Ich bemerke, daß ich bei dieser Art Aufzeichnung sehr oft die kleinen Erlebnisse des Morgens vergesse.
Der tanzende türkische Bauarbeiter auf der LKW-Pritsche. Die russischen Babuschkas, scheinbar zur Beaufsichtigung des Nachwuchses in den Sommerferien eingeflogen, die in Grüppchen in Pantoffeln und geblümte Sommerkitteln über die Straße hatschen, ohne nach dem Verkehr zu sehen und sich dabei unterhalten, in welchem Geschäft sie noch nicht waren (so viel Russisch verstehe ich nämlich noch). Die drei schwer magersüchtigen Frauen an der Bushaltestelle, die dort einzeln und schweigend standen wie eine Geisterarmee; eine von ihnen war bereits auf einen von Haut und gebleichtem Haar überzogenen Totenschädel reduziert.
Das sehe ich, wenn ich mit dem Rad auf Nebenstraßen von Charlottenburg nach Schöneberg fahre.
Der gestrige Tag nun war ein typischer Montag. Er begann noch vor dem Frühstück mit einem Streit. Das brauche ich wie einen Kropf.
Dann Papierkrieg im Büro. Das ist wie Abwasch. Immer wenn man glaubt, es geschafft zu haben, ist schon wieder ein neuer Schwung da. Mittags kickte es mich wieder in zwei Stunden Tiefschlaf. Danach hing ich noch zwei Stunden Arbeitszeit dran und schaffte tatsächlich, einen Text-Stil und einen Duktus für die Homepage zu finden, auch wenn die Details in die völlig falsche Richtung liefen. Man muß sich halt ranschreiben.
Den Abend konnte ich im Kalender ankreuzen. Ich saß vorm Fernseher und zappte. Eine halbe Folge „Die Nanny“, dann irgendeine Asi-Ratgebersendung auf RTL, hinterher Focus-TV zum Thema Loveparade. Fernsehen halt. Nichts, was hängenbleibt. Da hätte ich lieber ein iPad.