Am Abend vorher fragte mich mich noch, wie ich so wahnsinnig sein konnte, einer Freundin zuzusagen, um 11 Uhr morgens auf ein Konzert zu gehen. Da ist Frau Koma doch noch halb im selbigen.
Aber ich hübschte mich und trabte zum Kammermusiksaal, um mit ihr in ein Konzert der 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker zu gehen. Was uns empfing, war viel mehr. Ein Konzertmarathon bis zum frühen Abend zum 25. Geburtstag des Kammermusiksaales.
Öffentliche Kommunikation dazu? Nichts. Nada. Niente. 7 Stunden Kammermusik mit Musikern eines der besten Orchester der Welt (für 20 €!!!) und es gab dazu Null Hinweise. Weder auf der Homepage der 12 Cellisten, noch in sozialen Medien, auf der Homepage der Philharmoniker gibt es zwar eine Extraseite zum Jubiläum des Saales, aber dass man da auf zwei Veranstaltungen (es gab abends noch einen Festakt und Jazz bis in die Nacht) am 27. bis in die Nacht Musik hören kann, wird so ungelenkt kommuniziert, dass es kaum einen, der eine Karte kaufen möchte, erreicht. Selbst die Freundin, die sehr viel in Sachen Klassik unterwegs ist, wusste nichts davon. Dazu Chaos mit den Karten, einige hatten Platznummern, andere freie Platzwahl. Wir schmissen erst mal zwei protestierende Rentner von unseren Plätzen, später kam die pflaumenweiche Ansage, man hätte da ein Problem und die Leute sollten doch öfter mal die Plätze wechseln.
Was haben die denn für eine Öffentlichkeitsarbeit???
Die Musik war himmlisch. Ich (die ich reine Konsumentin ohne Sachverstand bin) entdeckte ein paar Stücke, wegen derer der Graf und ich bei Nachbars lauschend vor der Tür gestanden hatten, als die gerade laut Musik hörten. (Wir hatten uns nicht getraut, zu klingeln und zu fragen, was das ist.) Es waren Mozarts Arrangements von Bachschen Fugen für Streichquartett. Ok. jetzt muss ich die nur noch kaufen bzw. auf die Wunschliste setzen.
Es gab Arvo Pärt und eine Menge Kompositionen von Angehörigen der Philharmoniker selbst. Dazu in der Pause Kartoffel-und Gulaschsuppe und jede Menge liebenswürdige Improvisation, weil ein Musiker fehlte etc. Eine wirklich angenehme Atmosphäre, sehr entspannt, nicht steif, die Bravo- und Beifalls-Echauffeure, die jeden Applaus als ihren Auftritt nehmen, fehlten Gott sei Dank völlig.
Die Freundin hatte den Rest des Tages leider verplant und mußte nach zweieinhalb Stunden gehen. So blieb ich allein noch so lange, bis mich der Hunger nach Hause trieb (ich Schaf hatte mein Portemonnaie vergessen und der Graf, der auf die vakante Karte springen sollte, saß ohne Handy im Oberholz und checkte seine Mails nicht).
Was für ein genialer Tag…