6.9. 10

Zwecks Prokrastination geht jetzt das Tagebuchbloggen weiter. Eigentlich ist Homepagebasteln angesagt.
Ich sprang am Montagmorgen aus dem Bett und war recht eilig. Ein Termin um 9:30 Uhr ist für mich vor dem Aufstehen, so dekadent es klingt.
Ich hatte mir für eine Stunde einiges von der Seele zu reden. Je älter man wird, um so weniger verwundert einen das Lebensdrama. Noch sind wir nicht im letzten Akt, die großen Verluste und der Tod der Akteure sind noch fern. Wir sind mitten drin, aber keine Illusionen: die Peripetie haben wir wahrscheinlich längst hinter uns. Jetzt ist die Zeit der retardierenden Momente. Die Zeit der Déjà-Vues und des „bitte nicht schon wieder“. (Btw: es könnte sein, daß wir uns in einem ziemlich schlechten Film befinden. Who cares?)
Ich kam zurück und schob Socken und Zahnbürste in meinen Rucksack. – (Vor 20 Jahren waren es noch ein großer Koffer, die Katze im Korb und eine Menge Ungewißheit, die dazu kamen.) Meine Absicht? Konzentration. In Ruhe arbeiten. Weiterkommen. Ohne schwankenden Horizont. Mehr nicht.

Ich kam in meinen angestammten Rhythmus: Diffus rumhängen bis mittags und von Nachmittag bis zum späten Abend der Schaffensschub.
Zwischendurch füllte ich die Badewanne mit einem Kilo billigem Vollwaschmittel, Wäscheweiß und jeder Menge heißestem Wasser. Mein Patentrezept, um alte Wannen wieder weiß zu bekommen. – Einfach über Nacht stehen lassen.
Ein Amtsschreiben war nach nachdrücklichem Tritt des Anwalts innerhalb einer halben Stunde fertig. Die Homepage bekam Substanz, wo vorher nur hohles Gerede stand.
Gegen 22 Uhr Martini-Time. Dann langsamer Landeanflug mit den letzten Formulierungen des Tages.
Bett beziehen, hinlegen, etwas lesen, die Augen schließen und wach bleiben, weil das Herz durch den ganzen Körper tobt.

Ich kann hervorragend allein sein. Ich möchte es nur nicht.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Leben von kitty. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

9 Gedanken zu „6.9. 10

  1. „schob Socken und Zahnbürste in meinen Rucksack …“ – *schmunzel* achso, du also auch? hier nimmts langsam form an, es stehen nur noch die bücher nebst regalen u etwas kleinkram im ehemaligen haus herum. dafür nimmt der beziehungsscheiß noch einmal (letztmalig?) fahrt auf und torpediert das arbeitsleben.
    hach, ich würde auch gern wieder in den noon-to-night-rhythmus zurückfallen dürfen. nur kollidiert das so sehr mit den büroabläufen hier …

    which reminds me *hüstel* schnell wieder ans werk zurück!

    viele grüße + alles gute!

  2. REPLY:
    ach es entspannt sich grade gott sei dank. und ich hab mein leben wieder :)

  3. REPLY:
    frau casino, sie haben recht.
    schon als ich das aufschrieb, war mir klar, daß im bürgerlichen drama alles nicht mehr so heiß gegessen wies gekocht wird. aber ich bin halt ne rampensau. es klang so gut.

  4. Aus meiner Erfahrung kann ich behaupten, dass bei mir die Peripetien (und ich schreibe bewusst die Mehrzahl !) erst begonnen haben, als ich dieses Thema für mich erledigt geglaubt hatte. Aubrey McFatum ist immer für Überraschungen gut …

  5. Ich kann hervorragend allein sein. Ich möchte es nur nicht.
    Um diesen Satz beneide ich Sie, den werde ich in mein Zitate-Kästchen legen und bei bester Gelegenheit anwenden.

  6. über deine wortwahl „peripetie“ hab ich jetzt ne weile nachgedacht und darüber, wie sich diese umschwünge ja eigentlich wiederholen in den heutigen lebenswegen, anders als in den klassischen tragödien, einfach weil man immer wieder neu anfangen kann und nicht jedesmal stirbt. ich glaube ja, man wiederholt seine geschichte so oft, bis man sie verstanden hat, stand doch bei jorge neulich? und wird dabei jedesmal ein bisschen fitter und ein bisschen cooler und weiser.

    du bist ja auch nicht allein, außerdem :)

  7. REPLY:
    na da kann ich ja noch gespannt sein. ich hab ja erst die hälfte hinter mir, das vergesse ich gern.

  8. REPLY:
    :) tun sie das.
    ob und wie so etwas zu leben ist, weiß ich nicht.

Kommentare sind geschlossen.