Frau Brüllen hat wieder gefragt, was wir heute am Monatsfünften gemacht haben.
Der Wecker klingelte um 8 und riss mich aus dem Tiefschlaf. Ich bin derzeit sehr schlafbedürftig.
Den Vormittag verbrachte ich mit Planungen. Die Sache, die ich noch nie gemacht hatte, eine andere, für die ich schon Routine habe und eine dritte, die wahrscheinlich einmalig ist.
Um halb 12 fuhr der Graf mich nach Charlottenburg zum Arzt. Ich wurde einmal gründlich auf den Kopf gestellt, das dauerte eine ganze Weile.
Dann begleitete ich den Grafen in einen Laden, der von Material und Verarbeitung her sehr schöne Lammlederjacken verkauft, die allerdings auf den Namen Hartmut, Jochen oder Wilfried hören und in dieser Saison leider auch so geschnitten sind. Schade.
Dann machten wir einen kurzen Abstecher zum Mienthus-Haus und wunderten uns wieder einmal darüber, dass 3 Stockwerke voller körpernah geschnittener Kleidung für anorektische Jungmänner zu Mondpreisen ein Geschäftsmodell sein konnten. (Wir waren die einzigen Kunden.)
Auf der Strasse trugen derweil die 60 jährigen Herren Wollmützen, kurze Flieger- und Daunenjacken und Jeans, Jeans, Jeans, als wären sie auf dem Bau beschäftigt.
Der Graf fragte sich in der Zwischenzeit, wo die normalen Männer des Stadtbezirks eigentlich einkaufen, wenn sie etwas jenseits von Freizeitkleidung brauchen.
Inzwischen war es 16 Uhr, wir fuhren zurück, ich ruhte mich etwas aus und ging dann zur Post.
Gegen 19 Uhr hatte ich heftigen Hunger und machte mir viele mit Käse überbackene Brote. 1-2 mal im Jahr brauche ich das, mich so richtig an diesem Zeug zu überfressen.
Dann schrieb ich eine Mail, die schon einen Tag überfällig war und strickte ein paar Reihen an einer schwarzen Jacke. Wovon ich so müde wurde, dass ich um 22 Uhr ins Bett ging.
Da ich aber noch nicht schlafen konnte, bzw dann mitten in der Nacht wach werden würde, tippte ich noch diesen Text.
Danke für diese Beobachtung zu einheimischen Herrenausstattern. Ich bin also nicht allein. Denn ich bin da ganz nah am Herrn Grafen und schaue immer fassungslos auf die aushängenden Klamotten in den dünn ausgestatteten Herrenabteilungen. Wenn man, wie ich, eher klein (um die 1,75), mit starken Schultern und Oberarmen, aber nicht fettleibig gebaut ist, sieht es bei Konfektion echt zappenduster aus. Ich kann mich erinnern, als ich mal zu Zara rein ging, weil mich die Anzüglein im Schaufenster an den Puppen spontan angesprochen hatten. In Größe 50 (größer hatten sie nicht) passten meine Arme nicht mal ganz rein – um das Jacket ganz anzuziehen, hätte ich es zerreißen müssen. (50 ist übrigens meine Standardgröße für obenrum. Aber nur im Prinzip, weil ich zu kurze Arme habe). Das ist keine Kleidung für „anorektische Jungmänner“ sondern eher für magersüchtige Bohnenstangen ohne Muskeln.
Ich renne deshalb eher auch in Freizeitkleidung herum, weil ich einfach nichts finde was gefällt UND passt. Aber denmnächst brauche ich wieder einen neuen Anzug. Für mich bleibt also wohl nur der Maßschneider, weil Frau Nahtzugabe mir partout keine Anzüge nähen möchte ;)
Der Graf testet grade Maßkonfektion, mal schauen, was da rauskommt.
Was den Mantel betrifft, ich würde ihm ja einen nähen, aber es gibt bei den Schnittmusterfirmen gerade mal 3 Herrenmantelschnitte.