Handarbeit

Es kann schon sein, daß ich vorwiegend zum Denken tendiere, trotzdem arbeite ich gern mit den Händen. Es ist eine gute Gelegenheit für Entspannung und Konzentration zugleich.
Matteo Tedesco hat mir in der letzten Woche demonstriert, daß es mit meinen holzhandwerklichen Fähigkeiten nicht weit her ist. Ich stand immer nur staunend daneben, wenn er Leisten und Platten vorwärts wie seitwärts mit der Wasserwaage ausrichtete (ich habs getestet, verschüttetes Wasser bleibt auf der Platte stehen und läuft nicht in irgendeine Ritze), mit Hilfslinien anzeicnete und virtuos die Stichsäge bediente.
Mein Ressort waren früher Nadelarbeiten. Schade, daß man heutzutage Socken eher wegwirft, als sie zu stopfen. Wenn kein Muß dahintersteht oder der Berg an Flicksachen nicht zu bewältigen scheint, ist dies eine gute Sonntagnachmittagbeschäftigung zu einer Tasse Tee.
Gestern habe ich als reine Konzentrationsübung einen alten, kaputten Zwirnknopf neu bespannt. Er sah zwar nicht ganz so schick aus, wie die Manufactum-Teile auf dem Foto, aber er funktioniert wieder.
Ja, und ich habe die neue Nähmaschine ausgepackt, zur Hälfte ein Geschenk vom Kind, die seit Jahren mit meiner von Mama abgestaubten Maschine arbeitet. Eine Low-Price-Singer, die ziemlich ok. und akkurat arbeitet.
Dese billigen Maschinen haben zwar alle nicht die Power meiner alten, barbarisch schweren Veritas, die ich vor zwei Jahren schweren Herzens entsorgte, weil der Motorkontakt zu schwelen begann, aber sie sind sehr gut bedienbar und wer will sich schon mit Highspeed ein Loch in den Daumen nähen?
Gestern abend habe ich alte Kissenbezüge von Omi für mein komisches Seitenschläferkissen passend gemacht. Auch so eine Sache. Dieser dichte, schwere Leinendamast von früher ist heute unbezahlbar. – Und wie viele alte Damen haben den noch von der Aussteuer unbenutzt im Schrank liegen… Aus den Resten wurden zwei Geschirrtücher zum Gläser polieren.
Fazit: Man kann meditieren, man kann aber auch mit Nadel und Faden arbeiten, kommt fast aufs gleiche raus, ist aber weniger ergebnisorientiert.

Ein Gedanke zu „Handarbeit

  1. Diese Koinzidenz finde ich jetzt sehr lustig, weil:
    In meinem Elternhaus steht eine ziemlich gute Singer-Maschine, mit der ich früher ab und zu gerne genäht habe und bei der ich das Gefühl habe, sie wartet jetzt, nach dem Tod meiner Eltern, förmlich auf mich. Ideen habe ich übrigens auch, und zwar gar nicht wenige …

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