Gestern war wieder der Monatsfünfte und Frau Brüllen fragte, was wir den ganzen Tag gemacht haben.
Ich las ein Buch zu Ende und machte daher erst gegen halb 2 das Licht aus. Nicht gut.
Der Wecker des Grafen klingelte so gegen 6:40 Uhr. Ich schlich als Zombie in die Küche, dankte dem Kaffeeautomaten für seine Existenz und drückte Knöpfchen. Zu mehr hätte es wirklich nicht gereicht. Nachdem der Graf seinen Kaffee hatte, ging sofort wieder ins Bett und schlief noch eimal bis 9 Uhr. (Ja, es ist ein Privileg und ja, ich habe eine schlechtes Gewissen, wenn mein Mann arbeiten geht und ich mich noch mal hinlegen kann. Und nein, eigentlich müsste ich nicht mal aufstehen. Ich tue es aus Solidarität für den, der morgens noch komatöser als ich zur Arbeit schleicht.)
Der zweite Start verlief etwas besser. Ich frühstückte und las Twitter, Facebook und ein paar Onlinezeitungen von quer nach links. Seit ich die drei Wochen auf dem Land verbracht habe, sind mir die aktuellen Aufreger des Internets immer noch relativ egal. Das mag der McPomm-Virus sein, schließlich sagte man früher, in Mecklenburg ginge die Welt 100 Jahre später unter, weil man es gar nicht mitbekommen hätte.
Feministinnen und Hebammen machen sich jetzt also gegenseitig Vorwürfe, die einen monieren, nicht genug Unterstützung zu bekommen, die anderen kritteln an Formulierungen. Das Thema hatten wir mit Variationen wechselnden Akteuren in den letzten Monaten immer wieder. Die Schnelligkeit und Transparenz von Twitter ist ein Segen und ein Fluch zugleich.
Nach dem Frühstück setzte ich mich für zwei Stunden ins Büro. Es war noch etwas an den Steuerunterlagen zu ergänzen, Korrespondenz zu machen und ein prüfender Blick auf eine Website zu werfen, die nicht das zeigte, was die Besitzerin wollte.
Nebenher lief die Waschmaschine. So langsam arbeite ich die Berge des Februars ab.
Dann putzte ich endlich die Arbeitsplatten in der Küche und machte mir die Reste vom Frikassee von Montag warm.
Gegen 13 Uhr legte ich mich für eine halbe Stunde hin, danach machte ich kurz das Bad sauber und setzte mich an die Nähmaschine.
Nach dieser Übung kann ich dann auch ganz prima Briefecken nähen. Überhaupt sieht das Quilttop immer besser aus. Dann darf ich auch die Steppung nicht vergeigen und sollte vorher dafür ein bisschen üben. (interessant übrigens, dass die Kamera nicht in der Lage ist, das müde Violett authentisch darzustellen, es wird immer Blau.)
Gegen 17 Uhr kam der Graf. Er ist gerade ziemlich angeschlagen, irgendein Infekt geistert in seinem Körper herum. Er reparierte den Drücker vom Spülkasten, der sonst sicher in den nächsten Tagen zerbrochen wäre und legte sich hin.
Ich frickelte weiter. Manchmal fluche ich laut, wie langsam ich nähe. Aber dafür ist es akkurat, das ist mir lieber. Außerdem lässt sich dabei gut nachdenken und ich habe derzeit eine Menge zu denken und zu entschließen.
Das Kind meldete sich kurz. Ihr ging es wie mir. Sie hat das Kondolenzschreiben in den Briefkasten geworfen und war kurz davor, ihren Quasi-Vater noch einmal anzurufen, ob das wirklich stimmt oder ob sie das alles nur geträumt hat und jetzt eine Familie mit einem schlechten Scherz verschreckt. Aber nein, es ist leider wahr und so langsam kommt das auch in meinem Kopf an. A., das kleine Alien, wie wir sie manchmal nannten, ist nicht mehr hier.
Gegen 19:30 Uhr machte ich mir ein paar Brote, versorgte den Grafen noch einmal mit Tee und eine Stunde später machte ich Schluss, bügelte noch ein paar Küchentücher und legte mich in die Badewanne.
Der Graf schlief schon, als ich ins Bett ging und noch etwas las.
Ein Tag, wie ich ihn mögen würde, ohne große Überforderung und Druck, nur leider kein Tag, der mich Geld verdienen lässt. Das eine zu ändern, ohne dass das andere ständig mitkommt, das wird die Kunst sein.
Die anderen Tage sind hier zu lesen.
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