Ein verkorkster Tag. Obwohl er unter dem Zeichen „das letzte warme Wochenende des Jahres“ stand, weigerte ich mich, mich am kollektiven Freizeitstreß zu beteiligen.
Obwohl es da draußen wirklich wunderbar war. Die Luft glasklar und wie Seide und dann diese Altersmilde des Sommers, die melancholisch macht. Wieder ein Sommer fast vorbei. Einer von dreien in Folge, die ich nur nebenbei erlebte. Aber wenigstens gehts wieder aufwärts.
Da die Paardynamik zwischen dem Mann und mir fatalerweise so funktioniert, daß immer einer oben und der andere unten ist, blieb der krisenhafte Durchhänger, der an meiner Seite statt fand, nicht ohne Wirkung auf mich. Aber das ist ein weites Feld.
Kurz nach dem Tagesanfang mit umfangreichen Putzarbeiten rief das Kind an. Sie brauchte meinen großen Vaio, der in der Ecke der Wohnung sein Gnadenbrot verzehrt, für die Konvertierung von Videodaten. Denn sie studiert nicht nur und jobbt täglich noch in einer Bibliothek, sondern macht auch noch hin und wieder etwas für die Institution, in der sie ihr freiwilliges soziales Jahr leistete. So verbrachten wir den Nachmittag damit, eine Videokassette mit Filmaufnahmen von tobenden kleinen Jungs zu überspielen. Kind und Freund brachen daraufhin zum Olympiastadion auf, um sich „Die drei ???“ anzusehen (-hören?).
Ich war todmüde. Der Tag sollte meine Ruheinsel für die kommende stressige Woche sein. Hinlegen ging aber nicht. Der Mann wollte um 19 Uhr bei einem Konzert im Britzer Garten sein und ich hatte mir gewünscht, am Abend etwas auf Kohlenfeuer Gegrilltes zu essen. Das mußte irgendwie koordiniert werden.
Also heizte ich in der prallen Sonne den Grill an und machte Tomatensalat. Als der Mann vom Obsteinkauf zurück kam, waren die Bratwürste schon fertig und die Chicken Drumsticks schmurgelten noch vor sich hin.
Der Abend verlief dann doch anders. Gin Tonic auf dem Balkon.
Ich lese nach wie vor gerne mit, auch wenn ich grad nicht kommentiere. Wollte ich nur so mal ins besuchermäßige Sommerloch hineingeworfen haben.