Wie angekündigt, war der Tag sonnig, aber kühl.
Eine gute Gelegenheit, die Mikroklimata auf dem Grundstück zu beobachten. Auf der Obstwiese, wo früher die Gärtnerei des Gutes war, ist es ganztägig sonnig und warm, im Park pfeift an solchen kalten Tagen ohne schützendes Laub an den Bäumen der Wind von der Trebel hoch.
Wir wollten heute nichts tun, außer, daß ich die gestern abgeholten Pflanzen auf die Stelle eines alten Misthaufens setzen wollte.
Dem Grafen ist so ein „ich mach mal eben“ ein Graus. Sorgfältig setzte er ein 3×3-Meter-Stück in die Fluchten zu den Wegen und Durchblicken und da es eine Umrandung brauchte und ich keine Holzleisten wollte, kuratierte er hübsche kleine Feldsteine aus unserem großen Vorrat.
Ich grub inzwischen zwei Spaten tief um und förderte die letzten riesigen Brennnesselwurzeln hervor, sowie diverse Knochen und einen Lammschädel. Ich warf sie zu dem Haufen, auf dem auch schon ein Wildschweinschweinschädel war. Auf den Haufen kamen also auch Schlachtabfälle.
Dann war es nach 18 Uhr und ich verschob wegen Hunger und allgemeiner Erschöpfung das Eingraben der Pflanzen auf den nächsten Tag.
(Ich war nur ein klitzekleines Bißchen genervt. Denn das Ergebnis war sehenswert und die Arbeit und der Aufwand hatten sich gelohnt. Das ist so eine Sache, bei der man den Aufwand nicht sieht, weil sie völlig organisch wirkt.)
Die Katzen hatten sich inzwischen ohne uns verlustiert. In der Sonne war es ihnen zu warm. Irgendjemand, ich vermute, ein gewisser Kater, hatte eine kleine Maus im Ganzen runtergewürgt und in der Fewo1 am Stück wieder ausgek*tzt. Bäh!
Abends machte ich die schon lange aufgeschobene Lauchtarte mit Speck. Für den Boden testete ich einen Mürbeteig aus 80% Kichererbsenmehl und 20% Maismehl. Das war sehr gelungen.
Dann ging es noch in die Badewanne.
Es klingt, als ob dieses beschauliche Dasein das einzige Mittel ist, sich in diesen Zeiten des Irrsinns den Seelenfrieden zu erhalten. Danke sehr für den Alltag.
Für uns ändert sich nicht viel. Das ist unser großer Luxus.
Für mich ist es sogar ganz dicht am idealen Zustand: Niemandem genügen müssen, die Ziele und das Tempo selbst definieren können.
Manchmal ist es allerdings auch kurz vor Lagerkoller. Es ist ganz gut, daß unser partnerschaftliches Koordinatensystem manchmal von außen wieder einjustiert wird.