Gestern warten wir im Kaufhaus Jandorf, um einen Blick auf das begehbare Wahlprogramm der CDU zu werfen.
Sagen wir mal so: Von der Ausstellung her gesehen ziemlich geil. Unterhaltsam, spannend, emotional. Das Projekt gefällt mir in der Ausführung sehr gut.
Von den Inhalten her ist es schon sehr DDR der frühen 70er. Große Projektionen von Statistiken, die besagen, dass alles immer besser wird, die Beschwörung einer großen, offenen Menschengemeinschaft, die sich versteht und gut und ohne großen Druck geleitet wird, wo von oben nur eingegriffen wird, wenn etwas schief liegt. Ja, als Vision ist es nett.
Ich frage mich nur, warum diese dort präsentierte heile, gesunde Welt nicht die eine oder andere Feststellung von anzugehenden Problemen aushält.
Einen Gôut hat da ganze Projekt allein schon dadurch, dass eine Immobilie ausgewählt wurde, die, wie einige andere Häuser in der Brunnenstraße*, noch ein bisschen Dornröschenschlaf bekommt.
Der einzige Bereich, in dem vorwiegend über Gefahren und Probleme gesprochen wurde, war der Abschnitt Digitalien. Da ging es um Industriespionage, Cybermobbing und Internetkriminalität. Es ist ein bisschen einfältig, alle Probleme auf dieses böse, unkontrollierbare Internet da draußen zu projizieren.
Mich hätte weitergehend ein Dialog darüber interessiert,
wie junge, hart arbeitende Familien in Metropolen bezahlbaren Wohnraum bekommen können
die ländlichen Bereiche endlich ernstzunehmend digital-logistisch erschlossen werden, damit dort das Wirtschaftswachstum nicht lahmt,
wie Arbeit auch für untere Einkommensklassen und gering qualifizierte Menschen lohnenswert und würdevoll sein kann
wie der Tatsache, dass Groß- und Kleinfamilienstrukturen sich zunehmend auflösen bzw. auf Zeit gemacht sind, Rechnung getragen wird
wie die Gesellschaft darauf reagiert, dass unsere hingabevolle Flexibilität in Sachen Erwerbsarbeit einen hohen Preis hat
wie wir gut leben können, ohne dass wir mit frühkapitalistischen Arbeitsbedingungen in anderen Regionen unsere Lebenshaltungskosten schönen
wie mit innerer Sicherheit und der Liberalität unserer Kultur umgegangen wird, jenseits von müssen wir uns halt daran gewöhnen.
wie Bildung und Weiterbildung nicht nur gesellschaftliches Experimentierfeld und/oder schön benanntes Placebo ist und zielführend und erfolgreich diejenigen erreicht, die sie brauchen.
Das sind nur ein paar Punkte, die mir spontan einfallen.
Wobei ich weiß dass die berlinzentrierte Perspektive immer etwas schwierig ist. So ein Wahlprogramm wird für die zahllosen Menschen in Orten gemacht, die wesentlich weniger arm, chaotisch und sexy sind.
*Interessant, dass die Wertsteigerungshistorie der Brunnenstr. 183 in Google kaum noch auffindbar ist, egal wie man sucht. Die war vor anderthalb Jahren mit konkreten Zahlen noch gut und präsent nachzulesen und hat sicher den Verkauf der Appartments nicht gerade befördert. Da hat wohl jemand die Suchergebnisse gekärchert.
(“ . . . ist es schon sehr DDR der frühen 70er. – – -)
dann ist es also doch wahr, was ich seit jahren denke und auch sage; wir haben eine DDR II.
Mutti Angie ist die rache Honeckers an den westen.
auf dem weg zum Überwachungsstaat, manipulierte zahlen allenthalben, verschleierung und vertuschung und massive einflußnahme auf einige medien im sinne von regierungsfernsehen, und propagandafernsehen.
die berliner abendschau ist inzwischen schon rein vom trailer eine kopie der aktuellen kamera.
nein, dieses land ist schon lange nicht mehr die bundesrepublik die es mal war.
es gäbe endlose aufzählungen was sich inzwischen alles an die ddr angeglichen hat . . . am auffäligsten ist es eben im staatsfernsehen und tatsächlich in der politik. unsere politiker haben keinen kontakt mehr zur realität, es scheint, sie wissen nicht einmal das eine welt existiert in der menschen nicht wissen wie sie über den monat kommen sollen.
und was mutti da neulich in sachen schule von sich gegeben hat, beweist das mehr als deutlich.
sie meinte das schüler nach dem schulabgang selbstverständlich, schreiben, lesen und rechnen können müssen (was für eine wunderbare wunschvorstellung !!) und sie sollten programmieren können . . . häh? sie weiß noch immer nicht wie ein computer funktioniert . . . aber programmieren ist absolut hilfreich wenn man informationen und zahlen manipulieren will. das stimmt tatsächlich. ich weiß wovon ich schreibe, ich habe nämlich vor fast 40 jahren mit dem programmieren begonnen . . . im westen wohlbemerkt. aber das kann mutti natürlich nicht wissen.
sie hat sich ja in der ddr I schon damals hochgeboxt. – das ist inzwischen alles geschönt, jedenfalls im IN. über ihre FDJkarriere kein piep . . .
was anderes sollen also wahlplakate und sprüche sein, als schlichte träumereien und teilweise wohlwissende lügen . . . und das gilt aus meiner sicht für alle großen, oder zumindest 5%parteien, wirklich alle, ohne ausnahmen.
im laufe meines politischen lebens, das inzwischen mehr als 50 jahre umfasst, habe ich noch nie erlebt dass auch nur ein einziger punkt aus einem wahlprogramm nach der wahl genau so umgesetzt wurde. es ging nie ohne abstriche, einschränkungen, beschränkungen und immer alles nur im kompromissverfahren zwischen den regierenden. die oppositon war eigentlich immer ausgeblendet.
nein, wahlen sind kein mittel um dieses land wirklich zu verändern. sie kommen immer wieder aus allen löchern angekrochen, die die man loswerden wollte – und für die immer kurz vorden wahlen – noch schnell ein neues amt geschaffen wird, damit sie im falle dass sie nicht gewählt werden, doch wenigstens anschließend einen gut dotierten job haben . . . das ist alles widerlich, verlogen.
gesetzesvorlagen werden heute auch nicht mehr von den gewählten volksvertretern gemacht. die schreiben heutzutage angeheuerte kanzleien, die, wen wundert es, natürlich aus den kreisen der gewählten politiker stammen.
ach, politik ist so ein weites, großes und völlig verkommenes feld.
ehrlich mal, mir fällt nur noch nichtwählen dazu ein.
trotzdem, schöne woche wünsche. . .
Wir werden in eine Gegend ziehen, die zumindest in der Kommunalpolitik von Wählergemeinschaften dominiert wird. Ich bin sehr gespannt darauf.
Ansonsten – in der Zeit, als ich mich noch im Fernsehjournalismus versucht habe, Anfang der 90er, ging es um harte und schonungslose Enthüllungen und gute Recherche.
Ich sehr es ähnlich, Redaktionen erzählen lieber heute Märchen. Das hatten wir alles schon mal.