spätestens verließ ich das Haus.
Da war noch jede Menge Zeitpuffer dabei, für den Fall, dass das U-Bahnfahren schwierig wird, im Moment komme ich lieber 20 Minuten zu früh.
Dann arbeitete ich. Das heißt, zur Zeit richte ich mir immer noch das Outlook ein (übel, was 10 Jahre Weiterentwicklung bei Microsoft an unbrauchbarer Komplexität erzeugt haben, das Journal, früher mein Hauptarbeitsinstrument, ist zur albernen Marginalie verkommen), lese mich in wichtige Dokumente ein und übe, mit den Datenbanken umzugehen. Nebenher hörte ich zu, was die anderen machten und bekam vom Chef eine Stunde Lektion in wichtigen geschäftlichen Details. Natürlich mache ich auch schon die ersten Schritte in meiner Arbeit, ich hoffe, man hat noch Geduld mit mir. Das Verrückte ist, dass man mir Dinge, die ich im Schlaf kann, beibringen will und ich wesentlich mehr Zeit für anderes brauche, was man als gegeben voraussetzt. Ich kann mit einem kurzen Briefing alles mögliche verhandeln und vermitteln. Aber Multitasking-Situationen muss ich wieder trainieren. Schließlich muss ich dem Seelchen beibringen, dass das jetzt gar nicht schlimm ist, wenn im Umkreis auf einmal fünf Telefone klingeln, ein Mailing fertig werden muss und mich noch jemand anspricht. Ich darf und muß es mir ja sortieren, ich bin schließlich nicht mehr für alles verantwortlich. Aber das wird.
Mittags isst das ganze Team gemeinsam und bedauerlicherweise hatte ich meine Reiswaffeln mit Käse und alle anderen holten sich heute Essen aus einem hervorragenden Arjuvedischen Restaurant. Nächstes Mal will ich das auch.
Nach dem Mittagessen schnappte ich noch fünf Minuten mit einer Espressotasse in der Hand auf der Dachterasse frische Luft. Dort oben ist es windumtost wie auf einem Berggipfel und das Berlinpanorama ist überwältigend.
Dann machte ich weiter. Da meine Kolleginnen derzeit sehr viel arbeiten, weil jemand im Erziehungsurlaub ist und ich noch nicht richtig einsetzbar bin, gehe ich nicht auf die Minute pünktlich, sondern tüte noch Briefe ein und mache Ablage. Präsenzkultur ist zwar nicht so meins, aber hier finde ich es als Geste sehr wichtig.
Ich stieg wieder in die U8 und es war der übliche Horror, müde, hustende Menschen, verrotzte Kinder und ab und zu ein Penner, der für das Grundodeur sorgte. In einem Monat zieht die Firma um, dann habe ich die Wahl zwischen einer ungefährlichen Radroute und einem straffen Fußmarsch von einer halben Stunde.
Zu Hause angekommen, herzte ich den Grafen und legte erst einmal die Beine hoch. Die Dauer-Sitzerei beschwert mir geschwollene Füße. Dann machte ich mir eine satte Portion Spaghetti mit Ketchup und gebratenen Wienerwürstchen. Kinderessen für die Seele.
Jetzt wird noch eine Stunde gestrickt und dann geht es ab ins Bett.
Und alle anderen Tage gibt es wie immer hier.