those where the days

nur noch 48 stunden. jede minute einsaugen. ich bin duennhaeutig derzeit. sitze in der strandbar vor einem brandy, sehe kleine kinder spielen und weine heimlich unter der sonnenbrille. ueber meine ungeborenen, nicht einmal gezeugten soehne und darueber, dass ich es nicht erwarten konnte, dass das kind, auf das ich stolz bin, erwachsen geworden ist.
in diese sentmentalitaet hinein der auftritt des ortsansaessigen irischen liedermachers. er ist nackt, in einen pareo gehuellt und traegt die gitarre unter dem arm.
lady, no tears, this is a song for kitty! er ist bereits seit weihnachten sehr bemueht. ich habe mein korblager schon fast leergeraeumt fuer ihn. das lied aber ist schoen. irgendwas mit traeumen, die wahr werden. ich fange an zu strahlen.
abgang richtung meer, er entledigt sich des pareos, schreitet in die wellen, taucht unter, kommt wieder, wasserbeperlt, mit ausgebreiteten armen, goettin sei dank wieder eingewickelt.
er: lady, you know tantric love?
ich: kraechz, raeusper, huestel yes, sure, but…
er: lady come with me, because you need (rest fuer mich unverstaendlich)
irgendwie habe ich mich rausgestammelt. und er ist gegangen, in seinen pareo gehuellt, die gitarre unter dem arm. und ich habe scheinbar wieder etwas verpasst.

Nachtrag
Nach nicht einmal einer Stunde hatte ich dann begriffen, dass ich mir mit diesem Artikel ein Problem bereitet habe. Erstens ist es peinlich ueber die eigenen Witze am lautesten zu lachen (bzw. schrill hysterisch zu kichern). Zweitens wird der maennliche Teil der geneigten Leserschaft wieder einmal grinsen und sagen: Diese bloede Schnappe und ihre ewigen Probleme mit Maennern. Heult ueber nicht stattgefundene Babys und schlaegt den wohlmeinend (und sogar frauenverstehend) angebotenen Vorgang zur Erzeugung derselben zickig aus.
Wahrscheinlich haette die Geschichte eher in ein Comic gepasst. Damit Mann und Frau merken, wo denn nun eigentlich die Stelle zum Lachen ist.
Also der gute Mensch, der weiter oben auftrat, war mir vorher nur aus von Briten frequentierten Bars bekannt. Er hatte sich mir bisher in der Verkleidung eines netten, etwas neben der Kappe befindlichen, aber kulturell engagierten pensionierten Volksschullehrers gezeigt: Jeans, Jesuslatschen, Sweatshirt, beiges Sakko, dazu Lesebrille und Filztasche mit Bluemchenapplikation. In diesem Zustand haben wir so manchen Whisky resp. Bandy gekippt und ich habe seinen Avancen widerstanden, weil bei mir der Babys erzeugende Vorgang absurderweise mit Reden beginnt und ich immer wieder ein (bei mir zu lokalisierendes) language problem feststellen musste. Als dann der suedseehaft verpackte aeltere Herr vor mir stand und sang, habe ich diesen Rollenwechsel unter es ist warm hier abgebucht. So eben. Aber der Rest. Was soll ich machen? Vor mir steht ein Sechzigjaeriger, so gross wie ich, mit freundlich versoffen-roter Knollennase und strubbeligen kurzen Buerstenhaaren und moechte mit mir Ashram spielen.
Frage an das geneigte Publikum: War ich zu lange in der Sonne?

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5 Gedanken zu „those where the days

  1. der immer noch aktuelle wahlspruch aller singles: locker bleiben
    anderseits entschuldigt die viele sonne einiges

  2. manchmal ist das mit dem lockerbleiben etwas schwierig, insbesondere in konfrontation mit sich zeitlos gebärdenden älteren herren. aber willkommen zurück im alten heim!

  3. zeitlos, welch schönes wort, kein messen des geschehenen oder vergangenen, alles immer neu und offen. welt wie schön bist du
    ps: wie ist willkommen im alten heim zu deuten? doch nicht etwa ein tipfehler: altenheim?!?

  4. also man muß ja nun wirklich nicht zu allem ja sagen. man muß nur aufpassen, daß man hin und wieder noch ja sagt. für alles andere hat das Multiversum den freien Willen gemacht.

  5. weise worte. das ist das problem mit dem älterwerden. früher hab ich weder ja noch nein gesagt. da hatten die terroristischen zellen neugier und lust die hirnsteuerung übernommen. ich hoffe, die sitzen nicht lebenslang in stammheim oder guantanamo sondern kommen wieder…

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