Heute kam immer mal der Himmel runter, dann schien aber wieder die Sonne.
Es ist zu merken, daß wir Gäste mit einem Kind im Haus haben, sie heizen und der Flur wird wärmer.
Der Graf ging heute wieder die Strecke durchs Moor zu Fuß und ich sammelte ihn irgendwann auf.
Vorher belas ich mich zum Thema Wärmepumpe. Mir sind zu viele Behauptungen unterwegs. Von „geht garnicht im unsanierten Altbau“ bis „kein Problem“. (Ich denke bei „kein Problem“, daß das sicher stimmt, aber seinen Preis hat. Ist dann halt eine Stromheizung über Umwege. Bei diesen Strompreisen wirtschaftlicher Selbstmord.)
Was mich sehr stört, ist, daß man niemandem trauen kann.
Jeder will dir was verkaufen, es ist teuer gewordener Hype und Erfahrungen gibt es kaum.
Am frühen Nachmittag lud ich vier Kisten für den Trödelmarkt ein, fuhr nach Bobbin und sammelte unterwegs den Grafen auf. Wir gaben die Kisten ab und kauften und ein Brathuhn, denn der Hühnerstand war wieder da.
Nachmittags fotografierte ich Kleider, die ich verkaufen will. Ich kann eigentlich in jeden Beschreibungstext schreiben, daß die Materialien von hervorragender Qualität sind, denn dank fast fashion und Baumwollmangel gibt es solche Sachen heute nur noch selten.
Abends fuhren wir noch schnell einkaufen und brachten Leergut weg.
Ich textete dann die Anzeigen für die Kleider. Eines hat eine rührende Geschichte. Es ist ein Modellkleid von ehemals VEB Plauener Spitze aus Seidenchiffon mit handgestickten Pailletten. Einige Textilbetriebe der DDR versuchten in den 90er Jahren einen Neuanfang, voller Freude, was jetzt alles geht. Ich glaube, keiner überlebte das. Mit dem Kleid habe ich fast eine Hochzeit gecrasht, jedenfalls war die Braut sehr sehr sauer. Aber die Geschichte erzähle ich ein andermal.
Nebenher lief Buena Vista Social Club von Wim Wenders. Einen Film, den ich nie gesehen hatte, weil ich in der Zeit beim Film gearbeitet habe. Sehr anrührend, aber für mich wie immer bei solchen Themen ernüchternd und herzzerreißend zugleich. Ich höre zwar kubanische Leichtigkeit. Aber ich sehe Armut, ruinöse Straßen und Revolutionsparolen. Das ist nicht romantisch, nicht für mich.
Auf DIE Geschichte bin ich sehr gespannt! Und: Was mich sehr stört, ist, daß man niemandem trauen kann.: JA!
Ich muß zugeben, da habe ich mich nicht mit Ruhm bekleckert.