Bei einem Spaziergang sind wir heute in der Kulturbrauerei in eine Sonderausstellung der Sammlung industrielle Gestaltung der DDR geraten.
Ich bin immer vorsichtig mir solchen Ausstellungen, weil ich von hochemotionalen Flashbacks überfallen werde.* Ich hatte die mentale Tür zur DDR 1990 einfach zugemacht. Trotzdem steckt da noch einiges dahinter, das mich manchmal anspringt.
Aber die Ausstellung zum Amt für Formgestaltung war ok. Ich habe mich nur daran erinnert, dass ich die Vorliebe des Großvaters und der Eltern für extrem reduziertes, sachliches Design überhaupt nicht teilte. Ich wollte Opulenz und Schnörkel, Varianten und Materialpomp statt sparsamem Leichtdesign. Das war mir alles zu schmallippig.
Wie kann man sich noch voneinander unterscheiden, wenn man schon in Wohnungen wohnt, die alle den gleichen Grundriss haben und alle gleich eingerichtet sind, weil die Möbel nicht anders gestellt werden können. Dann noch alle die gleichen Kaffeetassen auf dem Tisch? Furchtbar.
Irgendwo in der Ausstellung fiel der Satz, es hätte ein typisches erkennbares DDR-Design gegeben. Oh doch. Sachliche, sehr schlichte Gegenstände, die zum Teil völlig unpassend ornamental bebildert waren, sind für mich typisches DDR- Industriedesign. Da die Entwürfe mal ganz anders gemeint waren, sei dahingestellt. Aber wenn man ein paar Motive draufklebt, verkaufen sie sich besser.
*So ein bisschen wie die Omma in Hape Kerkelings „Kein Pardon“, die immer erzählt „Wir sind mitm Bollerwerwagen sind wir…“ und in Tränen ausbricht.