Vor einer Woche trudelte bei mir ein A4-Kunstdruckblatt ein. Eine Einladung zu einer Kunstausstellung im Keller von Boss Orange in der Münzstr. Drin befindlich ein Einlegeblatt, das mir, ebenso kunstfertig gedruckt, wie formuliert, offerierte:
Wir laden sie ein, die neue Kollektion bei uns im Boss Orange Store – gerne auch bei einem persönlichen Termin mit unseren Mitarbeitern – zu entdecken.
Nun kommt mein englischer Lieblingsfreund endlich wieder einmal nach Berlin. Der arbeitet zwar in London, aber so entsetzlich viel, daß er die Haufen von Geld, die er verdient, dort garnicht ausgeben kann. Als wir im letzten Jahr in dem Laden waren, hat er sich komplett neu eingekleidet und fand eine der Verkäuferinnen allerliebst.
Also dachte ich mir: Kitty, biste helle und machst einen persönlichen Termin aus.
Das Telefonat verlief wie folgt:
Hugo: HugoBossStoreKarinaKrasuschewski*GunTag
Icke: Ja, ich habe von ihnen ein Schreiben bekommen und möchte daraufhin einen persönlichen Termin zur Sichtung der neuen Kollektion machen.
Hugo: Wie?
Icke: Ein Freund von mir ist aus London da, der kauft wahnsinnig gerne bei ihnen ein. Ich möchte diesen Termin vereinbaren.
Hugo: KannIchIhnenNichSagenMußIchFragen. (schlurft weg und kommt nach zwei Minuten wieder) Sie können gerne jederzeit zu uns in den Laden kommen, Verkäufer sind immer da, die zeigen ihnen auch die aktuelle Kollektion, die hängt ja schon.
Icke: Ja, das ist mir bekannt. Ich möchte bitte einen persönlichen Termin vereinbaren, der Freund kommt am Freitag. Wie weit im voraus muß ich mich anmelden?
Hugo: Wir haben auch Freitag offen.
Icke: (lese zunächst den oben zitierten Passus aus der Einladung vor) Das hat ihr Geschäft an mich geschickt. Ich nehme das lediglich wörtlich. Also: Kann ich Samstag mit ihm kommen? Reicht es, wenn ich Freitag anrufe, um einen persönlichen Termin zu vereinbaren?
Hugo: Au, Samstag ist ganz schlecht. Da ist immer so voll. Und wir arbeiten schon mit einem weniger und Samstag sind wir zwei weniger.
(…)
Ich glaube, das reicht.
*Name selbstverständlich geändert.
die menschgewordene Sammlung von Lebensweisheiten :-) meint dazu nur: Eine Kette ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied …
Zum Thema „Außen hui, innen pfui“ weiß ich ebenfalls ein Erlebnis beizutragen:
Der Demel (http://www.demel.at/frames/index_demel.htm) ist eine DER Traditionskonditoreien in Wien und wurde sogar von Friedrich Torberg in der „Tante Jolesch“ mittels einer äußerst ergreifenden Anekdote verewigt, in der die „Crème du Jour“, eine täglich wechselnde Cremespezialität, eine große Rolle spielt. Diese Crèmes du Jour gab es sehr, sehr lange Zeit das ganze Jahr hindurch – auch der beste aller Ehemänner hatte sie genossen, und als er nach einigen Jahren der Demel-Abweisenheit an einem Wintertag mit mir diesen Ort aufsuchte, bestellte er ebendiese Crème du Jour, woraufhin die Bedienung nur meinte: „Nein, leider, Eis haben wir um diese Jahreszeit nicht.“
Wir waren seitdem nicht mehr dort.
das ist der laden (in berlin, sehr wohl!) wo ich mal rein wollte und der türsteher guckte mich *angsteinflössend* ein. eigentlich wollte ich da was kaufen, habe es aber gelassen. ich habe es nicht nötig mich so abschätzig anstieren zu lassen. seitdem wird die marke aber eben auch komplett ignoriert. sie sollten ein buch rausbrinegn: how to loose a customer – wie man seine kunden vergreult. ich mache ab und an den personal shopper, da habe ich solche leute gefressen, aber für mich ist mir das zu anstregend mich mit solchen dummbratzen zu befassen.
Köstlich… wirklich gut. Besser kann man es nicht machen.
REPLY:
ist die crème de jour kein eis? sonden so was ganz ganz leckeres, das man fast einatmen kann, ohne es auftauen zu müssen? lecker!
REPLY:
ich möchte nicht wisen, was die pr-aktion gekostet hat. eine kunstausstellung, diese schweineteuren folder, die leute, die ihren elitären hirnschmalz für konzept und text angestrengt haben und da kommt dann so eine schnalle und sagt ham wa nich.
Allein der Fakt, dass die Dame „schlurft“ enttäuscht mich zutiefst. Man rechnet eher mit energisch-konzentrierten Schritten.
Und Du bist Dir sicher, nicht im sagenumwobenen Textildiskont gelandet zu sein?
REPLY:
ich gebe zu, daß das schlurfen mehr metaphorisch gemeint ist. wenn ich mich recht erinnere, hatte sie diesen hochenergetischen gang des rasenden stillstands…