Beim diesjährigen Aufenthalt auf der Insel hatte ich nicht nur eine blödsinnige Touristenkarte bei mir, sondern habe mir einen Wanderführer angeschafft. Der ist, wie es mir scheint, tatsächlich für Anspruchsvolle gemacht, den ich hänge in den angegebenen Zeiten immer satt hinterher und was als einfache Tour, die auch für Omas noch machbar ist, beschrieben wird, ist nicht so ohne.
Gestern hatte ich eine Steilküstentour ausgesucht, die zu einem einsamen Sandstrand führen sollte, zu einem mit hellem Sand noch dazu, was auf einer Vulkaninsel eher selten ist.
Ich begann meine Wanderung an einer Ansammlung von Häusern vor einem Stück Strand zwischen hohen Felsen, die Bewohner müssen vom Lärm der Wellen längst taub sein. Und doch gibt es diesen Ort schon sehr lange, früher haben die Leute dort mit Fischerei ihren Lebensunterhalt verdient, sicher wurde auch das eine oder andere wertvolle Treibgut an Land gezogen, wenn die ganze Bevölkerung nicht mal eben von Piraten gekillt wurde. (Man darf nicht vergessen, dass die Kanaren für die spanische Flotte die letzte Station vor Amerika waren, um Wasser und Essen zu fassen. Umgekehrt wohl auch, wenn sie mit Gold zurückkamen.)
In der Nähe des Örtchen sah es aus wie überall in Spanien. Nach Bautätigkeit heißt es nicht etwa: Ich schaufele ein Loch, kippe meinen Bauschutt rein und schütte es wieder zu. Sondern: Ich schmeiße meinen Mist an den Rand vom Grundstück, wenn ich weit genug schmeiße, fällt er vielleicht die Steilküste runter. Nach dem Verlassen der zivilisierten Gegend lief ich an einer wilden Steinküste entlang, meinen verstopften Bronchien bekam das zerstäubte Meerwasser sehr gut.
Es gab Brüllen, Knallen, Rauschen, Dröhnen satt und dazu jede Menge Sonne und scharfen Wind. Wind zumindest, bis man in einer Erosionsrinne verschwunden war, in der Windstille war es sofort knallheiß.
Dann irgendwann gab es an der Kante keinen Weg mehr. Mir war das schon längere Zeit nicht ganz geheuer, weil die Kante so unterhöhlt war, teilweise waren auch schon Stücke abgebrochen. Der nächste Teil der Route führte auf halber Höhe die Berge entlang.
Irgendwie habe ich Depp den Weg verpasst. Ich musste unbedingt unten an der Küste noch nach einer Höhle schauen, in der tatsächlich Leute lebten, sie hatten ein Windgenerator, eine Antenne, jede Menge Angeln und einen Jeep vor der Haustür. Und so trappelte ich denn über Stock und Stein, also mehr Stein als Stock.
Zu Trainingszwecken empfiehlt es sich, auf einem Eisenbahndamm spazieren zu gehen. Kurz bevor es wieder hinunter zur Küste ging, fand ich dann auch glücklich den Weg wieder. Da hing mir dann schon die Zunge bis in den Staub.
Der angeblich wunderschöne helle Sandstrand lag im Schatten, war von den Wellen fast geflutet und der Sand war schwarz. Einige klügere Menschen waren mit ihren Autos dorthin gefahren. Dazu gab es jede Menge des unvermeidlichen Plastikmülls. Ich verschnaufte mich ein wenig, drehte ein kleines Video, das ich hier aber nicht einstellen kann, weil ich das Format umrechnen müsste – außerdem ist es langweilig – und so kehrte ich um.
Der Rückweg ging trotz stark starkem Gegenwind recht schnell, jetzt ging es ja auch über einen Weg. Mit letzter Kraft erreichte ich einen Aluminiumsstuhl in der Strandbar. Ich röchelte wie ein Schiffbrüchiger: „Un cortado por favor!!!“
Und bevor ich am frühen Abend ins Bett krachte und 12 Stunden schlief, erfreute mich der häusliche Strand mit diesem Sonnenuntergang:
Zu Hause isses doch am schönsten!
Was für eine Belohnung für den anstrengenden Tag; dieser Sonnenuntergang ist ein Traum. Und in der Höhle leben Einheimische – Aussteiger – Einsteiger ? Konntest du mit ihnen reden. Also, ich finde das spannend. Schöne weitere Zeit für dich..