Frau Brüllen fragt wieder an diesem Monatsfünften, was die Menschen aus dem Internet den ganzen Tag gemacht haben.
Nun. Dieser Freitag war ein Reisetag. Wir fahren ein paar Tage weg. Nach Dresden, um am Samstag Hinterhermsdorf am Zielort des 30km-Panoramalaufes zu stehen, am Sonntag wieder ein Stück Elbe zu schwimmen und am Montag und Dienstag ein wenig durch die Lausitz zu fahren.
Ich stand um 8 Uhr auf, machte mir einen Kaffee und räumte und kramte in fünf verschiedenen Ecken gleichzeitig. Die Wäsche, die ich gestern Mittag aufgehängt hatte, war immer noch klamm. Mein Rock mit den pinken Sternen brauchte noch schnell einen neuen Gummibund. Die Spülmaschine musste ausgeräumt und mit Gläsern befüllt werden… und und und.
Dann rief ich mich aber erst einmal zur Ordnung, frühstückte von 9 bis 10 Uhr und schaute ein wenig die Onlinezeitungen an.
Dabei meldete sich der Ersatzteilhändler für Haushaltsgeräte, dass er die Thermosicherung, die im Bügeleisen kaputt gegangen war, vorrätig hätte. Wir telefonierten kurz und er erklärte mir noch, dass er zusätzlich Quetschverbinder mitschickt, denn an dieser heißen Stelle kann man nicht löten. Das Ganze kostet mit Versand um die 6€. Das Einsenden der Bügelstation ins Reparaturzentrum nach Ungarn hätte pauschal 240€ gekostet und sicher hätte man uns erklärt, dass sich die Instandsetzung eines so alten Gerätes nicht lohnt und ob wir zum Sonderpreis von fast 450€ ein neues haben wollen. Das kann man sich echt nicht ausdenken. Seit wir erst mal schauen, ob wir nicht etwas selbst reparieren können, sparen wir Geld, brauchen aber Zeit. Der Kundendienst bringt das oft nicht mehr.* Früher hätte ich mir für 250€ ein neues Gerät eines anderen Herstellers gekauft, das ich schon länger im Blick habe. Aber wozu?
Dann räumte ich die Spülmaschine aus, nahm mir gegen halb 11 den Rock vor und sah, dass das Gummiband, das ich verwenden wollte, einen Zentimeter zu breit war. Also ging ich schnell ins Kurzwarengeschäft und kaufte 3 cm breites. Das Einsetzen ging fix, um halb 12 war ich fertig.
Ich legte alle Kleidung bereit, die ich brauchen würde. Ich durfte meinen Badeanzug nicht vergessen und der Graf, der irgendwann aufgestanden war, suchte seine Badehose.
Bei diesen Temperaturen – immer noch warm, aber mit einem Hauch Herbst – ist Sachen packen blöd. Jede Strickjacke ist mir zu warm, doch sobald es dämmert, wird es sehr kühl. Und Hosen mag ich derzeit überhaupt nicht anziehen. Für die Stadt bin ich mit meinen Röcken und Kleidern gut angezogen, aber sobald wir damit ins Sachsen auf Land kommen, bin ich haltlos overdressed. Damen-Luxus-Probleme also.
Gegen ein Uhr hatte ich alles in der Tasche verstaut. Nun klingelten wir noch schnell beim Nachbarn und baten ihn, in den Briefkasten zu schauen. Ich warte noch immer auf Post wegen der Reha und die Amtsarzttermine kommen gern übel knapp an.
Dann aßen wir schnell die Reste vom gestrigen Mangold-Hühnchen-Curry.
Der Graf musste noch mal snapchatten, ich räumte inzwischen die Gläser aus der Spülmaschine, alles schmutzige Geschirr hinein und machte noch einmal einen Rundumschlag durch die Wohnung, denn kurz vor unserer Rückkunft würde die Putzfrau kommen.
Wir beluden das Auto und fuhren noch mal ums Eck, Pfandflaschen abgeben, ein altes Vor-Urlaubs-Ritual. Dann ging es los. Im Gegensatz zur letzten Tour nach Süden waren wir schnell da. Nur die Autobahn um Berlin war leicht verstopft. Wir kamen vor 18 Uhr an.
Diesmal wohnen wir in Strehlen, einem Viertel mit Jugendstilvillen in einem alten Hotel mit modernem Anbau, das das Erlebnisgastronomie-Konzept verfolgt. Und das ist noch schlimmer als Art-Hotels mit zweifelhaftem Geschmack. An jeder Ecke wird man angekalauert. Das Badezimmer heißt FKK-Zone, der Teppich im Fahrstuhl simuliert den Sturz in den offenen Fahrstuhlschacht, an der Minibar ist ein Aufkleber mit einem Männchen, das an einem Kuheuter saugt und beim Verlassen des Zimmer fragt einen eine Checkliste, ob man Kondome dabei hat. Grau-en-voll! Netter Service und ein sauberes, praktisches Zimmer mit guten Betten würde zumindest mir reichen.
Wir packten aus und aßen eine Kleinigkeit. In Laufweite befinden sich 3 Bäckereien. Dann tändelte wir noch etwas rum und schliefen ein halbes Stündchen.
Um halb 8 gingen wir spazieren. Dabei merkten wir, dass Stehlen nicht Striesen ist und der Weg zur Elbe damit fünfeinhalb Kilometer lang war. Dafür lag der Große Garten ein paar Minuten, ein paar Dutzend Jugendstilvillen, einen Mormonentempel und ein verlassenes Bahnhofsgebäude entfernt.
Wir machte eine Runde um den Carolasee und der Graf moderierte den Sonnenuntergang.
Das, was er filmt, gibt es alles auf Snapchat zu sehen. (Was nicht meine Spielwiese ist.)
Wir schauten kurz ins Carolaschlößchen, fanden die Karte eher so „Me too!“ (aus jedem Dorf ein Hund, italienisch, spießig deutsch, Burger, hausgemachte Limonade, „Pfiffige Pfifferlingskarte“ und und…), aber dafür recht teuer. Uns war nach Bulette mit Kartoffelsalat, aber der Biergarten hatte zu. (Überhaupt musste es hier mittags stark geregnet haben, überall waren noch Pfützen und die Luft war extrem feucht.)
Gegen 21 Uhr schauten wir, dass wir in der Nähe des Hotels noch eine Kleinigkeit zu essen bekamen. Ein weiterer Biergarten hatte in der Stunde, in der wir unterwegs waren, ebenfalls schon zu gemacht. Wir landeten Garten eines Italieners, dessen Beleuchtung grade kaputt gegangen war und aßen im Licht der Straßenlaternen.
Gegen 11 Uhr wurde es dann so kühl und dunstig, dass wir ins Hotel zurückgingen.
Morgen fahren wir früh ins Elbsandsteingebirge, wo die Freundin 30km läuft, also heißt es jetzt, schnell zu schlafen.
Die anderen Texte stehen hier.
* Die Elektrowerkstätten, die früher Laurastar Bügelstationen repariert haben, dürfen das nicht mehr, seit der Hersteller den Kundendienst zentralisiert hat. Die Ersatzteile gibt es nun unter der Hand.