Vor einer Woche stehe ich bei Dussmann in der Taschenbuch-Abteilung vor dem Buchstaben F. Nach Fitzgerald ist es Zeit, endlich Faulkner in einer vernünftigen Übersetzung zu lesen.
(Ich kenne ja nur diese gruseligen DDR-Übertragungen, bei denen man spürt, daß der Übersetzer das Land nie längere Zeit von innen gesehen hat – gleiches gilt auch für viele westdeutsche Übersetzungen aus dem Russischen.)
Schall und Wahn schien mir das Richtige zu sein. Der Titel erinnert mich an das Macbeth-Zitat, das ich in meiner ersten eigenen Wohnung an die Wand geschrieben hatte, denn auch ein Plattenbau brauchte eine individualistisch-nihilistische Note.
Langer Rede kurzer Sinn: Nach Aufblättern und Anlesen der ersten zwei Seiten habe ich das Buch zurück gelegt. Die Schrift war zu klein. Ich hätte weder im Bett noch im Flieger entspannt lesen können. Und das mir, die ich in jeder Lebenslage und bei jeder Beleuchtung Bücher verschlungen habe.
Dazu kommt, daß ich des öfteren den Satz ausspreche: Blöd, ich habe meine Lesebrille nicht mit. Oder: Was für eine dämliche Typografie! Noch ist es nicht so weit, daß ich garnichts mehr erkenne. Noch löse ich das Problem mit Distanzregulierung (die Arme sind noch lang genug) oder mehr Licht.
Ich fand Lesebrillen immer sexy und Männer mit nackten Augen hat es in meinem Leben nur wenige gegeben.
(Hier muß ich noch einmal abschweifen. Ein Argument, daß HeMan überhaupt nicht zu mir passt war: der trägt keine Brille, schon deshalb kann das nicht klappen. Bis er mir Fotos von einem länger zurückliegenden Geburtstag zeigte. Da hatte er noch eine. Und der Rest ist die Weitsicht der späteren Jahre.)
Aber ich selbst und so ein Gerät…
Neben dem Sehvermögen geht mir derzeit die Fähigkeit zu vernunftbegabtem Schreiben ab: stilistisches Gestammel, vergurkte Sätze, die Fakten poltern im Text wie hingeschmissene Pflastersteine.
Vielleicht bin ich grade wieder im Leben angekommen. Im ganz normalen. Wie im Herbst letzten Jahres, als ich den Durchgangsverkehr geschlossen habe. Vielleicht habe ich diese Schleife noch einmal gebraucht. Ängste, Zweifel und Wurzellosigkeit sind weg. Der soziale Streß hat aufgehört, mir das Fett von den Hüften zu nagen. Ich muß aufpassen, das ich nicht fett werde.
…it is a tale told by an idiot. das verfolgt mich nun seit über 20 jahren. danke für eine wichtige erinnerung, lady koma.
(…)signifying nothing.
Gern geschehen!