Die Träume, die ich derzeit des Nachts produziere, sind neuartig:
Ich sehe kurz auf eine Landkarte, auf der die Route von A nach B eingezeichnet ist. Irgendwann später beschließe ich, von A nach B aufzubrechen. Als ich schon auf dem Weg bin und durch einen dunklen Wald laufe, fällt mir ein, daß ich nicht weiß, wie Ort B heißt und wie Ort A hieß, habe ich auch längst vergessen. Dann nehme ich eine Eisenbahn und sage mir, daß ich schon irgendwann irgendwo ankommen werde.
Später sitze ich auf einem Boot und fahre über einen klaren dunklen See. Im Wasser schweben Kleider von mir vorbei. Ich tauche und versuche, welche einzufangen, das Kind hilft mir dabei, aber viele ziehen wir nicht nach oben, denn sie sinken zu schnell in die Tiefe.
Letzte Nacht bin ich mit Freunden und dem Mann durch die leeren Straßen einer großen Stadt gegangen. Es war tief in der Nacht, alles schlief und wir waren sehr guter Stimmung. Fast beiläufig fiel mir auf, daß ich barfuß war und außer dem Kleid am Körper nichts bei mir hatte, kein Geld, keinen Wohnungschlüssel, kein Telefon.
Auffällig ist, daß diese Träume angsterregend sein könnten, es aber nicht sind. Früher hatte ich Panikträume von Theatervorführungen, die schon begonnen hatten und ich nach dem eingestrichenen Textbuch suchte. Oder ich sollte gar nicht als Souffleuse arbeiten, sondern für die Hauptrolle einspringen und habe krampfhaft überlegt, wie ich den Leuten beibringe, die an mir in den Theatergängen vorbeihasten, das ich das doch garnicht kann.
Oder ich mußte ganz banal noch mal aufs Gymnasium und hatte nicht einmal einen Stundenplan, von Hausaufgaben ganz zu schweigen.
Oder ich saß auf dem Rücksitz der großen Limousine, die ich jahrelang fuhr und bemerke mit Erschrecken, daß das Auto zwar sehr schnell fährt, aber niemand am Steuer sitzt. Ich bemühte mich krampfhaft, nach vorn zu hangeln, damit nichts passiert, denn schließlich ist das Kind auch mit im Auto…
(Die Rücksitzträume hörten auf, als ich auf einen Zweisitzer umstieg, warum auch immer.)
Ich empfinde mich im wahren Leben ja derzeit als etwas zu entspannt und warte darauf, daß es mal richtig kracht. War schließlich immer so.
Sie sind mir vielleicht ein Schätzchen, Frau Kitty. Sie warten darauf, dass es „richtig kracht“, damit Ihre eigenen negativen Erwartungen erfüllt werden, weil Sie sonst eventuell umdenken und erkennen müssten, dass Sie viel von dem, was Sie lange mit sich herumgeschleppt haben, bei etwas entspannterer Lebenshaltung sich erst gar nicht aufgehalst hätten. Sage ich, indem ich ganz dreist von mir auf Sie schließe.
Ich warte schon lange nicht mehr darauf, dass es kracht. Allerdings habe ich mich zuvor über Jahre hinweg von allem gelöst, was morsch und baufällig war.
Sie fühlen sich (wahrscheinlich nicht nur in Ihren Träumen) unbeschwert, und das ist ein gutes Zeichen. Bleiben Sie dabei !
PS: Wenn am Horizont irgendwelche Ängste, die mich persönlich betreffen, auftauchen, frage ich mich sofort, was passiert, wenn ich die Ängste zu Ende denke. Und dann schaue ich genau diesen Ängsten zu, wie sie sich binnen weniger Sekunden in Luft auflösen, weil sie sich ob ihrer eigenen Irrationalität genieren.
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ich konnte mir heute morgen ein herzhaftes kichern nicht verkneifen. hat sie ewige rache geschworen?
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ich denke ähnliches. allerdings scheint mich die situation nicht so sehr zu ängstigen wie früher.
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sie haben sehr sehr recht.
ich träume eher selten bzw. kann mich nicht dran erinnern. es sei denn, ich schlafe morgens nach dem aufwachen noch mal ein. dann träume ich immer. nach kurzem sturm um 5:00 uhr war ich heute auf der flucht vor meiner ex-frau …
< raum für deutungen >
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Herr Timanfaya, daran sollten Sie noch arbeiten. Ich für meinen Teil habe beispielsweise früher furchtbare Beklemmung verspürt, wenn ich von meinem Exmann träumte; mittlerweile bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich ihn entweder souverän links liegen lasse oder ihn hinauswerfe – wenn er denn überhaupt noch in Träumen herumgeistert.
Bei den meisten Träumen stehst du vor einer ungewissen, unangenehmen Zukunft und das scheint auch deine momentane Erwartung am Leben zu sein „und warte darauf, daß es mal richtig kracht“. So halten uns Träume einen Spiegel vor.
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das ist bei mir eins!jaja, nur langweiliger sex …
Träume sind nicht unbedingt Schäume. Augen offen halten.
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keine rache. und es gibt eigentlich garnix zu deuten, das war ’ne traumscheidung. auch jahre später ist alles völlig normal.
wenn ich mich recht erinnere, wollte sie mir an die wäsche. das reichte für den fluchtreflex. seltsam, wie sich sowas verschiebt obwohl nie etwas wirklich negatives vorgefallen ist.
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Ach sooo. Nur Sex also, wie langweilig. ;-)
Ich wieder mit meiner überbordenden Fantasie dachte sofort an Verfolgungsjagd mit Küchenmesser, Axt oder ähnlichem …