Allzuviel ist halt ungesund

Bis zu meinem 28. Lebensjahr habe ich nach der Philosophie gelebt, daß Sport Mord ist und nur was für Leute, deren Intellekt nicht reicht, um sie zufrieden und erfolgreich zu machen. Außerdem waren fanatisch Sporttreibende in meiner alten Heimat in der Regel sehr systemkonform. Als intellektuell-alternatives Nischenwürmchen trieb man keinen Sport, eine Leistungssportlerkarriere brach man rechtzeitig ab und zehrte fürderhin von der Muskelrestmasse.
Im Niemandslandjahr zwischen Diplomarbeit und erstem Job begann ich, durch den Park zu joggen. 500 m waren für mich eine Riesenleistung. Doch recht bald landete ich bei 8 km. Wobei ich nicht sagen kann, daß es mir Spaß machte. Mir schliefen die Fußsohlen ein, das Knie oder die Hüfte taten weh und jeder überholte mich.
Schwimmen war dann schon etwas anderes. Da ich in einem vorigen Leben wahrscheinlich mal ein Wassertier war, ein Delphin oder wahrscheinlicher ein Manatee , ziehe ich auch jetzt noch an gut trainierten Männern vorbei oder bin zumindest brustschwimmend genauso schnell wie sie verzweifelt kraulend.
Um den Verbiegungen des Alters vorzubeugen und die Körperformen zu optimieren, die nach zwei Eingriffen in bauchmuskelnahen Regionen nun doch nicht mehr nur mit „Haltung“ zu bewahren sind und mangels schnell erreichbarer Workoutregionen (wie vermisse ich da mein Haus am Fluß: der nahe Wald, das Kajak, die Schwimmstrecke…) schenkte ich mir das eine oder andere Fitnessabo.
Und immer dann, wenn ich willens und bereit bin, es mit Freude und Engagement zu nutzen, haut es mich nach spätestens zwei Wochen raus. Mal ist es nur ein vergripptes Gefühl mit Dauerschlafen, mal ein richtige Erkältung, das nächste Mal eine Stirnhöhlenentzündung, die Palette ist groß. Das Ergebnis ist immer dasselbe: nach zwei Wochen spätestens pausiere ich mit dem Training für eine Woche.
Der befragte Trainer zuckt die Schultern: „Kamma nix machn, tüpisches Sümtom von Übertraining. Gehnses mal langsam an.“
Langsam angehen. Gute Güte, ich mache doch kaum was und schone mich allenthalben. Dann kann ich mir den horrenden Monatsbeitrag auch sparen und mir ne Yogamatte und ein paar Fitness-DVDs schenken.
Ich meine, zwei- bis dreimal die Woche eine knappe Stunde Ausdauertraining und eine halbe Stunde Krafttraining, vielleicht noch ein paar Minuten Schwimmen, das ist doch nicht viel. Vor allem wenn man in jeglichem Ratgeber liest, daß man zwischen den Trainingstagen einen Pausentag einlegen soll und beim Ausdauertraining alles unter einer halben Stunde sinnlos ist…
Menno.

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4 Gedanken zu „Allzuviel ist halt ungesund

  1. …ich fürchte, die demonstrative kommentierunlust ist ein erster hinweis darauf, wie sich die sich selbst multiplizierenden blutdopingskandälchen auf jegliches sportthema auswirken. fürchte ich.

  2. REPLY:
    beziehungsweise: fitness-studios sind nur effizient zu nutzen, wenn man seine gesamte freizeit darin verbringt. aber wer soll den traumkörper dann ansehen außer anderen fanatischen hopsern und pumpern, die für nix andres mehr zeit und energie haben.
    hm.

  3. Das kommt mir doch bekannt vor. Ich hätte noch ein paar Ausreden parat, falls man mal zu gesund ist um den Schwitztempel aufzusuchen.
    Naja, wenn ich mir die Mitschwitzlinge anschaue, beneide ich keinen. Die einen sind, nennen wir es mal so, rekonvalenzent, die anderen einfach aus der Gruppe mit viel Tagesfreizeit.
    Ach, ich vergaß die Jungs der örtichen Polizeitruppe. Hinter den Waden derselbigen lässt sich leicht und voller Bewunderung Spinning machen.

  4. Also, dass das am Übertrainiertseiin liegen soll, kann ich nur schwer glauben. Ich bin seit Mitte November im Studio, habe mir erst den Fuß verstaucht (drei Wochen kein hopsen) , dann einmal da gewesen, Grippe aus dem Büro verfeinert (zwei Wochen aussetzen, bitte), zweimal da gewesen und jetzt wegen einer Mini-OP wieder ne Woche nicht da. Dann kommen im März ungünstige Arbeitszeiten…. Ich bin gespannt, was sich dann im April auftut. :o)
    Also, ich glaube, dass Fitness-Studios einfach eine Abwehr des Restlebens provozieren. Oder so: *grübel*

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