24.02. 2022

Eigentlich muß man über diesen Tag nicht viel sagen und doch muß es aufgeschrieben sein.
Heute morgen weckte mich die Nachricht vom Kind, daß ihr sozialer Vater, der seit zwei Jahren mit seiner Familie in Kiew lebt, nun doch Richtung Westen fahren will. Vor ein paar Tagen war er noch ganz gelassen. (Es kam am frühen Nachmittag noch die Nachricht, sie wären unterwegs und kämen gut vorwärts, seither hörten wir nichts mehr. Das ist nicht beruhigend. Hoffen wir das Beste.)
Als ich nachlas, was über Nacht passiert ist, war mir schlecht. Ich bin unter der Suggestion ständiger Kriegsbedrohung aufgewachsen und die Reflexe funktionieren noch. Sämtliche Ortsnamen kenne ich, in vielen Städten war ich schon, wenn auch vor 40 Jahren.
Als der Graf wach war, besprachen wir, ob wir irgendetwas tun müßten, sahen aber erst einmal keine Notwendigkeit.
Fazit dieses Tages: Wir fragen uns, ob dieser Mann in der Corona-Zeit im Kreml verrückt geworden ist. Die Vorhaben („Entnazifizierung“, „Genozid“) und Drohungen („Helft denen ja nicht, sonst erlebt ihr etwas, was ihr noch nie erlebt habt.“), hören sich ganz danach an.
Alles andere liegt nicht in unserer Hand, nicht in der von Privatpersonen, aber es ist eine riesengroße Scheiße.

Am frühen Nachmittag schalteten wir den Fernseher aus und legten uns erst einmal hin. Anderthalb Stunden später gingen wir raus, ich sammelte und fuhr Holz, der Graf arbeitete mit der Motorsäge bis es dunkel wurde. Mimi begleitete mich, Shawn kam irgendwann gähnend aus einem Eckchen und fragte an, ob es bald was zu essen gibt.
Ich koche dann noch unaufwändig und heizte den Ofen an.

Jetzt ist Schluß mit dem Information Overkill. Ich gehe ins Bett und hoffe, daß die drei, die da noch irgendwo wahrscheinlich auf der E40 Richtung Westen unterwegs sind, heil ankommen werden.

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2 Gedanken zu „24.02. 2022

  1. Freundin L. aus Kiew ist gottseidank seit Tagen in Stuttgart bei Tochter, Schwiegersohn und Enkelinnen und wird hoffentlich bald bei uns sein.

    • Das ist gut! Mein Ex ist ein Kaltblut, das ist aber nicht immer gut. Er hat wahrscheinlich nicht damit gerechnet, daß sich mit seiner Abreise das halbe Land auf die Flucht begeben würde.
      Die Familie in Deutschland hat seit Wochen gefragt, wann sie zurück wollen, es wäre gefährlich .

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