Der Tag bestand im wesentlichen aus Warten auf den Sturm.
Die Paketbox noch mal sichern, noch mal umschauen, was sonst noch fliegen könnte, den Katzen eine Extraportion Futter geben, denn meist sind sie verschwunden, wenn es losgeht. Gäste empfangen und über bei Sturm gefährlichen alten Baumbestand belehren.
Ein hübsches französisches Service auspacken, mit einer Träne im Augenwinkel, denn 1/3 davon war zu Bruch gegangen. Es war leider schlecht verpackt.
Die Küche putzen und Curry mit roten Linsen und Blumenkohl kochen.
Dann Beine hoch, stricken und den Fernseher etwas lauter stellen, denn mit dem Dunkelwerden fuhren hunderte Züge draußen am Haus vorbei.
Schönes Phänomen im deutschen TV-Krimi: Drehbuchautoren und Schauspieler adaptieren schichtenspezifische Alltagssprache, Kostüm/Maske sind so realistisch, daß Figuren charakterisiert werden (man schreckt nicht mal vor dem 80ies-Pullover zurück, um zu zeigen, die Figur ist bodenständig und leicht schrullig). Aber wenn die Kommissar*innen nach Feierabend zu Hause ankommen, herrscht Traumland. Deutsche Beamte bewohnen riesige Lofts oder stylisch eingerichtete Altbauwohnungen. Niemand hat eine Sofaecke von Möbel-Sconto, die gerade so ins Wohnzimmer paßt und dazu einen abgeliebten Fliesentisch. Höchstens die Interieurs ihrer Klienten sind sozial passig. Praktischeweise passieren den Leuten aus der gehobenen Mittelschicht immer die doofen Sachen.
Warum? Paßt in die aus der Sozialbindung gelaufene 70er-Jahre-Wohnung kein Filmteam? Vermietet niemand sein Reihenhaus zwei Monate im Jahr an eine Produktionsfirma? Im Studio wird so was nicht mehr gebaut, zu teuer.
Wetter-Update: Das ist nur was für starke Nerven. Zehn Minuten vor Mitternacht war der Strom weg. Eine Dreiviertelstunde später das Wasser. Da wir das schon kennen, haben wir noch schnell Eimer und Töpfe gefüllt. Wir haben schließlich Gäste im Haus. Wir planten vor dem Einschlafen noch, daß wir den Gasgrill zum Kochen aufstellen würden, wenn sich das hinzieht.
Natürlich hatte mein Handy einen leeren Akku, aber ich fand noch eine powerbank, die ich vor 6 Monaten mal aufgeladen hatte, auch die Kopflampe mit den 5 Jahre alten Batterien funktioniert noch.
Dann gingen wir schlafen. Ich vorsichtshalber in Socken und im Felljäckchen mit Kapuze. Der Wind drehte langsam und im Moment zieht es in der Mansarde, in der unser Bett steht, wie Hechtsuppe. Wenn eine Böe kommt, heult, rüttelt und pfeift es. Aber noch hat es nirgendwo hörbar gekracht oder gescheppert.
Halb 5 waren Strom und Wasser wieder da. Und irgendwann zur Aufstehzeit sollte es sich beruhigt haben und ich kann mittags vielleicht ein bisschen Schlaf nachholen.