14.11. 10

Die letzten Tage waren eigentlich eine tagebuchwürdige Zeit. Aber Würde ist zweischneidig und sie brachte mich dann doch dazu, Diskretion walten zu lassen.
Ich habe einige Erfahrungen und Lehren mitgenommen.
Zum einen, daß ein von zwei Ärzten empfohlenes, weil nicht suchterregendes Mittel gegen die Mischung aus schwerer Erschöpfung und total aufgedreht sein nicht unbedingt indivduell verträglich sein muß. Ich fühlte mich 30 Stunden lang wie auf einem sehr üblen Drogentrip. Mit komplettem Verlust des Zeitgefühls. Hinlegen und bei voller Beleuchtung pennen. Zwischendurch etwas tun, ohne mehr als bruchstückhafte Erinnerung daran zu behalten (ich kochte, mit meinen äußerst scharfen Küchenmessern). Mischungen aus Halluzinationen und Alpträumen, in denen ich mir mit dem Küchenbeil die Finger abhackte. Koordinationsproblemen beim Laufen und Sehstörungen, als hätte mich einer in Aspik oder Götterspeise eingelegt.
Danke, das brauche ich nicht noch einmal. Darüber hinaus faßte ich den Entschluß, auch das Mittel, das ich seit einem Jahr stabil nehme, im Frühjahr nächsten Jahres behutsam abzusetzen. Das muß alles nicht sein. Ich bin ich. Mit allen Ängsten, Höhenflügen und anderen Macken. Ich bin schließlich schon einen guten Teil meines Leben mit mir ausgekommen.

Zum anderen, daß es besser war, die Kampfzone nun endgültig, in gemeinsamer Übereinstimmung zu verlassen. Ich war kaum noch in C-Burg und wenn ich da war, hatte ich einfach nicht mehr den Handlungsspielraum, den ich einst glaubte, besesssen zu haben oder – anders formuliert – ich hatte den Schlüssel zum angepaßten Verhalten nicht mehr.
Nicht daß man mich falsch versteht. Alles hat bekanntlich zwei Seiten. Ich habe viel Unterstützung, Zuverlässigkeit und Fürsorge in den letzten anderthalb Jahren erfahren. Aber ich war in den 4 1/2 Jahren nie die Frau, die mein Gegenüber sich wünschte und umgekehrt, vermißte ich vieles, das ich als Selbverständlichkeit betrachte

Hm, nun bin ich also Bestandteil dieser Singlekultur. Schon komisch, denn ich habe nur Erfahrungen aus äußerer Anschauung.
Ich war immer langfristig verbandelt. Mal glücklich, mal weniger glücklich, mal anstrengend, mal leicht und produktiv. Mein Leben bestand aus serieller Monogamie mit halbjährigen Pausen dazwischen.
Was werde ich jetzt tun? Mich auf Ü30-Parties schleppen und mir Baggersprüche anhören? Eine griesgrämige Frau „um die“ werden? Vielleicht kann ich nun auch meinen Traum verwirklichen, an einer Barbara-Cartland-Alterskarriere zu bauen.
Auf jeden Fall habe ich nun jede Menge Zeit und Energie und keiner redet mir dazwischen.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Leben von kitty. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

12 Gedanken zu „14.11. 10

  1. Warten wir doch erst mal ein halbes Jahr Pause ab.
    Und dann stehen vor einem Profil auf Internet-Verbandelungsplattformen (kein Wort dagegen) doch erst mal grundsätzliche Fragen wie: Hauptsache zu zweit? Wie fühlt es sich so allein an? Fehlt was?

  2. Glauben Sie mir Frau Koma….“keiner redet mir dazwischen….“….das hat was! Nur weil Frau allein-stehend ist, wird sie nicht zwangs-läufig……griesgrämig……meint eine Solistin.
    Es gibt ein Leben nach Ü-30!!!

  3. REPLY:
    oh, ich las es bei ihnen. mit zweimal drüber schlafen glaube ich: das wird. ganz sicher.

  4. REPLY:
    ja komisch, früher hab ich immer gesagt: spannend, endlich was neues. jetzt passiert es zum ersten mal, daß ich mir sage: oh nee. doch nicht mit mitte 40 wieder zu „adam sucht den superstar“.
    aber jetzt wird erst einmal gelebt.

  5. REPLY:
    :) schade, grade der Mi ist gestopft mit drei terminen. vielleicht schaff ichs ja tatsächlich mal in die heimat der tanten und onkel.
    ja und die jungen männer. süß sind se ja.

  6. Ich bin zu der Ansicht gekommen, dass das Leben für eine Frau richtig gut wird, sobald sie ihr Selbstwertgefühl nicht mehr von einer Partnerschaft bzw. vom eigenen privaten „Marktwert“ abhängig macht. 40+ ist tatsächlich ein gutes Alter dafür.

  7. ihr text beruehrt mich. sie haben voellig recht haben, lieber ohne (durchaus auch manchmal helfende) tabletten leben zu wollen. das macht dann auch nicht gleich jede „schwankung“ zur unueberwindlichen krise!
    und ad beziehungen: wer in einer partnerschaft leben will, tut es im allgemeinen auch, hat mir ein lieber freund erklaert. auch da find ich was dran – insofern warum nicht die pause AUCH genieszen?

  8. zuallererst: fühl dich mal ganz fest gedrückt.

    dann: „angepasst“ ist mist. aber sowas von! nach den regeln anderer leben zu müssen ist, so denke ich, für frauen wie uns keine option.
    (auch hier nicht, btw. gestern nun den jungen mann aus meinem leben wirklich definitiv verabschiedet – schlimm für uns beide, trotz allem. war wohl tag der trennungen, gestern.)

    und das mit dem single-dasein: mach dir da keinen stress. ich hab diesen sommer sehr viel gelernt in der hinsicht. falls du am mi. zeit und vor allem lust hast, könnte ich nach bln hochkommen. sag einfach bescheid.

    ach, und ü30-parties sind doch meist böse resteverwertungsrampen! *kicher* das sollte man wirklich nur zum spaß machen, wenn man lust auf „raupenschau“ hat … ;))))

    ich wünsch dir eine erfolgreiche und schöne woche (trotz allem!). ganz liebe grüße!

  9. REPLY:
    ach solistin bin ich auch. aber ich hab immer ein kleines rudel um mich herum gehabt.

  10. REPLY:
    hm, ich glaube, ihr freund hat recht. entweder man kann oder will es oder eben nicht.

Kommentare sind geschlossen.