6.10. 10

Da mir die im Nestchen herumstehenden Kisten langsam aber sicher auf die Nerven gehen (woran liegt das eigentlich, daß ich in neuen Wohnungen immer Ecken mit Umzugs- und Renovierungsramsch zulasse?), begann ich einen morgendlichen Großeinsatz.
So gegen Mittag verlief der natürlich auch etwas im Sande bzw. in Pusseleien. Aber immerhin hängt jetzt endlich dieses IKEA-Dingens aus Nylon mit den Schubladen im begehbaren Schrank und die Werkzeuge und Materialien sind grundsortiert für den Weg in den Keller.
Daß ich aus dem Keller Berge von Klamotten holen muß, zum sortieren und verstauen, ist noch mal eine ganz andere Geschichte.
Nebenbei: In meinem Hof verfärbt sich gerade ein Ahorn. Ein Anblick, der einem ein wenig die Angst vor dem Herbst nimmt.

In meinem Räumanfall riß ich dann auch noch eine etwas altersschwache Jalousie vom Fenster. Höchste Zeit, daß ich die Stahlseile für die himmelblauen Musselinvorhänge ziehe (die ohnehin dann immer offen sind).
Das mit den Vorhängen gestaltet sich nicht so einfach. In den Wänden sind immer noch die alten Halterungen für Gardinenstangen, da läßt sich einfach ein Stück Flacheisen einschlagen. Die eingelassene Vorhangschiene am Bett braucht Gleiter mit kleinen Klemmen im T-System. Beides, T-Schienen, wie auch die Flacheisen sind längst nicht mehr gebräuchlich und deshalb nur noch zu Märchenpreisen oder garnicht mehr erhältlich. Ich muß dringend in den Eisenwarenladen am Savignyplatz gehen, vielleicht haben die noch solche Sachen.

Am Nachmittag verhieß das Wetter genügend Licht für die geplante Fotosession. HeMan hatte uns seine Fotoausrüstung überlassen.
Wir würden uns wieder am Potdamer Platz treffen, wie auch schon für die zwei vorangegangenen Sessions. Die letzte ging mit einem Diebstahlschaden von 2.500 € einher, für die meine zahlreichen Versicherungen grade mal 200 € zahlten. Ein wenig Muffensausen hatte ich da schon, Equipment für 4.500 € mit mir herumzutragen, das nicht einmal mir gehört.
Ich malte mir ein wenig im Gesicht herum und kämpfte mit Bürste, Föhn und Haaren. – Der Tribut an meine für mich exotische Haarlänge. Dann nutze ich die öffentlichen Verkehrsmittel, um mit einer Viertelstunde Verspätung da zu sein.
Wir machten anderthalb Stunden lang eine Runde ums Sony-Center und den Bahntower, immer den Lichtreflexen der Fassaden und der sinkenden Sonne hinterher.
Seit einer Fotosession aus Zufall am Rande eines Kurzfilmdrehs lasse ich mich gern für Jobs von Matl fotografieren. Wir wir waren in den letzten sechs Jahren dreimal hier. (Diese Fotos packe ich in die Kommentare, sonst wirds hier zu exhibitionistisch.) Jedesmal entstanden die Favoriten auf einer Strecke von vielleicht 20 m zwischen dem Bahn-Tower und dem Eingang zum Filmmuseum. Hier scheint gutes fotografisches Karma in der Luft zu liegen. Vor allem für einen Fotografen, der statt Werbefotograf – obwohl die Karriere schon erfolgreich lief – lieber Filmemacher und Videokünstler geworden ist:
http://www.beepworld.de/members7/weusidoch/
http://www.artreview.com/video/video/listForContributor?screenName=2rc1r5kclepxl
Obwohl ich so unbedarft wie nie in eine solche Situation reingegangen war. Ich hab ja derzeit so gar keine Meinung zu meinem Äußeren, nenne mich zärtlich den kleinen Wal und weiß auch nicht so recht, was ich denn darstellen soll(te) für meinen Babeltext-Container. Vielleicht war das genau das Richtige. Nicht getrieben zu sein von zu erfüllenden Vorstellungen.
Als wir fertig waren, waren wir beide fertig. Matl fuhr noch zu einem Termin, hielt den aber kurz, weil seine Erkältung zurückgekam und kroch ins Bett und ich kaufte mir auf dem Rückweg eine Fläschchen Underberg, weil mir vor Aufgedrehtheit übel war.
Beim Sichten war ich happy, das hat man sicher gestern abend schon gemerkt.

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7 Gedanken zu „6.10. 10

  1. nicht, dass das andere nix war, aber „die exotische haarlänge“ paßt deutlich besser.

  2. REPLY:
    ja, obwohl das nur faulheit und geldmangel war, daß ich nicht zum friseur gegangen bin.

  3. Wenn ich Ihnen sage, dass Sie auf den neuen Fotos zwar reifer, aber nicht älter aussehen, wissen Sie dann, was ich damit meine ?

    btw: Wenn Sie mit einem Friseurtermin liebäugeln, empfehle ich Ihnen das, was man hierzulande als „Naturfriseur“ bezeichnet. Sowas wie Dauerwellen gibts dort aus Prinzip nicht, bestenfalls Farbe, aber vor allem wissen die Leute in solchen Salons, wie man aus jedem Haar mithilfe des richtigen Schnittes (und des Kundenwunsches natürlich) das Optimum herausholt.

  4. REPLY:
    Das mit der schönen Frau sagte ich schon, was ich noch nicht sagte: Ich mag diesen Blick sehr und er entspricht als Blick der Qualität Ihrer Texte, Frau Koma und überhaupt irgendwie sind Sie mir derzeit eine große Hilfe….

  5. REPLY:
    danke und ich habe das gefühl, etwas reife steht mir. die schlimmste midlifecrisis scheint durch zu sein. (hab ja auch den roadster verkauft.)
    ich glaube, dauerwellen macht in berlin nur noch die omabrigade. eine menge leute in berlinkönnen ziemlich hip haare schneiden, haben aber das friseurhandwerk – zu dem auch dauerwellen gehören – nie gelernt.
    der geldmangel rührt daher, daß ich vidal sasoon mein jawort gegeben habe und die entschlußlosigkeit, daß ich beim master-stylisten und der master-coloristin immer zwei wochen vorher um einen termin nachsuchen muß. quasi ein luxusproblem.

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