Als ich HeMan zum ersten Mal besuchte, fiel mir seine extrem aufgeräumte Wohnung auf. So ein bißchen wie in Schöner Wohnen – sparsam verteilte, stylische Möbel, ein paar wunderschöne Nippes und das eine oder andere Buch.
Mittlerweile kenne ich ihn auch während Chaoseinbrüchen, wo sich plötzlich die ganze Wohnung mit Ramsch bedeckt: zerfledderte Zeitungen, Klamotten, volle Aschenbecher, benutzte Kaffeetassen, Einlegesohlen von Sportschuhen (vorzugsweise auf dem Küchentisch).
Eine ganze Zeit lang fragte ich mich, wo er in so einer Wohnung, die kaum Stauraum und Schränke hat, Sachen unterbringt, die grade nicht benutzt werden und kompliziert aufzuräumen sind oder aber lange nicht mehr benutzt und doch nicht weggeworfen werden. Ganz zu schweigen von erinnerungsbeladenem Kleinkram.
Und nach ein paar Monaten, als ich anfing, mich ungezwungen zu bewegen, sah ich Ecken. Hinter Türen und Sofas verbargen sich Liegestuhlüberzüge, Kamerastative, Petroleumlampen, alte Laptops oder schlicht und ergreifend getragene Socken, die, wenn Besuch kommt, dahinter fliegen.
Das ist auch eine Variante. Ich dagegen habe Sedimentschichten auf meinem Schreibtisch. Wenn ich etwas suche, dann weiß ich so ungefähr, wie alt die Ablagerung ist und wie tief ich deshalb greifen muß. Ablage ist die Hölle. Habe ich etwas eingeheftet, vergesse ich die Logik des Vorgangs (Feuersozeität? Unter F wie der Name unter V wie Versicherung oder unter H wie Hausratversicherung?) und suche mich tot. Meine Stapel gehe ich alle drei Monate durch, entsorge, was sich von allein erledigt hat oder nicht mehr aktuell ist und dann ist Platz.
Gestern abend steht in HeMans Küche ein einzelner Schuh, rechtwinklig zum Spülschrank, die Socke ist sorgfältig reingestopft. Ich erinnere mich, daß er die Schuhe vor drei Tagen getragen hat. Der zweite steht sechs Meter entfernt im Schlafzimmer. Rechtwinklig zum stummen Diener. Und so werden beide wohl heute abend noch stehen…
… mal abgesehen vom sehr männlichen verhalten des tagelnag rumstehen lassens … schuhe im schlafzimmer?! hat heman schon mal das wort “rote karte” gehört?
ist ja nicht mein schlafzimmer, daher darf ich die rote karte nicht zücken. zudem sie immer so geputzt sind, daß man draus frühstücken könnte. und ich schmeiße in meiner wohnung ganz gern die klamotten für über nacht auf die badmatte…
Danke für das Gefühl, dass ich gar nicht so eine Schlampe bin, wie ich mich selbst manchmal schimpfe ;-)
Ich ziehe jedenfalls die Wohnung mit kleinen Unzulänglichkeiten der Bitte-nichts-anfassen-schöner-Wohnen-Variante vor….
HeMan scheint ein Faible für rechte Winkel zu haben ;-)
hach, ich bin da unschlüssig. schließlich habe ich jahrelang mit jemandem gelebt, der nichts wegräumte (der ist jetzt mit einer frau verheiratet, die quasi messy-verhalten hat) und ich habe immer davon geträumt, daß ich mir mal einen innenarchtekten leisten kann. ich lebe im kopf, nicht in räumen. und so sehen meist auch mein wohnungen aus. unwirtlich, langweilig.
und das mit den rechten winkeln ist ein trick, den auch meine tochter gut beherrschte: wenn sie aufräumen solte, legte sie den ganzen kram auf rechtwinklige stapel, das sieht ordentlich aus.