Über Nacht

Sollte ich jemals den Beruf wechseln wollen, so könnte ich eine Karriere als Dopingspürhund beginnen. In das Kostüm eines freundlichen Schäferhunds gewandet, würde ich an Sportlerblut lecken und keine zwei Studen später gäbe es eine Reaktion.
Knurren und Zähnefletschen – Testosteron
Rennen und Springen – EPO
Lautes Heulen – Wachstumshormone.
Sämtliche um mich bemühte Endokrinologen waren immer sehr erstaunt darüber, daß die geringste Dosisänderung von Hormonen binnen kürzester Zeit auf meine seelische Verfassung durchschlägt.
Zu wenig Schilddrüsenhormon äußert sich in kehliger Stimme, dem Aktionsradius eines übergewichtigen Rollstuhlfahrers und: „Uäh, ich geh mal schlafen.“ Zu viel in: „WaswillsuAlda?“ und hamsterartiger Nachtaktivität.
Zu viel Östogen läßt mich hysterische Zustände erleben. Immer emotional vibrierend und ängstlich zugleich, ständig nah am Wasser gebaut und binnen Tagen an strategisch wichtigen Stellen sofakissenweich gepolstert. Außerdem singe ich dann einen glockenhellen Sopran.
Zu wenig Östrogen läßt mich fragen: „Sex? Das ist doch dieses alberne Gesellschaftsspiel?“, Pickel sprießen und meine Gedanken sind denen des Griesgramschlumpfs nicht unähnlich. Meine Stimmlage ist ein düsterer Mezzosopran.
Vor drei Tagen folgte ich dem Rat des eines Arztes und versuchte mein Glück mit einem pflanzlichen Damenpräparat gegen allzu viele Wechselzustände. Und siehe da, die Nebel, die mein Hirn wochenlang umwölkten, lösen sich auf, am Hirnstamm zucken schon wieder die ersten bläulichen Blitze der Aktivität. Ich verliere binnen zwei Tagen drei Pfund (Wasser wohlgemerkt, das bedeutet auch in der Nacht fünfmal aufs Klo). Heute morgen wache ich auf , hebe langsam den Kopf und Rauch entsteigt meinen Nüstern. Ich peitsche mit meinem schuppenbesetzen Schwanz das Bett und fliege kurzerhand los, ein paar Jungmänner frühstücken. Spaß beiseite. Ich vibriere vor Energie, sobald mir was querkommt, hab ich son Hals und in meinem Kopf raunt es leise: Pardon wird nicht gegeben. So müssen sich die jungen Araber in der Reichenberger fühlen, wenn sie ihre Supercheckerautos besteigen.

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15 Gedanken zu „Über Nacht

  1. „Heute morgen wache ich auf , hebe langsam den Kopf und Rauch entsteigt meinen Nüstern. Ich peitsche mit meinem schuppenbesetzen Schwanz das Bett und fliege kurzerhand los, ein paar Jungmänner frühstücken.“

    *vorlachenumfall*
    [Nicht, dass ich das nicht glauben würde – aber die Formulierung … !!!]

  2. Ich werde beizeiten auf Sie zurückgreifen!
    Wunderbar geschrieben, Madame ((o:

  3. REPLY:
    immer gut wenn einer schon vorher testet, was da auf einen zukommt. und ich sage ihnen: so habe ich mir das nicht vorgestellt. wechseljahre. pah!

  4. Ist Ingwer in dem Präparat. Ingwertee stellt sowas mit mir an …

    Supachecka-Autos, wir wollen doch bitte nicht ausschreiben, was nicht ausgeschrieben gehört! Auch wenn Dich gerade die energy so over floated, honey! ,-)

  5. Hm… bei mir ist es genau anders herum…
    Ich denke manchmal, daß ich irgendwie hormonresistent sein muss…
    Früher hab ich rein gar nix vom Testosteron gemerkt, obwohl ich laut meiner Endokrinologin sehr viel davon hatte…
    Aber von wegen Testosteron macht aggressiv… ich war immer schon ein Lämmchen ;)… auch früher…
    Und heute ohne Testosteron, dafür mit Östrogen…
    Ich merke überhaupt keinen Unterschied! Nix, null, nichts, nada!
    Und mit weiblichen Rundungen ist leider auch nicht viel… trotz Östrogen *seufz*…
    Also, wollen wir tauschen ;)…? (wenn das denn ginge…)
    Viele Grüße
    Aurisa

  6. REPLY:
    da ich selbst ein auto fahre, bei dessen anblick junge südländer überholen, auf einer höhe bleiben, das fenster runterlassen, um dann den reeeespekt-voll ausgestreckten daumen zu zeigen, ist es unumgänglich, das wort auszuschreiben.

  7. REPLY:
    schwierige sache. mental bin ich ohnehin ein kerl, wenn die hormone nicht wären.

  8. REPLY:
    Okay sehe ich ein. Aber mit dem sich überholen lassen ist bitte ab sofort Schluß, ja? Wozu nimmst Du den jetzt so’n Speed?

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