Der gute Mensch von Charlottenburg

Vor 10 Tagen klingelte die Polizei bei mir. Jemand hatte versucht, auf der anderen Straßenseite ein Halteverbotsschild aufzustellen und das sei an den Kotflügel meines Autos gekracht. Sie übermittelten mir die Personalien und die Zusicherung, daß der Mann seine Versicherung bereits benachrichtigt hätte.
Da in dieser Woche auf meiner Straße die Hölle los war – 10 LKWs einer Filmfirma, zwei Lichtkräne und auch noch zwei Bagger, die den Fußsteig aufrissen, bewegte ich den Wagen nicht von der Stelle, sondern besichtigte nur kurz den Schaden. Einige sehr präsente Kratzer, eine Neulackierung wäre in jedem Fall nötig, bevor ich den Wagen zurückgebe.
Als ich am Samstag HeMan die Stelle zeigte, kam der Juwelier, der seinen Laden in unmittelbarer Sichtweite hatte, vor die Tür: Ob uns die Polizei benachrichtigt hätte. Er hätte die Sache gesehen und darauf bestanden, daß der Mann, der das Schild aufstellte, die Polizei holte.
Ich bedankte mich bei ihm sehr herzlich, denn schließlich ist es in den C-Burger Straßen normal, Kratzer und Schrammen kommentarlos zu hinterlassen als zu tolerierende Schäden im Parkplatznahkampf.
Heute nun kaufte ich eine Flasche Cremant, wickelte sie in Geschenkpapier und wollte sie in seinem Laden abgeben – und bekam sie wieder in die Hand gedrückt. Er sei Moslem und trinke keinen Alkohol. Außerdem sei so etwas selbstverständlich. Die Menschen müßten füreinander da sein. So trabte ich denn gerührt und etwas bedrippst nach Hause.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Leben von kitty. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

7 Gedanken zu „Der gute Mensch von Charlottenburg

  1. … ich will jetzt niemanden ströbelig machen, aber ein schönes sinnbild für etwas, was ich mal in marokko gesehen habe: eine moschee, eine christliche kirche und eine synagoge. alles in einem ort. und in sichtweite …

    prost!

  2. REPLY:
    also wenn sie die woche mal raus wollen, durch den nieselregen in den feldern spazieren – Sie und Ihr cremant sind mir willkommen!

  3. REPLY:
    schöner gedanke! ich bin aber blöderweise mit termine festgezurrt wie ein wackelndes gepäckstück. (hat irgendjemand ein messer?)

Kommentare sind geschlossen.