Etwas vorfristig, Mitte letzter Woche, begann Adventsstress. In dem kurzen Timeslot zwischen Totensonntag und meiner Abreise nach fast Afrika müssen noch so viel wie möglich fettige Geflügelessen und glühweinhaltige Weihnachtsmarktbesuche passen.
Am Montag standen wir an bereiften Tischen vor dem Charlottenburger Schloss, am Freitag schon wieder und am Samstag drängelte ich mich mit Kind und Freund und Mann durch das Gewühl am Gendarmenmarkt. Am Sonntag dann gab es gegrillte Entenkeule mit dreierlei Gemüse und Rieslingsoße. Dafür habe ich gut 4 h in der Küche gestanden. Wenn nicht sogar noch mehr, denn mit zwei Fingern der rechten Hand und einer mehr als unbegabten linken geht alles viel langsamer.
Überhaupt, um mal wieder über Krankheiten zu schreiben, mein ständiges Umdenken auf links bringt mich im Kopf extrem durcheinander. Ich bin langsam wie ein Reptil, weil ich ständig über die normalsten Vorgänge nachdenken muss. Zudem fühle ich mich ständig unterschwellig bedroht. Das klingt paranoid, ich weiß. In mir scheint ein kleines Warnsignal zu blinken, das darauf hinweist, dass meine rechte Gerade und mein rechter Haken momentan nicht ganz perfekt sind. Ich klammere mich an meine ständig vorbildlich geschlossene Handtasche wie eine Achtzigjährige. Leute, die sich mir von rechts nähern, sind mir suspekt. Und alles, was schnelles zugreifen erfordert, treibt mich in die Blockade.
So blöd es klingt, ich kann mich jetzt ein bisschen den Menschen hinein versetzen, denen ein Auge fehlt oder die halbseitig gelähmt sind. Ich hätte nie gedacht, dass meine rechte, tonangebende Hand so wichtig ist.
Das kann ich gut nachvollziehen.
Es ist so, als ob man einen Riss hätte, man ist plötzlich verletzlich. Man weiß, dass man sich nicht mehr sicher sein kann.
Als ich nach einem schweren Unfall lange einen Arm kaum bewegen konnte, ging es mir ähnlich. Ich habe ihn machmal wie ein kleines Baby gehalten, mit dem anderen Arm.
Doch ich lernte in dieser Zeit viele Menschen kennen, die mir dann eine ähnliche Geschichte erzählt haben.