Im Moment ist meine Existenz tatsächlich aufstehen – arbeiten gehen – zurückkommen – strickend auf dem Sofa rumhängen – schlafen gehen und wieder von vorn. Ich bin immer noch sehr, sehr vorsichtig.
Letztes Wochenende hatte ich einen Happyness-Schub, weil mir klar wurde, dass ich am Wochenende nicht mehr an irgendwelche Jobsachen denken muss, dieses Wochenende fühle ich mich schlapp und irgendwie vergrippt. Also weiter gaaaanz langsam.
Obwohl ich aus dem „ich schaue einfach nur zu“-Stadium lange raus bin. Ich arbeite zwar noch nicht so viel wie die anderen, aber ich war relativ schnell einsatzfähig, denn 80% der Dinge kannte ich. Einen Bereich muss ich noch kennenlernen, einen anderen kann ich besser als die Chefs.
Der Graf sagte mir noch mal seine Beobachtungen zu meinem Arbeitsstil (er bemängelt immer gern und nicht unbegründet, dass ich einfach drauf los mache und eine Sache nicht bis zum Ende durchdenke) und ich stimme ihm zu. Beim Arbeiten bin ich wie ein Schiffer. Was passiert ist meist gleich, wie es passiert recht zufallsgesteuert und ich muss da durch, um heil von A nach B zu kommen. Mal besser, mal schlechter, aber im Mittel gut. Und ich muss nichts in Bewegung setzen, es bewegt sich um mich herum und ich bin im Gleichklang mit dieser Bewegung und nutze ihre Energie und lenke sie. Klingt das blöd? Ich bin einfach heilfroh, dass ich kapiert habe, dass ich weder große Projekte stemmen, auch keinen Roman schreiben oder mich selbst oder ein von mir zu schaffendes Netzwerk verkaufen muss. Ich muss nur schauen, dass die Jolle fit ist und ich immer eine Handbreit bewegtes Wasser unterm Kiel habe und keine schlammige, austrocknende Pfütze oder ein vollgestopftes Schwimmbad.
In der Arbeit machte ich eine Beobachtung zum Gender-Pay-Gap. In meiner alten Branche war der enorm. Frauengagen lagen meist 1/3 wenn nicht mehr unter der Bezahlung der Männer, obwohl ihre Karriere kürzer ist. Im neuen Job gibt es das nicht. Männer und Frauen verdienen das gleiche Geld, es ist auch nie wichtig, ob ein Mann oder eine Frau für einen Job ins Gespräch kommt. Aber die Phase „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ ist in diesem Berufszweig so lang und hart, dass viele Frauen (so sie Kinder bekommen) nicht so weit kommen, in die Familienarbeit abdrehen (abgedreht werden?) oder dafür die doppelte Zeit wie ein Mann brauchen und mit Mitte 40 als Berufsanfängerin dastehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass extrem ungleiche Bezahlung im gleichen Arbeitsbereich eine Schwachstelle in der Verhandlung ist. Aber die Frage, was frau mit den Kindern macht, warum sie allein dafür verantwortlich sein sollte, wie das Leben organisiert sein sollte und was relevante Werte im Familienleben sind, damit sie ihren Beruf – in den sie schließlich extrem viel Energie und Zeit investiert hat – tatsächlich ausüben kann, diese Frage ist ein strukturelles und gesellschaftliches Problem. Es geht um Teilhabe.
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klingt gut :-)
so isset