Die älteste der Sekretärinnen hat nun einen Hund. Es ist ein brauner, etwas altmodischer Terrier, ein ziemlich nettes Viech. Am Wochenende begab es sich, daß wir uns wieder einmal sahen. Spazierengehen mit Hund ist allemal amüsanter, als mit ihr Essen zu gehen („holt ihr mich ab? ist das teuer! nee, sushi ess ich nicht, schweinefleisch auch nicht. was, ich hab wirklich grade schweinefleisch gegessen? mensch ist das teuer! setzt ihr mich zu hause ab? etc. pp.“) und eine Chilli con Carne-Drohung Marke Maggifuk war auch grade wieder knapp an uns vorbeigeschrammt.
Der Tag begann mit der Ansage, daß sie diesmal nicht an den Schlachtensee wolle, weil es da so voll sei, sondern nach Heiligensee. Da ich fürs Kartenlesen zuständig bin und noch ein Freudespaar mit Kind dazudirigieren sollte, fragte ich dreimal nach, wo wir denn da genau hingehen wollen. Die Antwort war: Weiß ich auch nicht, ich war noch nie da, ihr nehmt mich doch mit.
HeMan kriegte das Jammern: Auto grade frisch geputzt und ausgesaugt und Leder poliert!, aber er kriegte sich ebenso schnell wieder ein, weil ich ihn immer damit aufziehe, daß er sich den Kombi schließlich vor Zeiten für eine noch kennenzulernende Frau mit Kind angeschafft hatte.
Das Hundchen sprang ins Auto, legte sich brav hin und machte keine Probleme und wir fuhren sicherheitshalber doch zur Revierförsterei am Tegeler See, weil da zumindest der Stadtplan freie Flächen versprach.
Kaum hatten wir den Wagen geparkt und der Hund war Richtung See gestürmt, ging das Geknötter los. „Hier am Wasser kann man ja garnicht laufen! Da sind zu viele andere unterwegs!“ In der Tat, eine alte Dame kam schütternden Lenkers dahergeradelt und schimpfte über unangeleinte Hunde. Wir liefen Richtung Wald und mußten an einem Tiergehege vorbei. „Das geht ja garnicht. Da kriegt der Hund nen Föhn, der rastet aus, wenn ein Wildschwein vor ihm steht!“ Dem Hund waren die Schweine aber reichlich egal.
Dafür stieß sich seine Sorgeberechtigte am dem Hinweisschild, daß Hunde im Wald an der Leine zu führen wären. „Na da muß ich den Hund eben an die Leine nehmen, nutzt ja nichts! Ich richte mich ja gern nach euch, wenn ihr hier laufen wollt…“ (Mal abgesehen davon, daß dem kleinen Kerlchen eh noch etwas Erziehung und Körperkraft fehlt und er ohnehin kaum frei und ausdauernd losrennen kann.) Mein Vorschlag, das Verbot zu ignorieren löste einen Sermon aus über schießende Jäger, die keine Gnade mit armen Haustieren kennen würden. Ich wies sie darauf hin, daß ein Jäger kaum an einem sonnigen Sonntag nachmittag in der Gegend rumballern würde, weil die Wahrscheinlichkeit zu hoch wäre, einen Spaziergänger zu erlegen.
Aber das Thema hatte schon wieder gewechselt. Das fünfjährige Mädchen war natürlich sehr an dem Hundchen interessiert und blieb immer in seiner Nähe. Grund für den Kommentar: „Jaja, jetzt hab ich nicht nur den Hund sondern auch noch das Kind an der Backe und ihr könnt euch alle prima unterhalten! Aber ich machs ja gerne!“
Die gesamte Zeit schwelte ohnehin das Problem: „Wo krieg ich was zu essen her?“ Die Frau stieg aus dem Auto und verkündete, sie habe Hunger, schließlich sei sie doch schon so früh mit dem Hund aufgestanden. Das nahe französische Restaurant war ihr zu teuer. „Nee, da ess ich lieber nichts! Ich wußte ja nicht, daß es hier nichts gibt. Und der Hund kostet so viel, ich bin völlig blank!“ Zur Würstelbude an der Borsigvilla war es ihr zu weit, der Hund könne schließlich nicht ewig laufen und so landeten wir nach nicht mal einer halben Stunde Fußmarsch doch im sündteuren französischen Restaurant und sie orderte einen Eisbecher. Als es ans Bezahlen ging, wartete sie die Rechnung nicht ab, sondern – der Hund, jaja – ging schon mal raus und reichte HeMan mit „Das wird ja wohl reichen!“ einen Schein rüber. Es reichte knapp.
