Die Freunde warteten bereits am Stadttor. Neben den Wächtern standen sie in der Hitze, aufmerksam, sorgenvoll schauten sie die Straße entlang, sie wollten mich nicht ohne ein paar Worte ziehen lassen.
Einzig mein Pferd war ungewöhnlich, denn es stammte aus dem Stall des Königs und so trug es auch seinen Kopf. Seine Hufeisen schlugen grell und laut auf das Pflaster. Ich hingegen trug schwere Schuhe und die Reisetracht der Männer. Meinen Schmuck hatte ich für einen schlichten Dolch hingegeben, der Umgang mit ihm war mir vertraut, auch wenn es lange Zeit her war, daß ich in Waffen unterwiesen wurde. Dazu etwas Wasser, Brot und eine Decke, mehr brauchte ich nicht.
Vor dem Torbogen stieg ich ab, sah sie an. Vorsichtig berührten sie meine Schulter, mein Pferd, den Dolch. Ihre Blicke sagten: „Ja, ich verstehe es, ich käme gern mit dir, wenn ich ein paar Jahre jünger wäre.“ und fragten: „Warum? Du hast alles in den kühlen Hallen des Palastes, sei zufrieden!“
Ich lächelte vorsichtig, berührte sie ebenfalls flüchtig, meine Augen brannten unter der Krempe des dunklen Hutes gewiß nicht von der Sonne.
Dann stieg ich wieder auf. Das Tor wurde geöffnet, ich ritt langsam in die Ebene hinein, ohne mich noch einmal umzudrehen. Ich mußte ihnen nichts erzählen. Denn sie hatten von jener Nacht gehört, in der ich vor den Fremden sang und tanzte. Das Feuer loderte heiß, während draußen in der Kälte der Nebel in Kristalle ausfiel. Sie hatten die Visiere geöffnet, die Rüstungen gelockert und tranken unseren warmen Wein. Sie lächelten, als sie von der Schönheit ihrer Heimat sprachen. Ich stand im Schatten einer Säule und hörte ihnen zu, bis einer leise zu mir trat, meinen Schleier abnahm und mich küßte. Dann war nichts mehr wie bisher.
Ich ging langsam, atemlos, mit geradem Rücken quer durch die Gesellschaft aus dem Saal, mein Tamburin locker in der Hand. Dann begann ich zu rennen, schlug die Tür zu meinem Zimmer zu und verschloß sie dreimal. Es dauerte Tage, bis ich wieder nach draußen ging. Die Fremden waren längst weitergezogen und ich stand an meinem Fenster, sah in die Ferne, die Finger an meinen Lippen.
Ich wußte, daß der Weg weit sein würde, daß ich dort nichts gelten und nichts haben würde. Ich wollte es. Ich wußte, daß ich Arbeiten verrichten mußte, die ich nicht einmal kannte, daß ich mich in Gefahr begab und niemand mir helfen konnte. Ich wollte es. Ich wußte, daß die Reise eine halbe Ewigkeit dauern würde und daß an ihrem Ziel jemand auf mich wartete, oder auch nicht, daß diese Heimat nur in ihren Worten so schön wäre. Ich wollte es. Und so ging ich.
*Romantikmodus off*
Geh, wohin dein Herz dich trägt.
*Zitiermodus off*
[Auch ich habe vor geraumer Zeit jenen Palast verlassen, in welchem ich ein sicheres und gleichmäßig ruhiges Leben gehabt hätte, um in eine ungewisse Ferne zu ziehen. Das Land, von dem ich gehört hatte, ist in Wirklichkeit noch viel schöner … ]
REPLY:
ist es. und man erfährt dort wesentlich mehr über sich selbst als man vorher dachte. kann auch mal schief gehen. aber ich würde es heute sogar wieder machen, wenn ich wüßte das es nicht so gut läuft, wie es gelaufen ist. das wirklich dämlichste im leben ist, sich mit faulen kompromissen in elementaren bereichen selbst auszubremsen*. da darf ich garnicht mehr drüber nachdenken …
* das ist so meine zentrale „jetztbinichvierzigundweise-essenz“
REPLY:
nun ja, es ist ein nachtrag. danach habe ich den schalter umgelegt…