Alles im Eimer

Heute haut mir die Schüchternheit mal wieder die Beine weg.
Ich habe kein Problem, ein größeres Auditorium zu entertainen und/oder zu belehren, ich liebe Lesungen und Vorträge, auch meines eigenen Krams.
Aber sobald es um ein zwangsloses berufliches Treffen von bisher weitgehend unbekannten Leuten zwecks Kontaktaufnahme und Smalltalk geht, herrscht bei mir der innere Ausnahmezustand.
Als würde mir einer sagen: Jetzt aber los, wir dachten schon, Sie kommen nicht mehr!, mich auf die Bühne schieben und dann stehe ich da und – Was hatten die gesagt? Die Arie der Königin der Nacht? Ich??? Aber ich kann doch den Text garnicht! Und singen kann ich auch nicht!!! Jedenfalls nicht so hoch und nicht so laut…
Und dann wache ich schweißgebadet auf.

Ich glaube, das werde ich im Leben nicht los.

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2 Gedanken zu „Alles im Eimer

  1. Ich kannte so einige mit diesem Problem. Es gibt dafür eine sehr nette und amüsante Schulungsmöglichkeit. Das ist der Verein der Toastmasters, der sicher auch in Berlin vertreten ist. (Normalerweise findet alles auf Englisch statt, aber in großen Städten gibt es mitunter auch deutsche Vereine.)
    In einer kleinen Gruppe finden zweimal im Monat Zusammenkünfte statt. Eine der Disziplinen ist „Table Topics“. Da wird man etwas gefragt, wovon man in der Regel keine Ahnung hat. Dann muss man wie ein Politiker 2 Minuten herunterbiegen.
    Es ist eine extrem gute und dabei auch lustige Weise, um sich der angesprochenen Hemmungen entledigen. ich habe es erst mit 35 Jahren kennen gelernt, was sehr bedauerlich ist. Man sollte das schon zu Studentenzeiten lernen.
    http://www.meisterredner.org/
    Einen Verein habe ich nachgeschlagen. Aber es gibt sicher mehrere, weil die Vereinsgröße auf 40 beschränkt ist.

    Man kann das aber loswerden. Dafür gibt es genügend Beispiele in meinem Bekanntenkreis.

  2. Als ich 1990 als „Jungingenieur“ im technischen Aussendienst auf die Menschheit losgelassen wurde ging es mir auch so: Lampenfieber, reiner Technokrat, saß auf Parties meist alleine usw… Mein damaliger, erster Chef war ein 1,5 Meter großer Riese mit einer tiefen Stentorstimme, der es schaffte allein mit seiner Persönlichkeit und seinem Auftreten um sich herum immer so eine Art Aura zu erschaffen. Dazu war er einbegnadeter Redner, der ohne jedes Manuscript eine Bühne betrat um sein Publikum dann mit einer Karaokeveranstaltung mitzureißen.
    Dieser Mann hat mir 3 Wochen lang jeden Morgen einen einfachen Alltagsgegenstand in die Hand gedrückt, mit der Maßgabe ihn jeweils 20 Minuten darüber zu unterhalten. Frau Koma, reden Sie mal 20 Minuten über ein Streichholz oder eine Büroklammer oder den Clip eines Kugelschreibers.

    Wenn Sie das können, und das ist echt nur Übung, dann sind Sie’s los…..
    :-))

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