Davon rede ich ja schon eine ganze Weile. Besser gesagt, nicht kürzer treten, sondern vieles anders angehen.
Wenn dich aber eine junge Frau trifft, die dir seit 10 Jahren per (meistens erfolgreicher) Arbeit verbunden ist, dir die Hand auf den Unterarm legt und sagt: „Denk an dich, deine Gesundheit ist wichtiger als alles andere.“, so ist das zunächst tröstlich.
Wenn sie dir wenig später sagt, sie wolle mit jemand anders weiterarbeiten, um nicht in in Konflikt zwischen der Rücksicht auf mich und ihren eigenen Interessen zu kommen, verstehst du sie zunächst. Du bist derzeit halt nicht in der Lage, bestimmte Erwartungen zu erfüllen.
Und doch sitzt ein Stachel in mir. Wie der Seniorchef, der gebeten wird, in das Büro am Ende vom Gang zu ziehen.
Mein Bauchgefühl hatte mir seit geraumer Zeit gesagt: Mache einen klaren Schnitt, damit du dich regenerieren und die Energie ins nächste Projekt stecken kannst (das langsam, aber sicher Kontur bekommt). Ich hatte viele Gegenredner. Ärzte, die sagten, es wäre nicht gut, in der Krise Entscheidungen zu fällen und befürchteten, daß ich hinterher in ein Loch falle. Berater, die meinten, es wäre besser Parallel zu arbeiten, eine Sache auslaufen und die nächste tragfähig beginnen zu lassen, damit keine Imagelücke entsteht. Nahe Menschen, die mich weiterhin gern mit der Glamouraura meines exotischen Berufes sehen wollten und sich vor einer Suchenden ängstigten. So habe ich den Gedanken, an das leere Blatt, das ich eines Morgens vor mich legen wollte, um es mit neuen aufgaben zu füllen, die besser zu mir und meiner Lebensphase passten, immer wieder begraben unter sinnlosen Motivationsmantras: Ich muß noch eine Weile. Niemand darf es mir anmerken. Nur noch bis zum Herbst. Vielleicht kommt ja der Spaß zurück. Vielleicht wird auch alles gut.
Aber dieses festkleben am Alten hinderte mich daran, das Neue zu denken. Um Spüren zu können, wohin mich Wind und Strömung tragen und wie ich die Segel setzen muß, brauche ich keinen Anker, der sich in den Hafenschlick gegraben hat.
Was ich mir vorwerfe ist, daß ich es so weit habe kommen lassen, das mir andere die Entscheidung abnehmen.