Am Wochenende tauchte ein Exemplar einer aussterbenden Gattung auf. HeMans nächstälterer Bruder ist ein Mann alter Schule. Ein untersetzter Plautzenträger mit Bärenkräften, der sein Haus selbst saniert hat und dem es wichtig war, nach dem kniezerschmetternden Unfall in Italien die Harley noch sicher nach Norddeutschland zu fahren. Die Bierflasche ist ihm in die linke Hand gewachsen, während er mit der rechten meine Armaturen auseinanderschraubt, weil beide Hähne meiner Küchenwerkbank tropfen. Mein Werkzeugkasten, auf dessen bloße Existenz ich so stolz bin, ist ihm nur einen mitleidvollen Blick wert. Zum Abschied schenkt er mir einen Schraubenzieher mit auswechselbaren Bits (daß ich den hatte, hat er übersehen).
In HeMans Wohnung sitzen und Zeitung lesen, Museen besuchen, durch die Stadt bummeln, das ist alles nicht so sein Ding. Er begann nach fünf Minuten Anwesenheit die Funktionstüchtigkeit der Wohnungseinrichtung zu prüfen und nahm die ersten Gegenstände auseinander. Vor dem Kochen schliff er erst einmal unter lautem Trara eine halbe Stunde alle Messer.
Seine Frau ist nach dreißig Jahren Ehe nur noch mäßig begeistert von ihm. Er von ihr ebenso. Verträumt bedachte er mich mit Komplimenten, bis ich ihn darauf hinwies, daß es eine große Leistung sei, so lange verheiratet zu sein.
Seit er beruflich kürzer getreten ist, interessiert er sich auch für Hausarbeit. Er kocht, seine Frau kocht ja nur. Unter Anschaffung dutzender Spezialgeräte und Töpfe entstehen ziemlich leckere Speisen, die seine Frau jahrelang nebenbei genauso gut bereitet hat. Die Küche sieht danach aus wie ein Schlachtfeld. Ich hab das ja immer für einen Klischeesatz über kochnde Männer gehalten, aber es ist tatsächlich so. Suppenschlieren auf den Herd, Wasserpfützen auf der Erde und zerknüllte oder offene Verpackungen harrten des Menschen, der bereit wäre, sie wegzuräumen und zu -putzen. Dazu die obligatorischen Kronkorken, Flaschenöffner und leeren Bierflaschen überall in der Wohnung. Und damit die zwei Brüder sich nicht stritten, übernahm ich die Aufgabe. Denn HeMan ist das Gegenteil, fast zwanghaft ordentlich und sauber. Herumliegendes und Dreck werden für ihn schnell zum existenzbedrohenden Chaos.
Männer.
Aber in einem habe ich ihn ja schwer beeindruckt. Er bügelt nun auch, während seine Frau ein Leben lang nur bügelte. Und er hat sich zu diesem Zweck eine Bügelstation gekauft. Die S-KLasse unter den Bügelstationen sozusagen. Er legte mir eine Anschaffung nahe: „Das geht so schnell! Ist natürlich ein bißchen technisch anspruchsvoller, da darf man keine Angst vor haben.“ Ich konnte ihn beruhigen. Denn ich arbeite seit Jahren schon mit dem Porsche unter den Bügelstationen…
das bisschen haushalt macht sich von allein, sagt mein mann … alt, aber leider deswegen nicht unwahrer. der meinige hat gelernt, wie viel arbeit haushalt ist, als seine nunmehr-ex auszog. seitdem hilft er mir ohne murren und für den wöchentlichen großputz haben wir uns im gegenseitigen einverständnis eine helferin engagiert. über die ich jedesmal aufs neue dermaßen gottfroh bin!!
das küchenchaos bricht allerdings auch bei uns aus, wenn sweetest gekocht (oder auch nur das geschirr in die küche getragen) hat. und es obliegt in aller regel mir, das dann antweder noch am selben abend oder anderntags zu beseitigen. und nein, ich mach das nicht gern! immerhin komentiert er es erfreut – was mich dann wieder besänftigt – bis zum nächsten mal :o)
Ich bin durchaus auch 30 jahre verheiratet (sonderanfertigung), treibe mich ja gern im haushalt herum, koche (alfa romeo) und bügele (bora-kombi) und so. Allerdings hat mir meine beste freundin mal im vertrauen zugewispert, dass es eine feine balance gibt für die begeisterung der frauen für haushaltbefähigte kerle und ihre abneigung gegen allzu kocheifrige männchen. Da mich meine beste freundin nie belügt, lass‘ ich nun zuweilen das nudelwasser überschäumen oder wasche mal ne schwarze socke mit den weißen slips der liebsten. Danach umwogt sie mich immer mit so einem versauten blick…
Also, bei uns in der Küche ist auch immer die Sau los, wenn der Vielfraß mal wieder am Werk war, aber sein Chilli ist einfach zu lecker…
hihi, küchenchaos und männliche gattung sind also koexistent.
ich denke, männer können ziemlich gut kochen, wenn sie denn wollen. und sind dabei sehr sexy (hatte ja nicht umsonst mal mein herz und meinen bauch an einen gastronomen verloren).
mich macht nur die untergattung wahnsinnig, die die neu gesammelten erfahrungen mit lautem spektakel an die frau weitergeben müssen. es ist einfach blöd, darüber beehrt zu werden, wie man weihnachtsplätzchen bäckt, wenn man selbst 20 jahre mehr erfahrung darin hat. gleiches gilt für suppen, braten bügelwäsche etc.