Frau Brüllen fragt, was wir heute den ganzen Tag gemacht haben und ich hatte heute einen richtig netten Sonntag.
Ich stand um 8:30 Uhr auf und ging für eine Stunde in die Badewanne.
Als es um halb 10 zum Kirchgang läutete, machte ich mir Joghurt mit Banane und Ananas und trank einen halben Eimer Kaffee dazu. Ich hatte schlecht geschlafen, obwohl ich vom Vollmond in keiner Weise beeinflusst werde.
Um 11 Uhr machte ich mit dem Grafen zusammen einen Rundumschlag durch das Gästezimmer und das Bad: Betten beziehen, Staub wischen, durchfeudeln.
Seit wir Kisten packen, um Teile unserer Existenz nach Norden zu verlegen, haben wir des öfteren Kurzzeitmitbewohner in einem unserer Zimmer.
(Aber es bleibt spannend. Nach der Ansage, 30. September, nein doch nicht, 31. Oktober, gibt es nun die Information, dass vielleicht nach dem 30. November das kleine Nebenhaus für uns frei wird.)
Dann setzte ich mich gegen 12 Uhr an den Nähtisch. Es gibt jetzt eine schicke Lupenleuchte, da trenne ich doch noch mal so gern auf. Ich musste den Versuch von gestern Abend, einen nahtverdeckten Reißverschluss einzunähen und gleichzeitig den Karorapport nicht zu verschieben, noch mal wiederholen. Es wird ein Glockenrock mit Schottenkaro, wenn ich das mit dem Reißverschluss denn mal hinbekomme.
Um 13 Uhr kamen unsere Gäste an. Zwei chinesische Studentinnen. Wir rannten erstmal frontal in höflich kommunizierte unterschiedliche kulturelle Erwartungshaltungen. Die jungen Frauen wollten am nächsten Morgen zum Frühstück kochen und fragten nach Töpfen, Pfannen und Gewürzen – obwohl sie weniger als 24 Stunden bei uns sein würden. Das war dann auch das erste Mal für uns. Sonst sieht man von den Leuten nichts, sie sind den ganzen Tag unterwegs und machen sich höchstens einen Kaffee oder stellen ein Doggy Bag von letzten Restaurantbesuch in den Kühlschrank.
Aber ok. Ich glaube, die Welt des Gastgebens sieht in Asien anders aus. Vielleicht wundern sie sich über unsere komische Distanziertheit und dass kein Essen auf dem Herd kocht. Während unsere Botschaft ist: Fühl dich frei, mach dein Ding und störe unsere Kreise nicht.
Eine halbe Stunde später packte ich eine angestrickte Babyhose in meine Tasche und fuhr zu Kind und Schwiegersohn nach Pankow. Das mittlerweile schon fast 7 Monate alte Enkelmädchen war beim Essen. Was in dieser Phase heißt, dass der Kartoffel-Broccoli-Brei auf Gesicht und Armen klebt und sich in die Haare vorarbeitet und es neben einem wasserdichten Lätzchen noch eine Windel um den Hals gibt, in die das Essen gut eingearbeitet wird. Aber es schmeckt ihr und sie nagt ebenso begeistert an Apfelstückchen.
Der Schwiegersohn putzte das Mausebärchen sauber und ich schnallte sie mir warm angezogen vor den Bauch. Ich lief mit ihr in Richtung Schloßpark Niederschönhausen. Zuerst wippte sie noch begeistert in ihrer Trage (Omas Bauch ist scheinbar wie ein Wasserbett), aber nach ein paar Minuten schlief sie. Ab und zu spannte ich den Schirm auf, weil es leicht regnete. Ich schaute mir den Majakowskiring an, da, wo bis in die 60er die DDR-Regierung wohnte. Vor langen langen Jahren war ich in einem dieser Häuser, das damals Gästehaus war, auf einer Party. Aber Pankow war nie richtig meine Go Area, ich erinnerte mich erst allmählich daran, dass das hier gewesen sein muss.
Die Freunde, denen ich kurz Hallo sagen wollte, waren leider nicht da und so fuhren wir zwei Stationen mit der Straßenbahn zurück und liefen den Rest der Strecke. Das kleine Mädchen war längst wach und amüsierte sich königlich darüber, wenn ich mit ihr wie ein Pferd durch die Gegend galoppierte.
Um 16 Uhr war ich zurück und wurde gebeten, noch zu bleiben, weil die beiden Eltern beim Möbel rücken waren. Ich spielte noch ein bisschen mit der Kleinen – in Holzkugeln beißen, durch die Gegend robben, Mamas Tasche anlutschen, ich fing sie immer wieder ein, wenn es in Baustellennähe ging. (Sie robbt mittlerweile nicht mehr nur Mama hinterher, sondern erkundet von sich aus die ganze Wohnung.)
Da mein Telefon extrem interessant war, versuchte sie sich zum Sofa hochzuziehen, um es zu erhaschen. Da geht es wohl bald mit Stehen weiter.
Kurz vor 18 Uhr brach ich auf und fuhr nach Hause. Der Graf war inzwischen von einem ausgedehnten Flohmarkttrip zurück.
Wir grillten uns Hamburger und als Dessert gab es Crème brûlée. Für den Grafen gab es dann als Charlotte-Lindholm-Fanboy den Tatort.
Die zwei Mädels sind seit zwei Stunden wieder da. In der ersten Stunde haben sie Tee gekocht. bzw. heißes Wasser. Meine Grüntee fanden sie komisch. Die Gutschlafen-Teemischung von Primavera haben sie nicht angerührt. Jetzt duschen sie seit einer Stunde.
Es ist 22 Uhr, ich stricke jetzt noch etwas an der Babyhose weiter, mit einem Hörbuch auf den Ohren und werde gegen Mitternacht ins Bett verschwinden.
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Zum nahtverdeckten RV hab ich mal ein Tutorial gesehen, bei dem der RVSchlitz erst mal mit großem Stich zugeheftet wird und der RV dann auf der NZ beiderseits angenäht wird. Dann trennt man die Heftnaht auf und näht den RV in der Spirale fest.
Schöne Woche noch und LG
Martina