Ein wunderbarer Herbstsonntag mit 17 Grad, Sonne und der Aussicht, daß das noch ein paar Tage so weitergeht.
Wir fuhren in Richtung Grunewald zum Spazierengehen und verpassten beim Plaudern die Ausfahrt zum Forsthaus Paulsborn. Wir nahmen statt Hüttenweg die Spanische Allee und switchten auf Schlachtensee um, auch keine schlechte Idee, wenn ich es schon im Sommer nicht geschafft habe mit Glam und Lucky dort zu sein.
Wir umrundeten mit Turbospaziergangstempo den See. Es war ganz günstig, dass wir für die Nachmittagsspaziergänger zu früh und für die Vormittagsspaziergänger zu spät dran waren, die Menschenmassen hielten sich in Grenzen. Ich dampfte schon nach einer halben Runde und nach der Kifferwiese machte ich meinen zaghaften Entschluss einfach wahr. Ich tauchte kurz ins Wasser ein und schwamm ein paar Züge.
Wer hier seit ein paar Jahren liest, wird ermessen können, was das für mich bedeutete. In (fitnessbezogen) besseren Zeiten war das bis in den November hinein der Abschluss meiner Schlachtensee-Joggingrunde. Ich warf die Laufsachen von mir und sprang ins Wasser. Wenn es allzu kalt war, reichte einmal untertauchen. Mal schauen, wie es weitergeht.
An der Fischerhütte gabs Leberkäs, Käsekrainer und Kartoffelsalat. Der Service war schwer gestresst, mit so einem Ansturm hatte man wahrscheinlich nicht gerechnet.
Dann fuhren wir nach Hause, er Nachmittagsschlaf lockte und am Abend begann ich endlich mit dem Zusammenheften des erste Winterkleides. Zusammenheften deshalb, weil ich den Simplcity-Mehrgrößenschnitt erstmal testen muss.
Frau Novemberregen schreibt etwas sehr Interessantes über Fernsehen. Es geht mir und auch dem Grafen nicht anders und wir scheinen damit nicht allein zu sein: Chronologische Medien, die einem festen, vom Macher erstellte Zeitstrahl folgen, nehmen uns die Möglichkeit das Rezeptionstempo zu steuern. Bei einem hervorragend komponierten Kinofilm stört mich das nicht. Ich höre ja auch keine Sinfonie im schnellen Vorlauf.
Bei Allerwelts-Serien und konventionellen Filmen wird es schwieriger. Sie folgen naturgemäß einer schematischen Dramaturgie (die ich berufshalber dann noch aus dem ff kenne). Bei Reportagen stört mich das Nebenhergedöns, um Fakten zu bebildern. Bei Podcasts ist das noch extremer (tut mir wirklich leid, liebe Podcastproduzenten!), Leuten zwei Stunden beim Reden zuzuhören, ohne selbst was zu sagen, ist Masochismus. Talkshows hasse ich ohnehin wie die Pest, weil ich es nicht mag, anderen Leuten beim Streiten zuzusehen, da bekommt das Kind in mir Panik. Ich würde mir die wesentlichen Botschaften von solchen Medienprodukten lieber selbst rausziehen. Das kann ich beim kursorischen Lesen am besten und am schnellsten und ich fühle mich dabei sehr unterhalten.
Nebenher-Konsum war in meiner Generation noch nicht so üblich, zumindest bei Tätigkeiten, die Konzentration brauchten, vielleicht deshalb. Ich höre zum Beispiel nur beim Autofahren Radio und ich fahre immer weniger Auto. Vielleicht kann ich das demnächst kompensieren. Bei Nähen ist mir nämlich immer etwas langweilig. Fernsehen geht dabei nicht, das wäre eine Gelegenheit für Radio, Podcasts und Hörbücher.
Einen hab ich noch. Gehen wir am Samstag die Bergmannstraße entlang, kommt uns ein recht bekannter Blogger und Twitterer entgegen. Ich setze an zu grüßen und bremse mich gerade noch mit dem Gedanken: „Den kennst du doch gar nicht, den liest du doch nur.“
Ich berichte dem Grafen davon und der korrigiert mich. Ich kenne ihn, weil er beim letzten Ironblogger-Treffen mir gegenüber saß. Wir hatten damals Hallo in die Runde gesagt und ein wenig in einem Gruppengespräch miteinander argumentiert, uns aber einander nicht förmlich vorgestellt, wenn ich mich recht erinnere. Konservative Höflichkeitsregeln versus Social Media.
Als Jugendliche in den 70er-Jahren habe ich nachmittags viel gestrickt und dabei Radio gehört. Das war vielleicht mühsam, die Dudelmusiksendungen zu umgehen! Es gab nämlich nur 3 Radioprogramme (Mainstream, Kultur und Popmusik) … und ich habe von jeher am liebsten Leuten beim Reden zugehört. Als ich dann Architektur studierte und Pläne zeichnete, war es nicht viel besser, aufgrund der Nähe zum Österreichischen Rundfunk war allein die Auswahl geringfügig größer.
Auch heute erlaubt ein großer Teil meiner Tätigkeiten Hintergrundunterhaltung – und dank Internet gibt es endlich keinen Mangel an passenden Programmen mehr. Wobei ich klassische Podcasts nur höre, wenn sie fachbezogen sind, ansonsten bediene ich mich aus Vortrags- und Vorlesungsreihen. Da kommt immer mehr ins Netz und ganz nebenbei kann man noch eine Menge lernen. Im Vergleich zu früher geradezu paradiesisch!
Viele Grüße
Ursula
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