Sonntagsmäander mit Regenfenstern

Dieser Sonntag fand vorwiegend im Bett statt. Also nicht ganz. Zuerst fand das um zwei Wochen verschobene Geburtstagsfrühstück mit Kind und Schwiegersohn statt. Wie fast immer trafen wir uns im Blumencafé. Das Frühstück dort ist sehr gut und die beiden Aras machten erst in der letzten halben Stunde lautstark Alarm. Als wir aufbrachen, fing es natürlich an zu regnen.
Während ich gestern mit Boots und Daunenmantel mit der wunderbaren Frau Casino in Wind und Regen auf der großen Hunderunde war (wir redeten über die Schrecken des Februar in Berlin), waren der Graf und ich heute mittag einfach nicht warm genug angezogen, um nach Hause zu laufen und dabei die zwei Flohmärkte Mauerpark und Arkonaplatz mitzunehmen.
Das Warten auf die Straßenbahn kühlte uns so aus, dass wir uns hinterher zum Aufwärmen ins Bett legten, in das kuschlig enge Gästebett mit der superweichen Matratze. Ich bin stundenlang zwischen Wachen und Schlafen gependelt, mal war ich ganz weg, mal döste ich nur so vor mich hin, dann dachte ich daran, wieder aufzustehen, rollte mich nur noch etwas in die Decke ein und schlief schon wieder… Göttlich entspannend.

So ganz entspannt kann ich dann auch noch ein ganz einfaches Rezept verbloggen:

Mohnknödel, die eigentlich mit Mohn gefüllte Kartoffelklöße sind

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In meiner Familie gab es das nicht, wir aßen nur Mohnkuchen und Mohnstollen und seit es nur noch schwer richtigen Mohn gibt, sondern meist nur diese schreckliche verpampte Dr. Oetker-Mohn-Backmischung war es dann sowieso damit vorbei. (Ach so und Lotte backte altershalber keine Kuchen mehr und meine Mutter hasste Mohn, so können Traditionen auch enden.)

Für die Mohnknödel braucht es puren körnigen Blaumohn, wir haben ihn aus Polen mitgebracht, wo er im Supermarkt zu jeder Gemüsetheke gehört. Man kann ihn auch online bestellen und manche Biomärkte führen ihn. Ich kaufe keinen bereits gemahlenen oder gequetschten Mohn, der wird zu schnell ranzig. Auch die Mohnkörner kommen bei mir in den Kühlschrank.
Ich zerkleinere den Mohn in einer kleinen gußeisernen Mohnmühle (Affiliate-Link), mit der ich auch den Senf für Honigsenf mahle. Das ist richtig Arbeit und dauert schon eine Viertelstunde. Wir sind das gar nicht mehr gewöhnt, unsere Omas haben so jeden Morgen ihren Kaffee gemahlen.

150 Gramm gemahlener Mohn und 50g gemahlene Mandeln werden mit 125 ml Milch, einem Stich Butter und 80-100 g Zucker aufgekocht und dabei gut gerührt. Nach dem Abkühlen werden daraus 12 Kugeln geformt, die auf einem Brettchen zum Anfrieren ins Tiefkühlfach kommen.

Wenn die Mohnkugeln angefroren sind, wird Kartoffelkloßteig (den mache ich nicht selbst, der ist aus dem Convinience-Regal, wichtig ist, dass es Teig aus gekochten Kartoffeln ist, kein roher Kloßteig oder halb&halb) in 12 Teile geteilt. Ein Teil Kloßteig wird rund geformt, flach gedrückt, die Mohnkugel wird in die Mitte gelegt und von der Kartoffelkloßmasse nahtlos eingeschlossen – so wie man das bei Marillen- oder Pflaumenknödeln kennt.

Die Mohnknödel lassen sich 10 min in Salz- und Zuckerwasser garen (Wasser aufkochen lassen, nach einlegen der Knödel Flamme ausmachen, darf nicht mehr kochen.) Ich habe sie 25 min in den neuen WMF Dampfgarer (Affiliate-Link) gelegt.

Dazu gab es Sauerkirschen und Vanillesauce, aus Krankheitsgründen ebenfalls aus dem Kühlregal.

