Es regnete. So richtig. Es schüttete, dann kamen wieder Wasserfladen vom Himmel, dann kleine flüssige Geschosse, Strippen und Tropfen. Die Dachrinnen hielten durch. Der Graf hatte gute Heldentaten vollbracht und ich rechtzeitig darauf orientiert, daß das jetzt wirklich fällig war.
Die Katzenschaft war not amused. Wüstentiere halt. Shawn blieb zum Frühstück verschwunden, er hatte sich irgendwo verkrochen, denn in sein Häuschen geht er gerade nicht. Schließlich habe ich es mit neuer Pappe ausgelegt und das ist garnicht mehr gemütlich, auch wenn seine vermuffelte Schmusedecke da drin auf ihn wartet.
Ich probierte heute Vormittag endlich mein neues Werkzeug aus, den Bernina Stitch Regulator. Damit sollte Free Hand Quilting einfacher werden. Fünf Jahre hatte ich wegen des Preises gezögert, aber die Entscheidung war gut. Es funktioniert und ist wesentlich stressfreieres Arbeiten.
Dann war noch einiges zu räumen und zu putzen und ein Fertig-Käsekuchen aufzupimpen. Der Graf bereitete alles für den Ersatz der Wasserrohre vor.
Als ich zum freitäglichen Wurstkauf ging und noch mal nach Mimi schaute, die sich einsam fühlte und fiepte, tauchte der Kater auf. Naß und etwas bedient.
Am frühen Nachmittag hatte der Regen aufgehört. Ich sammelte einen halben Eimer Walnüsse, die um mich herum auf den Boden plumpsten.
Dann kam lieber Besuch aus dem Internet. Wir saßen im Herrenzimmer, aßen Käsekuchen und plauderten. Mit Sonnenuntergang fuhr Frau Stedtenhopp weiter, versehen mit ein paar Äpfeln, Birnen und Nüssen.
Der Abschied am Auto wurde von Shawn begleitet, der mauzend in unserer Nähe war. Ein für ihn ungewöhnliches Verhalten, sonst bleibt er scheu auf Abstand. Er wollte mir tatsächlich etwas mitteilen. Der Graf hatte Mimi versehentlich in der Fewo1 eingesperrt, als er dort das Fenster schloß. Der Kater hatte sie vermißt. Natürlich hauten sie sich zum Wiedersehen ordentlich.
Ich nutzte das letzte Licht, um noch einen halben Eimer Nüsse zu sammeln. Dann ging es zurück an den warmen Ofen. Ich mußte nach dem Essen (der Graf: Ein Becher Pommes, ich: Kartoffelsalat mit Bockwurst und Rote Bete mit Äpfeln und Zwiebeln) das Outbank neu aufsetzen und das ärgerte mich sehr. Das ganze Gedöns war nur nötig, weil die App verkauft wurde, die App-Schlüssel wohl aus Sicherheitsgründen ausgetauscht wurden und damit funktionierte mein Master-Paßwort nicht mehr, weil im Schlüsselbund gespeichert, aber wegen geändertem App-Schlüssel nicht mehr auffindbar und es ist wäh…
Den Rest des Abends nutzte ich, mit meinem neuen Werkzeug zu üben, es gibt ein paar knifflige Dinge, die anders sind, Richtungswechsel über Drehen um die versenkte Nadel zum Beispiel.
Jetzt ist der Ofen aus und das Bett wartet.
Gibt es auch ein Damenzimmer?
Das Herrenzimmer hat hier, wie wir lernen durften, nichts mit dem bürgerlichen Herrenzimmer mit den schweren dunklen Möbeln zu tun, wo der Herr des Hauses sich mit seinen Gästen zurückzog und man Zigarren rauchte und sich schmutzige Witze erzählte.
Es war das Zimmer der Herrschaft (es gab in solchen Familien immer einen Teil, der den Hut aufhatte, auch wenn viele Verwandte im Haus waren), ein großer Repräsentationsraum, der einen zentralen Blick über die Gutsanlage und die Straße, die dorthin führte, hatte.
Damenzimmer gab es irgendwie auch, das war wahrscheinlich der Gartensalon, nach hinten gelegen, mit Blick in den Park und hell, gut zum Lesen und für Handarbeiten.