Ich immer nur zufällig auf ihrer Seite, Reisebeschreibungen, später Krankheit, eine Frau aus der Provinz. Nix für mich Großstadtpflanze.
Gestern und heute habe ich mich von vorn bis hinten durchgearbeitet. Eine klare, kluge Frau, unprätentiös, keine verschnippte Selbstinszeniererin. Es sagt viel über meine Eitelkeit, daß ich immer wieder nur vorbei gegangen bin.
Es wird nicht nur geliebt gezeugt und geboren in Kleinbloggersdorf, es wird auch gestorben.
Knapp drei Jahre von der ersten Diagnose bis zum letzten Tag im Hospiz, vom „ich habe keine Angst“ bis zum „ich muß mich damit abfinden“. Davon zwei Jahre Hoffnung, daß der Krebs abdreht und immer wieder schwere Quälerei.
Ich habe mich gefragt, wie ich handeln würde, wenn ich heute oder morgen vor diesem Problem stünde. Würde ich die Ochsentour der Chemotherapien, Bestrahlungen und Operationen gehen? Würde es sich lohnen, die letzte, zerdehnte Lebenszeit kriechend und kotzend in Krankenhäusern zu verbringen? Ist der schnelle Untergang mit Würde und Trara besser? Oder sollte man doch lieber bei der Lebenslotterie mitspielen?
Das Blog von mariont, ihr virtueller Nachlaß, wird hoffentlich noch lange im Netz stehen.
Puh. Mehr Worte kann ich da nur schwer aufbringen.
…bin ja mal auf den schmetterling in der taucherglocke gespannt… und: meine liebste hatte während der ungewissheit in der therapie immer angst davor, nicht mehr da zu sein, nicht angst davor, dass es weh tut…
ich habe immer mal bei marion gelesen. sie war mir als person nicht so richtig nah, aber ich mochte ihren umgang mit ihrer erkrankung und habe sie sehr für ihr blog geschätzt. wie würde man selber? ja, schwer zu sagen. wie ich mich kenne würde ich nicht aufgeben.
manchmal verschwinden blogger einfach. wenn es sich um depressive menschen handelte wüsste ich manchmal auch gern um den verbleib.
REPLY:
nein, das wäre gar nicht angst vor schmerz. wenn das in kauf nehmen von schweren nebenwirkungen eine garantie wäre, noch länger da zu sein, dann wäre das gut.
im fall von mariont gab es aber in den drei jahren keine sichtbare erholung. das ging schlag auf schlag und immer weiter abwärts. im nachhinein würde ich sagen: wenn mir das bevorstünde, dann würde ich mir noch vier nette monate verleben, in denen ich alles erlebe, was ich bisher verpaßt habe und dann ab ins hospiz, fertigmachen für die kiste. aber das weiß keiner vorher.
REPLY:
einfach verschwinden ist gruselig. beim waldschratt gibt es ja immer mal nachrichten von der intensivstation. auch jemand aus der provinz (und auch noch aus der alten heimat meiner oma), dessen lebenshaltungen ich nicht so recht nachvollziehen kann.
aber in einem blog lesend eine krankheit oder sterben zu verfolgen, das ist genauso, wie verliebtheit und trennung mitzuerleben.
blogs sind eben sehr offen in der hinsicht.
Keine Angst, mariont`s blog bleibt bestehen, denn sie hat ihn absichtlich rechtzeitig auf blogger.de eingestellt weil sie wollte, daß dieses Tagebuch bleibt.