Auf dem Rückweg machten wir Station bei den Leuten mit dem Kind, zum Zwecke des Auseinanderschraubens eines Regals, also die Männer natürlich. Eine längere Kopfsteinpflasterstrecke wurde unterhaltsam. „Kotz jetzt bloß nicht in den Kofferraum! Wir dürfen sonst nie wieder mitfahren!“ Eine Minute später: „Oh Gott, mir ist schlecht! Was ist eigentlich, wenn ich kotzen muß?“
Ich, die ich mich schon die ganze Zeit in autogenem Training erging, damit ich nicht den Jäger ordere, damit endlich Ruhe ist (Oder einen Mann, damit die Frau endlich mal wieder Sex hat.), werde das erste und einzige Mal laut und bestimmt: „Du sagst einfach rechtzeitig vorher Bescheid und HeMan fährt ran!“
Im Haus der Freund angekommen, schnappe ich mir dann die nächstbeste Sofaecke und penne ein.
Auf dem Rückweg, nachdem Frau und Hund abgesetzt waren („Jetzt müssen wir aber los, ich muß um halb sechs zu Hause sein, sonst komme ich mit den Futterzeiten durcheinander.“), meinet HeMan ganz vorsichtig zu mir: „Also irgendwie muß ich das nicht oft haben. Das wird ja immer anstrengender.“ OH JA!
das nächste mal nehmt ihr den seeweg und an einer besonders tiefen stelle -ein kleiner schubs. das hält man ja schon beim lesen nicht aus.
dem verwöhnten he-mass mit einer wochen-portion maaggifuk drohen und schon setzt es weniger soziale sekräterinnen kontakte. ich liebe diese leute die soo toll sind, designer sofas haben und maggifuk essen, fabrikbrot und „bei aldi gabe es diesen super bordeaux für 2,99! stell dir vor, 2,99 -der ist toll, ne?“
sollen sie, mich aber nicht dazu nötigen. ich bringe mein essen auch nicht länger mit, ich kündige stattdessen freundschaften. tolerzanzgrenze gibt es, wehe aber sie wird unterschritten.
P.S. Der Jäger hätte den kötter erschossen und mit ihr Sex gehabt. Oh du heilige Lösung.
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das ps ist auch nicht schelcht. das wär die lösung gewesen. und wenn sie nicht erfroren sind, so v… sie heute noch.
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ich kenne jemanden, der hat bei einer treibjagd mal aus versehen den hund seiner exfrau [zwei befreundete paare tauschten über kreuz, paßte hinterher viel besser – und waren weiterhin befreundet] erschossen. die hatten aber nur jahre davor sex.
[rubrik: kein drehbuch ist so schräg wie das leben. in dem kostet der aldi wein inzwischen nämlich auch 19,99 …]
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was für eine wahnwitzige geschichte!
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hrhrhr!
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mit den geschichten des jägers [im hafenbecken versenkte segelpokale, an raststätten vergessene kinder, per hubschrauber eingeflogenen schlüssel von einbruchsicher verrammelten ferienwohnungen, usw.] könnte ich mühelos ein ganzes buch füllen. richtig die hose naß macht man sich vor allem dann, wenn man ihn persönlich kennt. aber es ist der ex-chef meines vaters. und die beiden sitzen seit einiger zeit wieder zusammen in ihrer muppets loge, und machen zu zweit da weiter wo sie vor 45 jahren mal angefangen haben. da will man ja nicht stören …
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herrlich!