Frau Brüllen ragt an jedem Monatsfünften, was wir den ganzen Tag gemacht haben.
Ich stand zu normaler Zeit auf. Die Sonne schien und die Katzen, plüschige Fellkugeln, stürmten nach der kalten Nacht draußen hungrig an die Futternäpfe.
Ich heizte das Herrenzimmer und die Ostwohnung, der Graf räumte auf und ich arrangierte ein paar Kekse auf dem Teller, es hatte sich Besuch angekündigt. Ich aß neben dem Räumen noch schnell etwas Frühstück und dann überfiel mich eine Panikattacke, die klassische im Zusammenhang mit Zeitdruck und Gesellschaftskontakt. Hups. Lage nicht mehr gehabt. Das muß an unserem sehr zurückgezogenen Leben und am Winter liegen, das sind zwei Sachen auf einmal.
Die nächsten Stunden vergingen mit Gesprächen mit dem Besuch und der Planung von Internet-Access-Points im Haus. Wenn es denn irgendwann hier mal Internet gibt.
Dann war eigentlich geplant, daß wir den Türdurchbruch dämmen, der uns das Bad kalt macht, wahlweise draußen arbeiten. Aber ich machte etwas, wonach mir die ganze Woche schon war, ich legte ich auf die Wärmedecke ins Bett und schlief. Es war die totale Entspannung, die ich seit Wochen gebraucht und mir bne gegönnt hatte: Einfach nichts machen, wegdämmern, dann wieder ein bisschen lesen, kein schlechtes Gewissen, daß ich nichts tue. Das habe ich gebraucht.
Als es dunkel war, stand ich auf und machte mir einen Rest Nudeln mit Ketchup warm.
Der Graf sprach mit mir über den Entwurf eines offiziellen Schreibens und dann drehten wir, nachdem wir Holz geholt hatten, eine Runde durchs Dorf. Es war viel wärmer geworden, was man auch daran merkte, daß die Luft den Rauch aus den Schornsteinen nach unten drückte.
Ich setzte mich mit meinem Strickzeug vor den Fernseher und sah mir den vorletzten Harry-Potter-Teil an. Naja. Alles ziemlich dunkel.
So langsam finde ich den Einstieg in den Pullover ich mußte nur noch dreimal ein paar Reihen auftrennen.
Nach dem Film, der von fürchterlich viele Werbepausen hatte, schickte ich die Katzen auf Nachtschicht.
Ich war noch nicht müde und schaute mir noch Mephisto an. Ich war etwas skeptisch, ob der Film gut gealtert ist. Aber ich war angenehm überrascht. Vor allem um wie viel differenzierter und komplexer der Film gegenüber dem bösartig-hassvollen (oder satirisch überhöhten, wie mans sehen mag) Roman ist. Szabó bringt zu dem, was Mann schrieb, noch seine Erfahrungen von Künstlern in kommunistischen Staaten ein. Man merkt das. Die Balance zwischen Arbeitsbesessenheit, Anerkennungshunger und dem Sog des Systems, das einen als Aushängeschild nutzen will.
Als ich den Film das letzte Mal gesehen habe, war ich in den Zwanzigern. Ich habe damals viele Details nicht gesehen und verstanden. Der Film ist brilliant. Brandauer (den ich privat nicht mochte) ist phantastisch.
Jetzt ist es weit nach Mitternacht. Schlafenszeit.
Das heißt, die Katzen sind Draußenkatzen?
Ja, das sind Draußenkatzen. Ich habe eine Katzenallergie. Ab und zu schlafen sie tagsüber in einer Erdgeschosswohnung, in der wir derzeit ein Baustofflager haben. Da haben sie jede ein Kistchen.