Makler sind eine sehr eigene Spezies. Da jeder, der einen Wohnungsschlüssel und einen Telefonhörer halten kann, in der Lage ist, diesen Beruf zu ergreifen, gibt es eine ganze Menge davon und sie machen sich kräftig Konkurrenz.
In Berlin gibt es ein Maklerbüro, das sich etwas hochtrabend BotschaftsBörseBerlin nennt und auf der Website verkündet, nur erstklassige Lagen, nämlich altes Westberlin (W-dorf, C-burg, G-wald) für erstklassige Menschen, nämlich Diplomaten vorrätig zu haben.
Die Fotos, mit denen das Objekt im Netz vorgestellt wurde, waren weniger erstklassig. Ein mieser Schnappschuß der Küche und mehrere „Objekt ähnlich“-Fotos.
Um einen Besichtigungstermin zu bekommen, muß zunächst das Exposé mit der Anerkenntnis der Provisionspflicht unterschrieben zurückgefaxt werden. Da das ein etwas unübersichtliches Layout hatte, kam auf der Gegenseite nicht viel an. Was mit mehreren kommentarlosen Faxen des neu zu unterschreibenden Exposés und mehreren Faxen des unterschriebenen mit dem Vermerk „NICHT LESBAR!“ quittiert wurde. Es hätte auch mal jemand in diesem hochklassigen Laden den Telefonhörer in die Hand und die Worte: „Entschuldigung, das Fax ist leider unlesbar angekommen, könnten sie es bitte noch einmal schicken?“ in den Mund nehmen können. – Also, ich mein ja nur.
Da sie aber den Ansprechpartner und die Adresse bereits gemailt hatten, sollte das aber auch egal sein.
Die Hausbesitzerin war eine nette alte Dame, die Wohnung ein verschnittenes Dachgeschoß, angefüllt mir 30 Jahre alten Provisorien. Sie war glücklich darüber, als neuesten Luxus überall Laminat legen zu lassen. Einen neuen Privileg-Kühlschrank und eine Dachterasse spendierte sie auch.
(Jammerschade. Mit einer ordentlichen Investition, einem guten Architekten und guten Materialien hätte sie die Wohnung für 30% mehr mit Handkuß losbekommen.)
Ich habe mir verkniffen, sie zu fragen, ob sie wüßte, daß sie einen Makler im Boot hat. Sie sieht auch nicht so aus, als wüßte sie vom Internet mehr als den Namen. Ich frage mich auch, was dieses Maklerbüro außer dem insnetzsetzen von miesen Fotos, dem Einsammeln von Unterschriften und dem Herausgeben von Telefonnummern tut, um zwei Monatsmieten Provision zu rechtfertigen.
Und während ich das schreibe, bekomme ich das 6. Fax, das ich unterschreiben soll…
Das ist sicher der Neffe der alten Dame, der sich dachte mit Tantchens Dachverschlag anonym mächtig Zaster zu melken, um dann flugs seine Makleruntriebe auf die Antillen zu verlegen.
Da kann man nur sagen: der Makler ist unerkannt verlogen.
Schreiben Sie zurück: unbekannt verzogen.
fax doch mal was zurück wie „fick deine omma, alter duplo!“ und mal sehen ob dann noch was zurückkommt.
Ich hatte letzte Woche auch so ein Maklererlebnis der dritten Art. Eine toll klingende DG-Wohnung in der Auguststrasse zu annehmbarem Preis und angeblich provisionsfrei galt es zu besuchen. Die Anzeige stand im Netz. Ich rief also bei dem Herren an und fragte noch dies und jenes und er antwortete bei den meisten Fragen nichts Aussagekräftiges. Abschließend erhielt ich eine Nummer, unter der ich Frau M. erreichen könne, die auch die Eigentümerin sei.
Ich rief also Frau M. an und machte einen Termin mit ihr aus. Ich stelle meine Fragen noch einmal und sie war etwas irritiert, dass ich das nicht der Anzeige entnommen hatte und noch irritierter, als ich mitteilte, dass es da nicht drinstand.
Wie sich bei der Begehung herausstellte, hatte irgendein Makler sich die Daten aus einer Printanzeige gezogen und online gestellt. Und zwar unter Angabe eines deutlich niedrigeren Mietpreises. Und hätte ich jetzt z.B. die Wohnung genommen, hätte er angeblich Anspruch auf Provision stellen können – obwohl Frau M. ihn nicht beauftragt und bereits auf Unterlassung bestanden hatte. Ist er nachweislich der Vermittler, kann er fordern. Da er falsche Angaben gemacht hat, ist das vielleicht ein Sonderfall. Aber diese Dreistigkeit hat mir wirklich die Sprache verschlagen. So ein Pack!
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genau diese vermutung habe ich bei der geschichte auch. in der internetanzeige war nicht mehr als ein schnappschuß der küche und ein grundriß original. dazu reicht ein anruf und eine besichtigung mit heimlichem handyfoto auf eine printannonce hin.
hätten wir die wohnung genommen, wären wir zahlungspflichtig bei einem trittbrettfahrer.
im übrigen sehen alle exposés dieses ladens, die wir auf dem tisch hatten, so aus. und es handelt sich jedes mal um objekte, die vom bauzustand her 70er-80er sind, also alte, konservative besitzer haben, die mit internet nichts anfangen können.
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hat heman schon erledigt. mit dem eleganten satz, sie sollen sich ihre exposés in den a… schieben.
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unbekannt verzogen hätte wahrscheinlich schöne aufregung ausgelöst.