Sohnemann

Der Sohn eines Mannes, der mir vor Jahren in Leben und Arbeit recht nahe stand, war eigentlich auf eine Berliner Jungautonomen-Karriere abbonniert.
Waldorfschule und mit Ach und Krach zum Abitur, alternative und künstlerisch interessierte Mama, die mit ihm zusammen den Haß auf Autoritäten teilte, ihre Unterstützung aber gern annahm (zum Beispiel beim Kauf einer Etage in einem Zweifamlienhaus im Ostberliner Speckgürtel).
Bei unserer letzten Begegnung vor ein paar Jahren hätte er sich fast verplappert, er schien zu wissen, wer die Tiefgarage unter unserem Haus aus Kapitalistenhaß ausgeräuchert hatte. Das Kind berichtete ein Jahr später, er sei im Mauerpark an ihr vorbeigerannt und hinter ihm ein paar Bullen. Der Vater ließ mich von seiner ersten Zeugenaussage in einem Prozeß übr Polizeigewalt wissen.
Vor zwei Tagen rief mich der Vater überraschend an. Als ich im Gespräch nach dem Sohn fragte, meinte er: „Ach, der studiert jetzt europäisches Recht, er ist übrigens gerade bei mir zu Besuch. Er liegt auf dem Sofa und blättert in einem Bildband mit Maschinenpistolen.“
Diese Jugendheutzutage.

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2 Gedanken zu „Sohnemann

  1. REPLY:
    ach, man denke nur an horst mahler oder otto schily. solchen menschen stehen alle optionen offen.

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