Noch ’n Stöckchen, diesmal zielgerichtet beworfen von der Nachtschwester.
Schlager, die untrennbar mit Situationen aus der Kindheit verbunden sind. Uff, das ist nicht so einfach. Da ich recht unmusikalisch und eher visuell programmiert bin, ist meine Kindheit ein einziger Klangbrei, aus dem hier und da was konkretes rausschwappt.
Küche bei Oma, das bedeutete jede Menge Big-Band-Sound und Opernarien. Das übliche, was das Ostradio eben gespielt hat. Big-Band-Arrangements von Schlagern (sehr schön auch noch zu hören am Skilift in der Tschechei, 70er-Hits auf Tschechisch). Manchmal auch Frank Sinatra, Louis Armstrong (Jazz war schließlich die Widerstandsmusik der unterdrückten Negersklaven) und – inflationierend – Herb Alpert & Tujuana Brass. Ach und Songs aus „My Fair Lady“ fallen mir ein.
Weggehen mit Opa das hieß Militärmärsche, gespielt von uniformierten Kapellen, manchmal marschierten sie sogar mit Tambourmajor. Es gab Zeiten, da kannte ich sie alle, den Petersburger Marsch, den Radetzky-Marsch, den Parademarsch Nr.1… Dazu kamen russische Militär-Chorgesänge mit strahlenden Tenören. „Kalinka“, „Warjag“, „Katjuscha“.
Der Morgen im Plattenbau bei meinen Eltern war dominiert von Marianne Rosenberg. Der Musikredakteur des Regionalsenders war Fan und deshalb wurde „Er gehört zu mir“ dreimal stündlich gespielt. Diese Musik ist für mich assoziiert mit Muckefuck und übervoluminösem Ton aus riesigen Baßreflexboxen, der sich durch Müdigkeit, Muffligkeit und niedrigen Blutdruck sägt.
Dann Frank Schöbel und „Wie ein Stern in einer Sommernacht“ und auch Tom Jones und „Delilah“ und Les Humphries Singers.
Für mich sein hieß Barbra Streisand hören, vor allem „Funny Girl“, Adamo (kennt den noch jemand?) und so endlos sentimentale Schinken wie Where I do Begin aus „Love Story“, gesungen von Shirley Bassey. Das erste Lied des Erwachsenseins war „Wish You Where Here“ von Pink Floyd. Danach war nichts mehr wie vorher.
Meine Mutter, das sind Mezzosopranarien (aus Hoffmanns Erzählungen zum Beispiel) und kirchliche Weihnachtslieder (auf Platte natürlich, wir gingen doch nicht in die Kirche), die sie phantastisch mitsang. Weihnachten, das sind die glasklaren Knabenstimmen vom Thomanerchor, in die die Platte leise hineinknackte.
Mein Bruder, Bill Tür, ist witzigerweise assoziiert mit Van Halen. Das war seine erste pubertäre Aktion. Aus der Schule kommen, die Boxen aufs Fensterbrett stellen und mit Van Halen die Straße beschallen.
Mein Vater, das ist Johnny Cash und vor allem Beethoven, was ich an dieser Stelle schon einmal schrieb.
Interessant ist, was geblieben ist. An „Where I do Begin“ habe ich mich im Gesangsunterricht versucht und mußte feststellen, daß nach Frau Bassey dem stimmlichen Anspruch keiner mehr so richtig gewachsen war. Ich auch nicht. Das ist, wie „Feel“ von Robby Williams singen, was für Leute mit Stimmumfang.
Nachdem ich mich lange vom Herb-Alpert-Overkill erholen mußte, finde ich die Musik mittlerweile (in kleinen Dosen) recht cool. Johnny Cash sowieso. Streisand sing ich immer noch im stillen Kämmerlein, fürs Karaoke find ich sie zu anspruchsvoll, da kann ich mich nur mit Tränen im Knopfloch blamieren.
Und als Pink Floyd noch mal bei Live 8 im Hyde Park spielten, hab ich heulend vorm Fernseher gesessen.
Ach so, weiterwerfen. An den s|ogmen, an Mr. Lucky, zwecks Launeverbesserung und an Herrn Glam, weil mich doch interessieren würde, was weiland im Harz so gehört wurde…
hui, gar nicht so einfach. ich versuch mich mal dran.
es is hoffentlich positive erinnerungsarbeit…
puh, da haben sie mich aber wohin geschickt, komme aus dem kramen gar nicht mehr raus!
…und ich hatte das so erfolgreich verdrängt!
REPLY:
hihi, dafür hat man verwandte, die das zu den peinlichsten momenten in der öffentlichkeit rauskramen.
wobei mir meine postpubertäre emerson, lake & palmer-phase auch ziemlich peinlich ist. deshalb schreibe ich ja hier auch nur von pink floyd…