Am Sonntag abend in C-burg. Ein ganz schlichter Grieche, einer der schon ewig da ist, nix ambitioniertes. HeMan und ich wollen nur noch schnell eine Kleinigkeit essen. Dann bleiben wir länger und kommen ins reden, denn die Musik ist cool, Rock und Pop der 70er, mitunter auch simple Schlager. Ich singe mit. So wie die Herde, die den Tresen umlagert. Nicht mehr jung, zum Teil uralt, alle in beigefarbenen Klamotten, zerzaust, wintergesichtig, mit Bierplautzen und Tränensäcken. Sie kippen Ouzo und grölen mit.
Eine verlebt aussehende Rothaarige steht plötzlich an unserem Tisch. Ob uns die Musik stört. Wir verneinen. Im Gegenteil: tolle Stimmung und klasse Musik hier. Ja, sagt sie, das wäre gut so, schließlich wäre das die Trauerfeier für ihren Mann. Und da haben sie sich geschworen, seine Lieblingsmusik zu spielen.
Sie kam an diesem Abend noch öfter. Immer mehr in Schräglage, emotional immer aufgerissener. Erzählte davon, daß er einfach tot umgefallen sei, mit 49. Daß sie erst ein Jahr und 11 Monate verheiratet waren. Daß sie uns rät, jeden Tag zu genießen und jetzt schon zu besprechen, wie wir begraben werden wollen.
Dann kam ein Rosenverteiler. Drei rosa Rosen für mich.
HeMan begann bei so viel Konfrontation mit dem Leben rational zu räsonnieren und nach Luft zu schnappen. Ich heulte.
Als wir gingen, lag die Frau an der Schulter des Rosenmannes und schluchzte: so früh, warum bloß?