Die Hintertreppen der Geschichte

Als die Mauer fiel und wir alle rätselten, wie Schabowski zu dem Zettel und der Äußerung „Das gilt … ab sofort.“ kam, meinte ein Kommilitone, dessen Vater in die Politik stark integriert war, daß der Grund ein ganz banaler gewesen sei: Streß, Hektik oder Genervtsein. Er wischte unsere wuchenden Verschwörungstherien mit einem Lächeln weg.
Die Rolle von Banalitäten und Zufällen als Auslöser von Geschichte ist groß und Legenden werden später geschrieben. Der Dreißigjährige Krieg begann mit einer saftigen Abgeordnetenprügelei, bei der einer aus dem Fenster flog.
Deshalb konnte ich mir ein Feixen nicht verkneifen, als hinter den Vermutungen der CIA-Verschwörung und Lockvögelei gegen Assange eine ganz einfache Geschichte auftauchte. Ich liebe solche Geschichten.

Ein Freiheitsheld auf Durchreise vögelt mit einer für seine Sache recht engagierten Frau. Die bietet ihm gleich an, bei ihr zu wohnen, während sie für ein paar Tage verreisen muß.
Inzwischen läuft den Freiheitshelden eine weitere engagierte Frau vor die Flinte. Er geht mit ihr, vögelt mit ihr, übernachtet bei ihr und macht sich nach einem gemeinsamen Frühstück vom Acker, um in die Wohnung der anderen Frau zurückzukehren. Aber siehe da, die ist nicht verreist. Ein paar Tage später kommen die Frauen in Kontakt.
Ein Schelm der Schlechtes dabei denkt. Frau2, die Partielle kontaktiert Frau1 die – für dieses Land – Offizielle mit dem Problem, der Freiheitsheld habe Sex ohne Kondom mit ihr gehabt, was sie denn nun machen solle.
Eine sehr subtile Art, jemandem mitzuteilen, sie sei nicht die Einzige und man sitze nun gemeinsam in einem Boot. Frau1 ist älter, erfahrener und mächtiger, sie überredet Frau2 den Freiheitshelden anzuzeigen. Rache ist süß.
(Männer hätten an der Stelle allen Beteiligten aufs Maul angeboten und dies wahrscheinlich auch in die Tat umgesetzt. Frauen wollen sich als staatlich sanktionierte Opfer sehen.)
Die Sache verschleppt sich zunächste wochenlang. Der Freiheitsheld will sich dem Verfahren stellen, aber es scheint keiner so recht an dem Vorgang interessiert zu sein.
Und nun, da es international knallt, wird die Sache instrumentiert…

edit: Andrea Sturm hat sich die Mühe gemacht, eingehender zu recherchieren und Quellen zu bewerten, das ist sehr lesenswert:
http://www.sturmwarnung.at/index.php/sturmblog/assange_die_schweden

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6 Gedanken zu „Die Hintertreppen der Geschichte

  1. Das ist halt so ne Sache mit der Rache.
    Ob die engagierten Mädels jetzt zufriedender sind, wage ich zu bezweifeln.

  2. schöner Bogen, den sie da vom Fenstersturz über den Mauerfall bis zur Inhaftierung des Schweizers ziehen :-)

  3. REPLY:
    Irgendwie auch eine ganz schön armselige Nummer von den Frauen. Aber gut, so werden Märyrer gemacht. Und das alles nur um eine leicht unappetitliche Seitensprung-Sex-Geschichte.

  4. als medialer popstar [haha, …] sollte man auch schon mit ende dreißig wissen: vögel niemals nimmer feministinnen und schon garnicht frauen die zu dir aufschauen. das ist gefährlicher als jeder geheimdienst. das habe ich selbst normalsterblicher immer schon beachtet.

    in der konstellation von einem seitensprung zu sprechen finde ich übrigens auch sehr … naja.

    und überhaupt: „Einen neuen Haftbefehl, wieder einschließlich Vergewaltigungsverdachts, erwirkte eine neue Staatsanwältin: Marianne Ny aus Göteborg. Sie hob hervor, dass nach schwedischem Recht Nötigung oder Vergewaltigung in einem minder schweren Fall vorliegen kann, wenn sich eine Frau nach dem Sex unwohl fühlt oder sich ausgenutzt vorkommt.

    in schweden wäre ich wohl stockschwul.

  5. REPLY:
    Es ist wirklich komisch. Ich habe von vielen Männern gehört, daß die offensive Art der nordeuropäischen Frauen sie sehr verwirrt hat.
    „Wollen die ständig poppen? Das ist ja genial!“ im beschriebenen Fall deutet aber das Verschleppen des Männchen in die Höhle des Weibchens auf weitergehende und exklusivere Ansprüche.

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