Ein Wort zu den Affiliate-Links die ich seit einigen Wochen einstreue, wenn ich über Bücher oder Gegenstände schreibe. Es gibt eine kleine Provision, falls jemand durch Verfolgen des Links etwas kaufen sollte. Wem das unangenehm ist – es ist möglich, die erwähnten Dinge auch einfach so zu googeln. Ich habe jahrelang solche Links ohne Partnerprogramme gesetzt, aber ich halte es mittlerweile für angemessen, die Grundkosten für das Betreiben des Blogs so einzuwerben. Früher ging das in die Betriebskosten, heute geht das nicht mehr.

Weiter im Text. Die Grippe war am Freitag dann endgültig vorüber und ich fühlte mich wieder ok. Wie ich schon vermutet hatte, hat es drei Wochen gedauert.
Nun hatte ich wieder meinen alten Vortrieb und hing nicht mehr schlapp herum.
Plötzlich bewegte sich auch wieder etwas. Ich bekam auf das Bewerbungsgespräch, das ich krank absolviert hatte, eine Absage und konnte die Dame, der das recht unangenehm zu sein schien, damit beruhigen, dass ich ihr selbst auch abgesagt hätte.
Eine Anfrage aus dem Freundeskreis abzusagen, fiel mir wesentlich schwerer, aber hier konnte ich nicht anders. Ich habe 1993 beschlossen, nicht in dem Bereich der Kultur- und Kreativbranche zu arbeiten, der ausschließlich mit Subventionen kalkuliert und ich glaube, ich kann es auch nicht. (Und es handelte sich natürlich nicht um eine feste Anstellung, sondern um Zuarbeit auf Erfolgsbasis.)
Aber solche Entscheidungen räumen auch das Feld und verstellen nichts mehr mit endlosen „ich müsste eigentlich“. Eine Stunde später kam ein Anruf einer Hochschule, man hätte gehört, ich würde Seminare zu Gehaltsverhandlungen anbieten und ob ich im Sommersemester noch Zeit hätte. So darf das. Bitte immer gern doch.

Ein paar Links gibt es noch auf dem weg in die Woche. Meike Lobo zum Informationsoverkill. Eine kluge und differenzierte Sicht, wie ich finde.
Wer es poetisch mag, statt konkret über „…den Ort, an dem, ohne sich zu vermischen, alle Orte der Welt sind, aus allen Winkeln gesehen“ zu lesen, der lese Jorge Luis Borges‘ Erzählung Das Aleph und kann auch gleich Die Bibliothek zu Babel anhängen, für mich ist diese Bibliothek das Internet.
Umberto Eco wird Borges sicher nun wieder begegnen, seinem Jorge von Burgos. Ich hatte Borges im Alter von 11 oder 12 Jahren entdeckt. Ein unscheinbares Taschenbuch lag in den Bücherstapeln meiner Eltern und ich lag krank zu Hause und mir Vielleserin fehlte der Stoff. Ich weiß nicht, was diese Kurzgeschichten des Magischen Realismus in mir anrührten. Da war nicht so übermännlich wie Hemingway, den ich nicht mochte und auch nicht so grotesk-ironisch wie Lem, den ich damals noch nicht verstand. Die trockene Lakonie, die knappe Härte und dazu die unmöglichen Dinge und Ereignisse, das faszinierte mich sehr.

Ach und als Rausschmeißerle in die Woche: Zentralberlin ist voll von Kurzzeit-Mietautos. Wenn sie nicht irgendwo parken, fahren mit ihnen junge Hipster-Männer, die nicht sehr geübt Auto fahren, wie die Henker um die Ecken, denn jede Minute kostet. Darüber gibt es eine nette Geschichte in der taz.

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2 Gedanken zu „Sonntagsmäander mit Regenfenstern

  1. Hachja, die Kurzzeitleihautos. Aus Kostengründen sind ein paar meiner Kollegen auch darauf umgestiegen – in Großstädten ist es noch dazu praktisch. Leider fahren sie alle wie die Besengten. Ist halt nicht das eigene Auto, da macht binäres Fahren noch mehr Spaß als mit dem eigenen Sportwagen. Ich mag schon nicht mehr mitfahren und drohe regelmäßig damit, meinen Mageninhalt in den Fahrernacken zu ergießen. Das hilft kurzzeitig.

    PS: Eco habe ich über seine Standardwerke zur Semiotik und zum wissenschaftlichen Arbeiten kennengelernt. Es wird wohl Zeit, sich auch seinen Romanen zu widmen.

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