Sonntagsmäander in tiefer Langeweile

Ich fühle mich wie ein krankes Kleinkind, ausgeschlafen und gelangweilt. Aber für das normale Leben bin ich noch nicht gesund genug, selbst stricken strengt an. Es wird wohl noch ein paar Tage dauern, da muss ich durch. Die Spaziergänge werden von Tag zu Tag länger, aber hinterher muss ich stundenlang schlafen. Gestern fühlte ich mich halbwegs fit, heute waren meine Knie aus Gummi, es dauert. Ich habe überhaupt keinen Appetit und vergesse zu essen, das ist keine Katastrophe, weil ich gut zuzusetzen habe, aber nachts liege ich vor Hunger wach. Und es ist nicht mal mit dem Gedanken „Ich will das alles nicht, ich reiße mich jetzt einfach zusammen.“ zu lösen.

Social Media. Twitter. Es kommt alles zusammen. @schlenzalot ist gestorben. Ich bin sehr traurig darüber, obwohl ich ihn nicht persönlich kannte, wir liefen uns halt immer mal über den Weg. Es ist nicht gut, so jung zu sterben.
Es scheint mir wie das Ende einer Ära. Vielleicht ist das viel zu pathetisch, vielleicht versöhne ich mich wieder. Aber so, wie es war, als ich zu twittern begann, als er die Leute unterhielt, wird es nicht wieder. Es ist vorbei.
Ich habe schon lange keinen Bock mehr auf Aufkreisch, Missionierung und Agit Prop. Ich will nicht am laufenden Band Pseudo-Nachrichten um die Ohren geschlagen bekommen, bei denen es nebensächlich ist, ob sie wahr sind, Hauptsache, sie treiben in hohem Tonus die aktuelle Sau durchs Dorf. Ich möchte nicht mehr Teil dieser toxischen Kommunikation sein.
Natürlich wird mir etwas fehlen, der schnelle, unkomplizierte Kontakt, die schnelle Information. Aber die Inhalte versotten zusehends und die Nachteile überwiegen gerade die Vorteile bei weitem. Und der, der das alles mal so leicht und heiter machte, ist tot.

Und ansonsten wieder einmal Sybille Berg – zum Helfersyndrom der Deutschen.
Gedanke dieses Tages: Wenn man akzeptiert, dass alle Dinge, die uns umgeben, miteinander zusammenhängen, so bedingen moralisierende urbane Eliten und haßerfüllte, zu kurz gekommene Provinz-Kleinbürger einander. Jede Nation hat die extremen Ränder, die sie verdient und die Mitte lebt derzeit schweigend und den Kopf einziehend vor sich hin. (In dem verlinkten Artikel scheint aber auch eine Art Lösung verborgen. Sie heißt Distanz zu Extremen. Wenn ich mich recht erinnere, waren die wahren Akteure der gesellschaftlichen Umwälzungen 1989 nicht diejenigen, die der Normalität und den Mühen der Ebenen gewachsen waren. Es waren notorisch wütende, nörgelnde, allem und allen quer liegende Menschen, ein Konglomerat aus Aufmerksamkeitshuren – erinnert sich noch jemand an Ibrahim Böhme? – und Elementen, die sich nur in der Masse stark fühlten, die diese Zeit für ein Jahr vorantrieben. Danach war der Spuk vorbei und andere Menschen übernahmen.)

Edit: Passend zum Tag und zum Thema. Eminem lief heute im libanesischen Imbiß in der Kastanienallee und alle ruckten, Schwarama und Falafel essend, mit den Gliedern und Köpfen.

Eminem – Just Don’t Give a Fuck – CZ překlad /Uncensored/ from petr psygma on Vimeo.

Die nächste Woche wird mit sehr ekligem Papierkram angefüllt sein. Ein dritter Anlauf für einen Antrag, der bescheinigen soll, dass ich eingeschränkt arbeitsfähig bin. Arbeitsfähigkeit definiert sich noch immer an den Kriterien körperlicher Arbeit – Heben, Stehen, Greifen, Laufen. Denken ist nebensächlich. Die Steuer. Obwohl ich alles vorbereitet habe und es einiges an Geld zurück gibt, ist das immer ein Akt der Überwindung.

Auf in eine neue Woche. In der Hoffnung, dass diese saugende Schwäche verschwindet.

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